Das Wochenende um den 7. Mai war in Hockenheim ein Rennwochenende. Unter anderem standen ein Rennen der DTM (Deutsche Tourenwagen Meisterschaft) und ein Rennen des Porsche Carrera Cups auf dem Stundenplan. Als Fotograf ganz vorne dabei: d-pixx-Leser Christian Keller. Hier sein Bericht …

Die Rennen in Hockenhein werden natürlich fürs Fernsehen aufgenommen, aber auch das gute alte Foto kommt zu seinem Recht. Rund 1200 Fotografen bewerben sich durchschnittlich um das Privileg, nah an der Strecke und in der Boxengasse ihre Aufnahmen machen zu dürfen – aber nur 50 erhalten eine Fotografenweste, die ihnen erlaubt, dort zu arbeiten.

Dass ich einmal zu diesen 50 „Auserwählten“ gehören würde, hätte ich nie, wirklich nie zu träumen gewagt. Dass es dann doch so kam, ist einer Idee von Harald Bauer (Produktmanager Sigma Deutschland) und Oliver Hilger (Leiter der Porsche Motorsportpresse) zu verdanken. Es gelang ihnen, fünf der begehrten Fotografenwesten zu ergattern, die sie fünf deutschen Fotozeitschriften zur Verfügung stellten – darunter d-pixx -,  die sie wiederum an einen ihrer Leser weitergeben sollten.

d-pixx schrieb daraufhin einen kleinen Wettbewerb aus. Drei Bilder sollten eingereicht werden: eines von einem stehenden Auto, eines in Mitziehtechnik von einem fahrenden Auto (von was auch sonst?) und eines von einem Autodetail.

Neun Bewerber kamen in die engste Wahl. Chefredakteur Herbert Kaspar sah alle auf einem Level und wollte nicht entscheiden, wer von den neun nach Hockenheim darf. Er überließ die Entscheidung seiner Enkeltochter Lara, 3 1/2, die immer wieder als Glücksfee eingesetzt wird. Sie zog: mich. Danke, Lara!

Damit waren die Weichen gestellt, für einen absolut faszinierenden, wahnsinnig tollen Tag für mich, in Hockenheim.

Das eigentliche Erlebnis begann für mich dann um am 7. Mai um halb acht mit der Ankunft am Presseparkplatz P1 in der Motorstadt Hockenheim, der für andere Zuschauer gesperrt ist. Da ich aber dem Sicherheitspersonal meine Durchfahrtsgenehmigung zeigen konnte, durfte ich passieren und wurde auf dem Presseparkplatz zu einem der noch vielen leeren Standplätze gelotst, von wo es zunächst einmal zu Fuß  zur Akkreditierungsstelle im Infopavillon ging.

Dort warteten die reservierten Akkreditierungsunterlagen und ich erhielt meinen Presseausweis zum Umhängen. Irgendwie war das schon ein sehr besonderes Gefühl, zu wissen, dass man nun zu den  “Berufsfotografen” zählt (natürlich bin ich keiner, das weiß ich ja) und die Berechtigung besitzt ganz nah ran zu dürfen.

Der Presseparkplatz ist ein ganzes Stück weg vom eigentlichen Geschehen, aber dank persönlichem Media-Shuttle-Service ging es schnell. Vorbei an den laufenden Zuschauermassen, vorbei an Schranken, Sicherheitspersonal und sonstigen Hindernissen die normalerweise ein schnelles Weiterkommen verhindern würden.

Im Media-Center erhielt ich dann meine Fotografennummer zugeteilt sowie ein ausführliches Fotografenbriefing in Papierform. Es war mittlerweile kurz vor halb neun und ich musste mich dann etwas beeilen um pünktlich zur Porsche Hospitality zu kommen, wo auch schon die anderen Gewinner warteten.

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Die Porsche Hospitality.

Pünktlich dann wurden wir durch Herrn Oliver Hilger, Leiter der Porsche Motorsportpresse, Harald Bauer, Produktmanager Sigma Deutschland und Thomas Bauer, Sigma Referenzfotograf und Motorsportfotograf (mit Harald Bauer nicht verwandt und nicht verschwägert), herzlich in Empfang genommen. Außerdem lernte ich auch Herrn Kaspar, den Chefredakteur von d-pixx und Opa von Glücksfee Lara, persönlich kennen.

