Das Nikkor Z 180-600 mm 1:5,6-6,3 VR konnte vor kurzem im Praxistest die Note „Hervorragend ++“ einheimsen. Wie schneidet das Nikkor Z 600 mm 1:6,3 VR S ab?

Wer eine lange, eine wirklich lange Festbrennweite für eine spiegellose Vollformatkamera von Nikon möchte, hatte bislang die Auswahl zwischen vier Objektiven mit Brennweiten von 400 mm bis 800 mm.

Dieses Angebot wurde um das Nikon Nikkor Z 600 mm 1:6,3 VR S erweitert.

Als ich das Objektiv aus seiner Verpackung holte, war ich doch etwas erstaunt.

Natürlich ist es mit einer Länge von 278 mm und einem Durchmesser von 107 mm nicht zierlich – das erwartet auch niemand von einem 600-mm-Supertele (es sei denn, es handelt sich um ein Spiegelobjektiv, eine Spezies, die kaum noch anzutreffen ist).

Aber das Z 600 mm 1:6,3 VR S ist verblüffend leicht. Es bringt gerade mal knapp 1500 g auf Waage. Zusammen mit der Nikon Z 8, die zum Test mit in der Redaktion war, sind rund 2,4 kg zu tragen! Und da sind die Streulichtblende (mitgeliefert, Pluspunkt!) und die Stativschelle schon mitgerechnet. Vielleicht liegt das Supertele mit der Z 8 mit Vertikalgriff oder mit der Z 9 noch besser in der Hand … aber schon die Kombi mit dem puren Z 8-Gehäuse lässt sich sehr gut handhaben.

Apropos Stativschelle. Sie ist drehbar gelagert und der Fuß lässt sich einfach abnehmen. Leider ist er nicht Arca-Swiss-kompatibel. 

Der gegen Staub und Spritzwasser abgedichtete Tubus des 600ers wird auf den ersten Blick von zwei breiten Einstellringen bestimmt. Allerdings ist der vordere Teil des Objektivs zwar griffig geriffelt, aber das dient nur der besseren Griffigkeit, wenn man das Objektiv vorn anfasst.

In der Mitte liegt der Fokusring, den man eher selten braucht, da alle Nikon Z-Modelle einen hervorragenden Autofokus bieten. Die automatische Scharfstellung an der Z 8 funktionierte im Test hervorragend – sehr schnell, sehr sicher und sehr leise. Auch beim Nachführen der Schärfe auf Objekte in Bewegung gab es keinerlei Probleme.

Will man doch einmal von Hand scharfstellen, dreht sich der Ring mit einer guten Balance von Leichtgängigkeit und Widerstand.

Beim Fokussieren ändern sich die Länge des Objektivs und die Lage der Frontfassung nicht. Letzteres macht die Arbeit mit Pol- und Verlaufsfiltern einfach. Allerdings verlangt das 95-mm-Gewinde die Anschaffung teurer Filter.

Ein Stückchen weiter vorn ist der fein genoppte konfigurierbare Einstellring untergebracht. Er kann verwendet werden, um die Blende, den ISO-Wert, einen Belichtungskorrekturfaktor oder die Entfernung einzustellen. Ich habe ihn als Blendenring verwendet und habe dabei immer wieder gewünscht, dass man für den Ring eine Klickfunktion aktivieren könnte. Leider fehlt der kleine Monitor, den man z. B. beim Nikkor Z 100-400 mm 1:4,5-5,6 VR S findet und der dort Infos zu der vorgenommenen Einstellungen liefert.

Vor dem Einstellring ist die Funktionstaste L-Fn2 in vierfacher Ausfertigung untergebracht. Die Tasten sind im Winkel von 90° zueinander angeordnet, so dass man in jeder Situation eine gut erreichen kann. Weit hinten rechts ist die L-Fn Taste untergebracht. Man kann ihnen im Kameramenü verschiedene Funktionen zuweisen.

Dort findet man auch die beiden Schiebeschalter, mit denen man zwischen AF und MF wechseln und den Bereich für den Autofokus wählen kann. Zur Verfügung stehen die Einstellungen ∞ bis 10 m und FULL, was dem Bereich von ∞ bis zur Naheinstellgrenze von 4 m entspricht. Es wird ein größter Abbildungsmaßstab von 1:6,7 erreicht.

