Nach Sankt Peter-Ording und Rügen war Helgoland als Ort für den vierten d-pixxWorkshop ausgewählt worden. Er fand vom 30.4. bis 4.5. statt.

Die einzige deutsche Hochseeinsel kann von verschiedenen Häfen auf dem Festland mit unterschiedlichen Schiffen erreicht werden.

Das d-pixx-Team – Herbert und Heidi Kaspar, Ralf und Andrea Wilken – hat sich für die Anreise ab Cuxhaven entschieden. Von dort braucht der Katamaran „Halunder Jet“ (Halunder ist der Name für die Sprache der Helgoländer) rund 75 Minuten für die Überfahrt.

Ein Tag vor dem Beginn des Workshops

Wir vier stehen in Cuxhaven, schauen auf graue Wolken, frösteln still vor uns hin und warten auf die Überfahrt, für die eine Mitarbeiterin der Reederei kabbelige See versprochen hat. Na prima. Schietwetter ist ja genau das, was man sich als Veranstalter für einen Fotoworkshop wünscht.

Die Fahrt nach Helgoland ist dann ruhiger, als befürchtet. Zwar bringt Windstärke 6 sehenswerte Wellen zustande, von denen ab und zu eine an die Fenster im „ersten Stock“ des Halunder Jets schlägt (ca. 6 m über dem Meeresspiegel bei ruhiger See), aber als Katamaran kommt der Halunder Jet gut mit der kabbeligen See zurecht. Einige Mitreisende werden trotzdem seekrank. Wir dankenswerterweise nicht – Ralf und Andrea weil sie seefest sind, Heidi und ich, weil wir Superpep kauen.

Auf Helgoland ist das Wetter dann auch nicht besser. Wir malen uns schon aus, wie 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Workshop in jeder Pause zwischen den Theorieeinheiten nach draußen schauen und sagen: „Ich glaube, da hinten wird es schon heller.“

Aber am Abend wird es von dann tatsächlich heller und es gibt sogar einen schönen Sonnenuntergang zu sehen …

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Foto: Herbert Kaspar
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Foto: Herbert Kaspar
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Foto: Herbert Kaspar

Tag eins

Nanu? Wo ist das schlechte Wetter? Es ist immer noch ziemlich frisch, aber angenehm, es regnet nicht und der Wind hat nachgelassen, die Teilnehmer haben angenehm ruhige Überfahrten nach Helgoland, wo sie bald nach Mittag eintreffen. Heidi und Ralf holen sie am Hafen ab, aber einige entwischen dem Begrüßungskomitee und kommen allein in die Jugendherberge.

Jugendherberge? Ja, Jugendherberge. Dort gibt es einen Seminarraum und in einem eigenen Bereich Zimmer mit Bad für Paare oder Familien, einen langen Flur entfernt vom wuseligen Teil, wo Schulklassen untergebracht sind. Wir haben dort gebucht, weil das große Hotel, das wir zunächst ins Auge gefasst hatten, noch mehrere Jahre ausgebucht ist. Dort sind die Frauen und Männer untergebracht, die einen Off-Shore-Windpark bauen, dessen Windränder von der JuHe aus am Horizont zu sehen sind.

Wir bereuen die Entscheidung nicht. Das Herbergsteam um Herrn und Frau Georgi und Herrn Toben ist sehr nett und hilfsbereit. Das Essen ist ordentliches Jugendherbergsessen. Es wird keinen Stern bekommen, aber das ist auch nicht der Sinn der Sache. Nur das rosa Fruchtgetränk ist gewöhnungsbedürftig ;-).

Gegen vier sind alle da. Wir begrüßen neun „Neulinge“ und  acht „Wiederholungstäter“. In jeweils alphabetischer Reihenfolge: Heidi P., Herbert D., Ole, Petra, Ralf L., Ralf S., Stefan, Sylvia und Volker, sowie Henry, Jutta, Kathrin, Sibylle, Silke, Susanne, Traute und Walter.

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Gruppenbild mit vielen Damen.

Bei selbst gebackenen Kuchen, die Heidi aus Hammelburg mit auf die Insel gebracht hat, Kaffee und Tee kommen erste Fachsimpeleien auf, aber die „Alten“ fragen auch nach Kindern und Enkeln.

