Leica T im Praxistest (mit Video-Review)

2




Die spiegellose Systemkamera Leica T ist die erste Kamera einer neuen Leica Systemkamerafamilie neben den S-Modellen mit Mittelformatsensor, und den klassischen Messsuchermodellen der M-Serie, die seit Einführung der M9 mit Vollformatsensoren ausgestattet sind. Die Leica T weist einen APS-C-Sensor auf.

Das Gehäuse wurde bei Audi designt und dort hat man einen wirklich guten Job gemacht. Das ist natürlich Geschmacksache. Mir gefällt das Gehäuse, das aus einem einzigen Aluminium-Block gefertigt wird und daher keine „Nahtstellen“ zeigt. Es wirkt also sehr geschlossen. Es gibt nicht einmal Riemenösen. Der Trageriemen wird mit Stiften befestigt, die in kleine Öffnungen geschoben werden, die bei Nichtgebrauch verdeckt sind. Ähnlich wie bei einem iPhone zum Wechseln der Simkarte benötigt man einen dünndasen Stift, um die Abdeckungen zu öffnen. Das ist einerseits schon ein bisschen abgehoben, hat mir aber sehr gut gefallen, da ich den mitgelieferten Gurt aus Silikon (passt vom Stil her sehr gut zur Kamera) nicht verwendet, sondern die Kamera, wie die meisten Testmodelle, an einem California Sunsniper-Gurt getragen habe. Der gab mir auch Sicherheit bei der Handhabung. Das Gehäuse ist nämlich nicht nur sehr schön, sondern auch sehr glatt. Es ist mir zwar nie aus der Hand gerutscht, aber ein sicheres Handgefühl ist anders.

Das Design greift gekonnt Stilelemente der Leica M auf und führt sie ins neue System. Das sind z. B. die flache Oberseite und die runden Seiten. Ein Leica-M-typisches Element fehlt aber, der Messucher oben links, von hinten gesehen. leica_t_top_23mm

Statt dessen gibt es den elektronischen Aufstecksucher Visoflex, dessen Name an die Spiegelkästen erinnert, mit denen man Leica Messsucherkameras in Spiegelreflexkameras verwandeln konnte. Der neue Visoflex wird aber nicht zwischen Gehäuse und Objektiv gesetzt, sondern in den Mehrzweckschuh eingeschoben. Er lässt sich bis 90° nach oben klappen, was Aufstecksucher anderswo aber auch bieten. Sehr lobenswert ist das große Einstellrad zur Dioptrienkorrektur, das die Anpassung des Suchers an die eigene Sehstärke wirklich schnell und bequem macht. Der Monitor im Sucher zeigt mit 2,36 Mio Dots ein sehr scharfes Bild, das aber in einer dunklen Umgebung grisselig wirken kann.

Auch die Beschränkung auf nur fünf Einstellelemente unterstützt das elegante Aussehen der Leica T.

Mit dem Hauptschalter kann man die Kamera nicht nur ein und ausschalten, sondern auch den eingebauten Blitz aktivieren. Der Blitz fährt nach oben und kann auch genutzt werden, wenn der Sucher aufgesteckt ist. Der Minireflektor sitzt zwar seitlich oberhalb des Objektivs, aber das schützt nicht immer vor roten Augen. In der Mitte des Hauptschalters liegt der Fotoauslöser, daneben der Filmauslöser.

Zwei Einstellräder sind rechts oben in die Deckplatte eingelassen und ragen nur mit der Riffelung über die Hinterkante hinaus. Sie lassen sich auch gut bedienen, wenn die Kamera am Auge ist. Die Funktion des rechten Rades hängt davon ab, welche Betriebsart gewählt ist: Blendeneinstellung bei Zeitautomatik, Verschlusszeiteneinstellung bei Blendenautomatik, Shift bei Programmautomatik. Das linke Rad kann mit verschiedenen Funktionen belegt werden. Die Grundeinstellung ist ISO, aber ich habe die Belichtungskorrektur hierhin gelegt.