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Zusammen mit d-pixx-Gründer und -Chefredakteur Herbert Kaspar.
Bild: Thomas Bauer

Als Oliver Hilger und gratulierte und erzählte, dass es für das DTM-Auftaktwochenende am Hockenheimring ca. 1200 Akkreditierungsanträge durch Journalisten und Berufsfotografen gab,  letztendlich aber nur 50 Fotografenwesten (Akkreditierungen) vergeben wurden, bekam ich wirklich Gänsehaut und kam mir vor, wie in einem Traum. Zu wissen, dass man zu diesen 50 ausgewählten Fotografen zählt und eine dieser Westen tragen darf, ist ein einfach überwältigend. Oliver Hilger erzählte etwas über seine tägliche Pressearbeiten und zeigte uns dann das “Porschezelt” mit seinen „ Bar-Stopps“, wo unterschiedliche Küchen angeboten wurden – von internationalen bis hin zu regionalen Gerichten blieb kein Wunsch offen. Und es gab eine schöne Auswahl an Durstlöschern – wichtig, weil der 7. Mai in Hockenheim sehr warm war!

Als Nächstes übernahm Harald Bauer. Nach Gratulation und herzlichem Willkommen zeigte er seine „Mitbringsel“ – viele top-aktuelle Sigma-Objektive, die wir Gewinner den ganzen Tag über immer wieder benutzen durften. Von 20 mm für Übersichten in Fahrerlager und Boxengasse über mittlere Brennweite für Detail- und Porträtaufnahmen bis 600 mm für die Rennsituationen waren wir wirklich sehr gut ausgestattet.

Jetzt begann das Adrenalin zu steigen. Ich wollte nur noch raus an die Strecke, raus in die Sonne zu den Spots in der Sachskurve oder auf der langen Start/Zielgeraden.

Doch bis es soweit war, musste uns Thomas Bauer noch mit den wichtigsten Infos und Verhaltensregeln versorgen. Denn die Fotoweste kann bei falschem Verhalten an der Rennstrecke sehr schnell eingezogen werden – und genau das wollte keiner von uns fünf Gewinnern! Also verinnerlichen: Nicht sitzen! Wenn möglich nicht im Knien fotografieren! Nicht in das Kiesbett laufen! Und auf gar keinen Fall den Versuch wagen, auf die offene Strecke zu laufen! Denn immer muss gewährleistet sein, dass man rechtzeitig ausweichen kann, wenn etwa ein Fahrzeug  unkontrolliert ins Kiesbett schleudert oder gar in einen Reifenstapel einschlägt.

Aber dann war es doch so weit. Es ging zum Wesentlichen: Motorsportfotografie.

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“Mittendrin, statt nur dabei.” Letzter Check vor dem Start … Dass Eilbriefe demnächst mit Porsches zugestellt werden, ist nur ein Gerücht.
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Typischer Teleeffekt. Mit 600 mm Brennweite an Vollformat scheinen die Autos noch dichter aneinander zu sein, als ohnehin schon.

Thomas Bauer kennt die Strecke sehr gut und weiß wo das Licht zu welcher Tageszeit am günstigsten steht. Und er gab darüber hinaus Tipps für die Praxis, etwa zum Mitziehen. Geübten Fotografen, so sagt er, gelingen Mitzieher bei 600 mm Brennweite mit 1/60 Sekunde. Das ist aber schon sehr gewagt, wenn man nicht so viel Übung hat. ich blieb dann doch lieber im Bereich zwischen 1/125 und 1/320 Sekunde.

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155 mm Brennweite und 1/320 Sek. für diesen Mitzieher.

Schließlich wollte ich diese einzigartige Gelegenheit für möglichst viele gelungene Aufnahmen nutzen. Ein anderer Tipp: mit kontinuierlichem Autofokus fotografieren und beim Mitziehen immer einen Fixpunkt am Fahrzeug auszuwählen, etwa einen Außenspiegel oder einen Türgriff. Das war zwar zu Beginn etwas schwierig, aber mit der Zeit machbar. Eben eine Trainingssache! Da es dabei natürlich nicht möglich ist, erst die Schärfe und dann den Bildausschnitt festzulegen, legten wir den Fokuspunkt in der Kamera einfach so, dass er ein bisschen außerhalb der Mitte ist.