Dann Ralfs erste Theorieeinheit: Die Bedeutung eines klaren Bildaufbaus. Danach sollen die Teilnehmer beim ersten Outdooreinsatz zeigen, dass sie Bilder klar gliedern und ordentlich einteilen können. Die abendliche Bildbesprechung beweist, dass sie die Lektion schon sehr gut verinnerlicht haben. Das beste Bild des Abend hat Sibylle abgeliefert und sie erhält als Belohnung eine Flasche Sekt mit einem besonderen d-pixx-Helgoland-Workshop-Etikett (Design: Ralf).

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Foto: Heidi Pomowski
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Foto: Ole Dodeck
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Foto: Sibylle Spremberg | Sieger des Tages
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Foto: Traute Scheuermann

Tag zwei

In Sachen Wetter ein weiterer Fortschritt. Also nur kurze Theorieeinheiten, aber zwei Exkursionen aufs Oberland, das immerhin 61,3 m über dem Meer liegt. (Da haben wir sogar in Hammelburg mit den Weinbergen deutlich mehr zu bieten, aber das ist eine andere Sache …)

Am Vormittag erklimmt eine Gruppe die steile Treppe gleich hinter der Jugendherberge (265 Stufen, die sich anfühlen wie 500). Die andere Gruppe macht es sich etwas einfacher und wählt den Weg über den Aufzug und durch die Siedlung auf dem Oberland. (Ja, es gibt einen Aufzug, der Unter- und Oberland verbindet). Gemeinsames Ziel sind die fotogenen Basstölpel. Die Lummen, die dieselben Felsen bevölkern, sind fotografisch eher langweilig (tut mir Leid für euch, ist aber so!).

Weil sie ganz in der Nähe ist (auf Helgoland ist eigentlich alles immer ganz in der Nähe), wird auch die lange Anna zum Motiv. (Die „lange Anna“ war eine hochgewachsene Bedienung in einem Gasthaus am Ende der Insel. Das Gasthaus gibt es schon lange nicht mehr, der Name der Frau lebt weiter …).

Dazu der Blick übers Meer.

Lange Brennweiten kommen zu ihrem Recht, fliegende Basstölpel werden zum Motiv, viel mehr aber noch die Tiere, die gleich hinter dem Zaun Nester bauen, balzen oder sich auch einmal kurz aber heftig befehden.

Auch Schafe mit Jungtieren („lebender Flokati“) lenken manches Objektiv auf sich.

Am Nachmittag dann ein zweiter Aufstieg, um das Oberland „komplett zu machen“, dieses Mal aber von der anderen Seite aus.  Vor dem Weg am Krankenhaus vorbei nach oben erliegt der größere Teil der Gruppe zwar erst noch der Versuchung, die von Gerriet Schafft und seinem legendären Eisstand ausgeht, aber dann trifft man sich doch oben am Leuchtturm.

Da Ralf vorher darüber referiert hat, dass Einrahmungen das Hauptmotiv besser herausbringen („Baum von oben geht immer!“) wird eifrig versucht, für den Leuchtturm, den Turm der St. Nicolai-Kirche oder die beiden Häuser mit ihren roten Fassaden eine Umrahmung zu finden. Eine schwierige Aufgabe, denn Bäume (siehe Zitat oben) sind hier nicht zu finden.

Nach dem Abendessen: Ein bisschen Theorie, vor allem darüber, wie man sich ein Motiv erarbeitet, statt sich einfach mit dem ersten Bild zufrieden zu geben. Dann Bildbesprechung. Erwartungsgemäß zahlreiche Basstölpel – allein, als Paar, als Gruppe – und nicht zu zahlreiche Einrahmungen. Die Flasche Sekt geht an Herbert D., der zwar die roten Häuser nicht eingerahmt, ihnen aber eine Kirchturmspitze aufgesetzt hat.

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Foto: Heidi Pomowski
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Foto: Henry Matysiak
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Foto: Herbert Dahlmann | Sieger des Tages
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Foto: Kathrin Maas
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Foto: Ole Dodeck
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Foto: Petra Schmette
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Foto: Silke Janssen
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Foto: Stefan Wendling
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Foto: Susanne Semmlinger
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Foto: Volker Bödigheimer
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Foto: Walter Plagge

Tag drei

Womit haben wir das verdient? Das Wetter ist noch besser geworden und lockt die einen für eine Tour rings um die Insel auf ein Börteboot, das mit 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops ausgebucht ist. Sie sehen Helgoland „von außen“.