Gegenüber der L-Fn-Taste liegt die Entfernungsspeichertaste. Man stellt die gewünschte Entfernung ein, drückt die Taste und kann diese Entfernung später durch Druck auf die Taste wieder abrufen. Das ist sehr praktisch, wenn sich viel an einem bestimmten Punkt im Objektiv tut, wenn man aber zwischendurch auch etwas anderes aufnehmen möchte.

Als VR-Objektiv bietet das Z 600 mm einen internen Stabilisator. An der Z 8 konnte ich unverwackelte Bilder mit 1/30 Sek. machen. Da ich bei einer hochauflösenden Kamera die Freihandgrenze bei 1/1000 Sek. ansetze, entspricht das einer Kompensation von 5 EV. Je nach Konstitution und Situation kann das bei Ihnen anders sein.

Für noch längere Brennweiten kann das Objektiv mit den Konvertern Z TC-1,4x und T TC 2,0x kombiniert werden.

 

Zur Leistung. Es gibt nicht viel zu sagen. Von der Anfangsöffnung bis Blende 11 ist das Objektiv im gesamten Bildfeld top. Das gilt für Auflösung, Kontrast, Vignettierung, Verzeichnung und Korrektur der chromatischen Aberrationen.

Das ist das Verdienst des optischen Aufbaus des Objektivs aus 14 Gruppen mit 21 Linsen. Darunter ist die spezielle PF-(Phasen-Fresnel)-Linse, die auch dazu beträgt, dass das Gewicht des Objektivs so gering gehalten werden kann. Und natürlich tragen auch die leistungsstarken Bildprozessoren der Z-Modelle zur Abbildungsleistung bei. Während des Praxistests waren die Korrekturfunktionen der Z 8 aktiv.

 

Alles in allem Auch wenn die Abbildungsleistung bei 600 mm ein wenig hinter dem Nikkor Z 600 mm VR S zurückliegt, wäre das Nikkor Z 180-600 mm 1:5,6-6,3 VR (den Test finden Sie hier) wegen des vielseitigen Brennweitenbereichs für mich die erste Wahl – und natürlich wegen des deutlich geringeren Preises. Der UVP für das Nikkor Z 180-600 mm VR beträgt 1999 €, für das Nikkor Z 600 mm 1:6,3 VR S werden 5229,- € aufgerufen. 

Wer das letzte Quäntchen Qualität bei 600 mm Brennweite braucht, ein leichtes 600-mm-Supertele für Nikon Z-Kameras möchte und vom Budget nicht ausgebremst wird, wird das Nikon Nikkor Z 600 mm VR S mögen … ach was, wird es lieben!

 

BEWERTUNG NIKON NIKKOR Z 600 mm 1:6,3 VR S

GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL PLUS – EXZELLENT

 

 

TEXT © HERBERT KASPAR

PRODUKTBILDER © NIKON

 

PRAXISBILDER

Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.

Zu einigen Bildern zeigen wir darunter einen entsprechend gekennzeichneten 100-%-Crop. 

Die Originalbilder aus der Nikon Z 8 sind 8256 x 5504 Pixel groß.
Das entspricht bei einer Druckauflösung von 300 ppi einer Größe von 699 x 466 mm.

Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!

 

OBJEKTIV NIKON NIKKOR Z 600 MM 1:6,3 VR S

KAMERA NIKON Z 8

 

ISO 2000 | F6,3 | 1/1000 Sek. | +0,33 EV
100 % Crop
ISO 2200 | F6,3 | 1/1000 Sek. | +0,33 EV
Die Motiverkennung der Nikon Z 8 half, den Piepmatz schnell in die Schärfe zu bekommen …
ISO 1800 | F6,3 | 1/1000 Sek. | +0,33 EV
… und in der Schärfe zu halten.
ISO 640 | F6,3 | 1/1000 Sek. | +0,33 EV
Schön verschwimmender Hintergrund.
ISO 400 | F8| 1/2000 Sek. |
Nicht in eleganter Pose, aber scharf im Flug erwischt und …
100 % Crop
ISO 400 | F8 | 1/2500 Sek.
… und in der Schärfe gehalten.
ISO 1400 | F8 | 1/640 Sek.
ISO 560 | F6,3 | 1/640 Sek.
Mangels Löwen, Elefanten und Co. musste eine Gans aus der Nachbarschaft als Modell fungieren, …
100 % Crop
ISO 560 | F6,3 | 1/640 Sek.
… was sie nicht sonderlich störte.
ISO 2200 | F6,3 | 1/640 Sek.
ISO 400 | F6,3 | 1/3200 Sek.
100 % Crop

 

PRAXISBILDER © HERBERT KASPAR