Werbung

Auf der rechten Seite hat die Leica T eine große Klappe (dieses kleine Wortspiel musste jetzt einfach sein). Dahinter findet man das Fach für die SD-Karte und dem USB-Anschluss, aber keinen HDMI-Port.

Von der Unterseite der Kamera wird der Akku eingeschoben. Er kann in der Kamera geladen werden, aber es wird lobenswerterweise auch ein Ladegerät mitgeliefert, was heutzutage nicht immer der Fall ist. Steckt der Akku im Ladegerät, klafft im Kameraboden ein Loch, denn dessen Abdeckung ist Teil des Akkus.

Auf der Rückseite der Leica ist nur eine rund 117 x 62 mm große Kunststofffläche zu sehen. Wer nun auf einen Monitor von der Größe eines Smartphone-Monitors hofft, wird enttäuscht. Das Monitorbild hat bei einem Seitenverhältnis von 16:9 aber immerhin eine Diagonale von 3,7“ aufzuweisen. Damit kein Scharnier und kein Spalt die edle Form der Leica T stört, wurde der Monitor fest verbaut. Obwohl ich, wie vielleicht schon zu merken war, ein Freund des Designs der Leica T bin, hätte ich gern zugunsten eines beweglichen Monitors auf ein bisschen Eleganz verzichtet. Mit 1,23 Mio RGB-Dots (854 x 480 Pixel) ist die Auflösung auf der Höhe der Zeit, aber nichts Besonders. Das Bild ist scharf, zeigt die Farben natürlich und ist auch bei hellem Licht gut zu sehen, was sich natürlich schlagartig ändert, wenn man selbst vom hellen Licht geblendet wird. Dann macht sich der Visoflex bezahlt.

leica_t_back

Auf dem Monitor kann man sich als Hilfsmittel für die Gestaltung ein Raster und als Hilfsmittel für die Belichtung ein Histogramm anzeigen lassen. Außerdem bekommt man, wie von spiegellosen Systemkameras gewohnt, alle wichtigen Informationen zu sehen.

Rechts vom eigentlichen Bildfeld und oben und unten gibt es virtuelle Einstellelemente, die durch Antippen bedient werden. Diese Arbeit mit dem Touchscreen ist für den ein oder anderen sicher gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, funktioniert sie sehr gut.

Es stehen zwei Menüs zur Wahl: Das Grundmenü mit Kacheln in 3 Spalten und 14 Zeilen, aus dem man Funktionen in einem „Quickmenü“ sammeln und damit die Bedienung der Kamera an eigene Vorlieben anpassen kann. Auch die Position der Kacheln lässt sich ändern, in dem man mit der Fingerspitze per Drag and Drop neu positioniert. Hier kann man alles einstellen, was man von einer modernen Kamera erwartet.

Natürlich möchte man auf dem Monitor die Bilder auch anschauen, die man aufgenommen hat, aber es gibt weder einen echten noch einen virtuellen Wiedergabe-Knopf. Entweder man findet es durch Herumprobieren heraus, oder man schaut in die sehr gute Gebrauchsanweisung: Man muss von oben nach unten oder von unten nach oben über den Monitor streichen.

Wenn es um die Belichtungsmessung und –steuerung geht, bekommt man geboten, was man braucht: Mehrfeld-, mittebetonte und Sportmessung, Programm-, Blenden- und Zeitautomatik. Dazu gibt es für alle, die alles selbst entscheiden wollen, den Manuellmodus und für alle, die sich lieber von der Kamera an die Hand nehmen lassen, neun Motivprogramme. Auf alles ist Verlass, auch wenn manchmal ein leichter Hang zur reichlicheren Belichtung beobachtet werden kann. Der Weißabgleich macht keine Probleme.

Wer Filmen möchte, kann auch das tun, allerdings nicht in 4K, sondern im Full-HD-Modus.

Die Bilder können als JPEGs oder im RAW-Format gespeichert werden. Leica nutzt hier das offene DNG-Format (Lob!), das von einer Vielzahl von RAW-Konvertern unterstützt wird. Wenn zum Speichern kein SD-Kärtchen zur Verfügung steht, kann man auf 16 GByte internen Speicher zugreifen – das vermittelt ein gutes Gefühl und daran könnten sich andere Hersteller mal ein Beispiel nehmen (mehr Lob!).