Die anderen zieht es gleich auf die Düne, die bis 1721 Teil von Helgoland war. (Der Plan, diese Trennung rückgängig zu machen und Insel und Düne mit einem Damm zu verbinden, wurde von der Mehrheit der Bevölkerung 2011 abgelehnt!)

Die Überfahrt dauert knapp 8 Minuten (Preis für Hin- und Rückfahrt 5 Euro pro Person).

Am Ziel: eine ruhige Strand- und Dünenlandschaft. Richtiger: eine wieder ruhige Landschaft, denn kurz zuvor hatten noch die Bands der Rock’n‘Roll-Butterfahrt die kleine Insel mit dröhnenden Bässen überzogen.  Noch richtiger: eine wieder fast ruhige Landschaft, denn auf der Düne liegt der Flughafen für Helgoland und zeitweilig kommen die kleinen Propellermaschinen im gefühlten Fünf-Minuten-Takt.

Motive gibt es in Hülle und Fülle. Für die Kegelrobben, die größten Raubtiere Deutschlands, braucht man Geduld, bis sich etwas tut. Die meiste Zeit erinnern sie nämlich eher an Pelzmäntel, die im nassen Sand liegen. Für die Möwen braucht man ein langes Tele um sie – sitzend oder fliegend – groß ins Bild zu bekommen. Für den Leuchtturm braucht man ein bisschen Phantasie, um ihn anders als einfach nur mittig-hochkant ins Bild zu setzen. Dazu kommen vor sich hin rostende Metallpfähle im Sand, Strandkörbe, Austernfischer, Gras, Steine am Strand, der rote Belag des Anlegestegs, die algenbesetzte Einfassung des Hafenbeckens, die farbigen Ferienhäuschen, die kleinen Süßwasserreservoirs im Innern der Düne … habe ich etwas vergessen? Wahrscheinlich schon …

Am Abend wieder Theorie und, Sie ahnen es, Bildbesprechung. Heute ist die Bildauswahl vielseitiger (kein Wunder, wenn Sie die Zeilen oben lesen). Die Flasche Sekt müssen sich zwei Teilnehmer teilen: Ralf L. und Volker, die völlig unterschiedlich an die Motivvielfalt der Insel herangegangen sind.

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Foto: Henry Matysiak
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Foto: Henry Matysiak
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Foto: Jutta Haar
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Foto: Jutta Haar
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Foto: Jutta Haar
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Foto: Kathrin Maas
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Foto: Kathrin Maas
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Foto: Petra Schmette
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Foto: Ralf Lehmann
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Foto: Ralf Lehmann
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Foto: Ralf Lehmann | Sieger des Tages
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Foto:Ralf Strothmann
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Foto: Silke Janssen
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Foto: Susanne Semmlinger
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Foto: Susanne Semmlinger
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Foto: Volker Bödigheimer | Sieger des Tages
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Foto: Walter Plagge

Tag vier

Nanu? Wir sind doch inzwischen gewohnt, dass das Wetter von Tag zu Tag besser wird. Ist damit Schluss? Nicht so schlimm. Fast die ganze Gruppe nutzt den frühen Vormittag für eine Bunkerbesichtigung. Sie zeigt eindrucksvoll, was Nationalismus und Militarismus anrichten. Als die Tour, die die Gruppe noch einmal aufs Oberland geführt hat (mit entsprechenden Motiven) zu Ende ist, ist das Wetter wieder 1a. Etwas Theorie in der Jugendherberge und dann lockt das ganze Unterland als Motiv, besonders aber alles, was mit Hafen, Wasser, Booten, Tieren im Wasser zu tun hat, denn das ist das Thema dieses Tages.

Die Theorieeinheit des Abends wird von der Vorbeifahrt des grünen Seglers „Alexander von Humboldt II“ unterbrochen. Fast zum Greifen nah gleitet das Schiff an der Jugendherberge vorbei und wird – wie sollte es auch anders sein – mit den unterschiedlichsten Brennweiten mit und ohne Vordergrund abgelichtet. (Wir werden auch fotografiert, denn das Deck des Schiffes ist voll von Fahrgästen.)