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1/1600 Sek. friert das Fahrzeug ein – aber der aufwirbelnde Staub und Kies bringen Dynamik ins Bild.

Kürzere Verschlusszeiten,  1/1o00 Sekunde oder kürzer, brachten natürlich gleichermaßen Spitzenaufnahmen, die Bewegungsunschärfe (Bilddynamik) fehlt aber.

Dann teilten wir uns auf in zwei Gruppen! Die eine Gruppe ging in die Boxengasse, Gruppe 2 (mit mir) zur Sachskurve. Und dann lebte ich nur noch (m)einen Traum. Ich zog meine Fotografenweste an und es ging vorbei an den Zuschauern in die Fotografenbereiche.

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Im Bild nicht festzuhalten: Das Dröhnen der Motoren, der Geruch nach Benzin und heißem Gummi.

Mittlerweile fuhren sich die Porsche warm, und was wir zu sehen, zu hören und zu riechen bekamen, war der absolute Wahnsinn. Der dröhnende Sound, der Geruch von verbranntem Benzin und verbrannten Gummi: einfach die ganze Atmosphäre war gigantisch. Ob auf den Fotopodesten oder direkt hinter den Reifenstapeln. Keine Zäune im Weg, direkter Blickkontakt mit den Fahrern auf unglaublich nahe Distanz.

Von da an hieß es nur noch fotografieren, fotografieren, fotografieren. Egal ob “eingefrorene” Rennboliden oder “Mitzieher” im Serienbildmodus. Plötzlich war man einer dieser Fotografen, die man sonst nur aus dem Fernsehen oder aus dem Stadion kennt, mit der Möglichkeit, sich dort frei zu bewegen, wo andere nicht hin dürfen.

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Wenn man vorher weiß, wo die Autos über die Curbs räubern, bekommt man mit Sicherheit Bilder von Fahrzeugen, …
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.. die auf der einen Seite abheben.

Und so nahm der Tag seinen Lauf. Wir wechselten in bestimmten Abständen die Spots, trafen uns zwischenzeitlich alle in der Porsche Hospitality, um Bilder zu besprechen oder die weiteren Vorhaben zu planen. Immer wieder stand uns auch Oliver Hilger zu netten Gesprächen zur Verfügung und verriet uns hier und da kleine Geheimnisse über die Porsche-Familie und deren Nachwuchsfahrer. Zu ihnen gehört auch Sven Müller, mit dem wir am Nachmittag noch ein kurzes Porträt-Shooting hatten.

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Auch Abseits der Rennstrecke konnten wir uns fotografisch betätigen und auch einmal Objektive mit kürzeren Brennweiten einsetzen, die Sigma mit gebracht hatte. Sven Müller ist einer der Nachwuchsfahrer bei Porsche.

Außerdem war auch der Blick “unter die Motorhaube” der Porsche-Boliden ein absolutes Highlight. Hier durften wir der Porsche-Crew beim Reparieren, Optimieren etc. zusehen.

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Kaum zu glauben, das dieser Porsche gleich auf der Rennstrecke unterwegs sein wird.
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Präzision auch beim Parken: Die gelben Markierungen zeigen, wo die Räder stehen müssen!

Ich könnte noch seitenlang berichten über die Eindrücke und über das Erlebte an diesem Tag. Aber richtig in Worte fassen lässt es sich auch dann nicht wirklich. Dafür war es einfach zu besonders.

Der Tag hatte einfach viel zu wenig Stunden!

Auf dem Weg möchte ich mich nochmal bedanken. Bei Thomas und Harald Bauer für die tolle Unterstützung und Umsetzung des ganzen Rahmenprogramms, für die ständige Hilfsbereitschaft und für die tollen Gespräche an der Strecke und in der Hospitality. Bei Oliver Hilger von Porsche und seiner gesamten und sehr freundlichen Crew in der Porsche Hospitality, die zu jedem Zeitpunkt bei Fragen oder einfach nur zum “small-talk” uns zur Verfügung standen. Und nicht zuletzt beim d-pixx-Team und besonders bei Lara, dank derer ich einen Traum verwirklichen konnte. Einfach ein riesig großes Dankeschön an alle Beteiligten, die dieses einmalige Erlebnis ermöglicht haben.

Text und Bilder (c) Christian Keller

Alle Bilder mit Nikon D610, Sigma 150-600 mm |Contemporary, Sigma 24-70 mm |Art