Wenn es um Konnektivität geht, bietet die Leica T ein ins Gehäuse integriertes WiFi Modul, über das Daten zu anderen Geräten übertragen werden können. Für mich ist allerdings wichtiger, dass über diesen Anschluss mit der entsprechenden App die Leica T vom Smartphone aus ferngesteuert werden kann. Ein NFC-Modul fehlt ganz, ein GPS-Modul fehlt zwar im Gehäuse, wird aber im Sucher mitgeliefert. Es dauerte bei uns ein bisschen, ehe ein Signal empfangen wurde. Die aufgezeichneten Koordinaten, die man in den EXIF-Daten sehen kann, haben bei unseren Tests gestimmt – bei locr steckte die Nadel genau da, wo ich bei der Aufnahme gestanden hatte. Wo allerdings in unserem Garten ein Gefälle von gut 2 m herkommt, ist mir nicht so ganz klar.

leica_t_top_18_56mm

Kern der Leica T ist ein APS-Sensor mit 16 MPix, die maximale Bildgröße liegt bei 4944 x 3278 Pixeln. Mit 300ppi Druckauflösung, die wir für die d-pixx Druckausgabe zu Grunde legen, sind rechnerisch Ausgabegrößen bis ca. A3 möglich, aber in der Praxis kommt man weiter, und natürlich kann man sehr große Drucke in sehr guter Qualität erstellen (lassen), die dann ja ebenso natürlich aus größerer Entfernung betrachtet werden.

Das Sensor hat das APS-Format und der Crop-Faktor liegt bei 1,5x. Der Empfindlichkeitsbereich des Sensor geht von ISO 100 bis 12.500. Dabei kann man ISO 400 sehr gut als Grundeinstellung nutzen und ISO 800/1600 liefern auch noch ordentliche Bilder, wobei auch Motiv und Lichtsituation darauf Einfluss haben, ob und wie deutlich Rauschen auffällt. Bei den höheren Werten rauscht es bei der Betrachtung der Bilder auf dem schon deutlich.

Eine Serienbildfrequenz von 5 B/Sek.ist nicht rasend schnell, aber völlig in Ordnung – dass nach rund 12 Bildern Schluss ist, ist dagegen nicht so prickelnd.

Beim Einschalten lässt sich die Leica T Zeit – es dauert gute 3 Sek. bis sie nach dem Einschalten das erste Bild machen kann.

Auch der reine Kontrast-AF gehört nicht zu den Sprintern. Bei hellem Licht ist zwar fast immer alles in Ordnung, aber bei weniger Licht können zwischen einer halben und mehr als einer Sekunden vergehen, bis die Schärfe sitzt. Das können andere Kontrast-AF-Systeme besser, sogar viel besser. An der Präzision gibt es aber nichts zu mäkeln, solange gut Licht vorhanden ist.

Dass die Lage des AF-Messfeldes durch Antippen des Monitors festgelegt werden kann, funktioniert einerseits einwandfrei, ist aber andererseits nicht optimal gelöst. Beispiel: Man möchte die Schärfe außerhalb der Bildmitte haben. Wenn man nun auf ein Motivteil außerhalb der Bildmitte per Fingertipp scharf gestellt hat, bleibt das AF-Messfeld für die nächste Aufnahme dort. So weit, so gut. Um nun aber zu fokussieren, reicht es nicht aus, auf den Auslöser zu tippen, sondern man muss wieder auf den Monitor tippen.