Die letzte Bildbesprechung zeigt dann, dass alles, was Ralf in Sachen Bildaufbau und Bildgestaltung während der letzten Tage vorgetragen und vor allem auch gezeigt hatte, auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Sauber aufgebaute Bilder, Bilder aus interessanten Blickwinkeln sind auf der Leinwand zu sehen. Die Flasche Sekt geht an Ole, der zwei Top-Bilder abgeliefert hat (das andere ist in der Printausgabe zu sehen). Den Sekt gibt es für die Bilder, wohlgemerkt, und nicht als Belohnung dafür, dass er sich für das Bild unten ins kalte Nordseewasser gewagt hatte!

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Foto: Heidi Pomowski
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Foto: Herbert Dahlmann
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Foto: Ole Dodeck | Sieger des Tages
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Foto: Petra Schmette
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Foto: Ralf Strothmann
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Foto: Silke Janssen
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Foto: Stefan Wendling
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Foto: Traute Scheuermann
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Foto: Traute Scheuermann
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Foto: Volker Bödigheimer
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Foto: Walter Plagge

Tag fünf

Uff, das Wetter hat durchgehalten. Aber dass es heute wieder richtig, richtig schön ist, macht den Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Abschied von Helgoland und der Gruppe nicht eben leichter. Aber was sein muss, muss sein. Also werden die Zimmer geräumt, die Koffer gepackt und im Seminarraum geparkt oder gleich dem Service übergeben, der sie zum Hafen bringt. Dann gibt es noch zwei Theorieeinheiten mit auf den Weg.

Und dann: Finale.

Canon hat (vielen Dank) eine PowerShot G7 X Mark II zur Verfügung gestellt. Angedacht war, sie als Preis für das beste Workshopbild zu vergeben – aber es gibt genug Stress und Konkurrenz im täglichen Leben. Also: kein Wettbewerb um das beste Bild, sondern eine Verlosung. Das Glück ist Henry hold. Er fischt das richtige Los aus der Kappe.

Außerdem finden die beiden letzten Flaschen Sekt ihre Besitzer, die mit ihren Beiträgen die beiden Sonderaktionen, die während der Workshop-Tage liefen, für sich entscheiden können.

Aktion 1: Ralf hatte ein Vier-Bild-Tableau in Photoshop erstellt. Wer mochte konnte versuchen, dieses Tableau mit vier Bildern zu füllen, die entweder vom Thema, vom Look oder vom Aufbau her zusammen passten. (Wer mit Photoshop nicht klar kam, lieferte einfach die Bilder und die Platzierungswünsche ab und wurde von Ralf oder Andrea geholfen.) Den Sekt holt sich Ole mit einem Bildquartett, das er auf dem Minigolfplatz geschossen hatte.

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Foto: Herbert Dahlmann
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Foto: Ole Dodeck | Sieger Tableau
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Foto: Sibylle Spremberg

Aktion 2: Aufgabe war, aus vier Boulekugeln ein Motiv zu machen. Der Sekt geht an Sibylle.

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Foto: Sibylle Spremberg | Sieger Boule-Kugeln

Und dann ist der Workshop zu Ende. Die Kameras werden aber trotzdem nicht weggepackt, denn die Zeit, bis das Schiff zum Festland ablegt, kann man ja noch für einige Aufnahmen nutzen!

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Foto: Stefan Wendling

Und natürlich bietet sich auch der Blick zurück vom Schiff als Motiv an.

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Foto: Ralf Strothmann

Alles in allem

war es wieder ein gelungener d-pixxWorkshop mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern, von denen wir uns wünschen, sie bei einem anderen d-pixx-Event wieder zu sehen. Vielen Dank an euch. Ihr habt dazu beigetragen, dass wir alle uns gern an die Tage auf Helgoland zurück erinnern werden. Damit wir uns dabei nicht nur auf die eigenen Bilder und das Gedächtnis verlassen müssen, erhalten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Fotobuch, gestaltet von Andrea und gestiftet von CEWE. Vielen Dank dafür.

Ach ja – uns hat es so gut gefallen, dass wir uns spontan entschlossen haben, für nächstes Jahr (13. – 17. Mai 2017) noch einen Workshop auf Helgoland anzubieten.

Das Angebot und die Anmeldeunterlagen finden Sie ab 23. Mai, dem Verkaufsstart der d-pixx 2-3/2016, hier auf unserer Homepage!

 

Text (c) Herbert Kaspar