Als neue Kamera mit einem neuen Bajonett braucht die Leica T auch neue Objektive. Sie sind „Made in Japan“. Wie so oft ist die Startausrüstung sehr dünn. Nur ein 3,5-5,6/18-56 (ca. 28 – 84 mm [@KB]) und ein 23 mm (ca. 35 mm [@KB] mit Lichtstärke 2 wurden zusammen mit der Kamera präsentiert. Zur photokina wurden dann zwei neue Objektive vorgestellt, und zwar das Superweitwinkelzoom 3,5-4,5/11-23 mm (ca. 17-35 [@KB]) und das Telezoom 3,5-4,5/55-135 mm (ca. 83-202 mm [@KB]), das Erinnerungen an die 70er Jahre mit den verbreiteten 80-200ern aufkommen lässt. Diese beiden neuen Zooms kommen wohl erst im Januar 2015auf den Markt. Wer früher mehr Objektive für die Leica T möchte, kann den Adapter für Leica M-Objektive in Erwägung ziehen, die aber erst einmal zur Verfügung stehen müssen.

Die beiden ersten Objektive des neuen Systems arbeiten sehr gut mit dem Sensor zusammen, wenn man die Bilder auf dem Monitor betrachtet. Schon bei ganz offener Blende sind die Ergebnisse in der Bildmitte hervorragend – aber es gibt anderswo ähnliche Objektive mit entsprechender Leistung.

Die Leica T ist, nach den ersten Aufnahmen, eine Kamera mit sehr vielen Pluspunkten, aber auch mit einigen Schwachstellen – und mit einem Preis, der auch bei dieser Leica dafür sorgen wird, dass sich nur wenige Fotografen an der sehr schönen Kamera erfreuen werden. Für das Gehäuses sind rund 1500 Euro fällig, für das 18-56 mm sind es rund 1450 Euro. Das macht bereits knappe 3000 Euro für die Grundausstattung. Für die Festbrennweite kommen dann noch einmal rund 1600 Euro dazu. D

iese Preise sind happig. Nur zwei Vergleiche: Eine Olympus OM-D E-M1 mit dem exzellenten 12-40 mm kostet rund 2000 Euro und die Vollformatkamera Sony Alpha 7 mit dem 28-70 mm schlägt mit um die 1500 Euro zu Buche. Wer sie sich aber leisten kann und will, erhält mit der Leica T eine schöne und auch sehr gute Kamera.  

KameraLeica T
TypCSC mit16,3 MPix APS-C Sensor
Sensor Typ / Größe / CropCMOS-Sensor, 23,6 x 15,67 mm, 4944x3278 Pixel,
Crop 1,5 x, kein Tiefpassfilter
Stabilisator / Staubschutzdigital / k. A.
Objektivwechselbar, Leica T-Bajonett
ScharfstellungAF, 11 Messfelder, MF
EmpfindlichkeitenISO 100 - 12.500
BelichtungsmessungMehrfeld, Mittenbetonung, Spot
BelichtungssteuerungZeit-, Blenden-, Programmautom.,
Manuell, Motivprogramme (9)
Verschluss1/4000 - 30 Sek.
WeißabgleichAuto, Vorgaben (5), manuell, Farbtemperatur
Sucheraufsteckbarer EVF mit 2,36 Mio. Dots, schwenkbar
Monitor3,7“, 1,3 Mio. Dots
Serienbildmax. 5 B/Sek. mit AF aufs erste Bild
MoviefunktionFull-HD, max. 1920 x 1080 Pixel
WiFi / NFC / GPSja / nein / im Sucher
Maße134 x 69 x 33 mm (B x H x T)
Gewichtca. 385 g (Gehäuse inkl. Akku und Speicherkarte)
Preisca. 1500 Euro

Praxisbilder:

[exif id="12701"]
[exif id=”12701″]
[exif id="12693"]
[exif id=”12693″]
[exif id="12700"]
[exif id=”12700″]
[exif id="12699"]
[exif id=”12699″]
[exif id="12698"]
[exif id=”12698″]
[exif id="12697"]

[exif id="12696"]
[exif id=”12696″]
[exif id="12695"]
[exif id=”12695″]
[exif id="12694"]
[exif id=”12694″]
 

ISO-Reihe:

ISO 100
ISO 100
ISO 200
ISO 200
ISO 400
ISO 400
ISO 800
ISO 800
ISO 1600
ISO 1600
ISO 3200
ISO 3200
ISO 6400
ISO 6400
ISO 12500
ISO 12500

2 Kommentare