Zweiter Teil unseres Specials zum Thema “Fotografieren im Spätherbst”.  Den ersten Teil finden Sie hier.

Farbiges Herbstlaub lässt es widersinnig erscheinen, an Schwarz/Weiß-Bilder oder besser gesagt an Bilder in Graustufen zu denken. Andererseits gab es schon zu Zeiten der  Schwarz/Weiß-Filme gelungene Herbstbilder – also warum nicht?

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Die Wandlung ins Graustufenbild erfolgte in Photoshop, wo die Gelb-, Rot-, Blau- und Cyantöne gesondert eingestellt wurden.
Foto: Herbert Kaspar

Wenn das Laub von Büschen  und Bäumen eine Rolle spielen soll, ist es angebracht, einen Busch oder Baum zu suchen, dessen Äste schon teilweise kahl sind. Das macht dem Betrachter des Bilder deutlich, dass es eher nicht im Sommer oder Frühling entstanden ist. Bei der Wandlung per Software von Farbe in S/W kann man dann, wenn das Programm es möglich macht, darauf Einfluss nehmen, in welche Grautöne  bestimmte Farben übersetzt werden. Hier kann man dafür sorgen, dass gelb/rot/oranges Laub nicht einheitlich grau, sondern ein bisschen scheckig ins Bild kommt und ggf. den blauen Himmel heller oder dunkler grau machen.

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Nebelbilder mit wenigen Farben sind gute Vorlagen für die Wandlung in Graustufen.
Foto: Herbert Kaspar.
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Histogramm des Bildes darüber. Die Spitze ganz links rührt von den Ästen her, die als Silhouetten im Bild erscheinen.

Nebelszenerien zeichnen sich von vornherein durch einen Mangel an Farbigkeit aus und sind damit prädestiniert, in Graustufen wiedergegeben zu werden. Ein Blick aufs Histogramm, der ohnehin immer zu empfehlen ist, hilft dabei, die passende Belichtung zu finden. Wenn viele helle Tonwerte angezeigt werden (der Berg im Histogramm ist  nach rechts verschoben) ist alles in Ordnung. Wenn er jedoch am ganz rechten Rand noch sehr hoch ist, ist mit ausgefressenen Lichtern zu rechnen. Einzelne Zacken im linken Bereich, bei den dunklen Tonwerten, können von feinen dunklen Strukturen herrühren, etwa von Baumstämmen, Ästen oder Zweigen.

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Regen ist im Herbst nicht angenehm, aber man kann ihn nutzen, um einem Bild ein bisschen mehr Pfiff zu geben.
Foto: Dwights | Dreamstime.com

Eine der eher nicht so gern gesehenen Begleiterscheinungen des Herbstes ist Regen, der zu allem Überfluss nicht nur nass, sondern auch kalt ist. Mit der passenden Kleidung und einer passenden Kamera kann man auch in dieser Witterung draußen fotografieren und zum Beispiel Herbstlaub auf glänzendem Asphalt oder Pflaster aufnehmen. Wenn sich zudem Lichter in der feuchten Fläche spiegeln, gibt das dem Bild einen besonderen Pfiff. Solchen Motiven tut eine etwas knappere Belichtung gut.

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Auf dem Markt lassen sich Kürbisse in den unterschiedlichsten Formen und Farben entdecken und ins Bild setzen.
Foto: Herbert Kaspar

Wie buntes Laub gehören auch Kürbisse in den Herbst und bieten sich auf Märkten als Motive an. Auch für Herbstdekorationen werden die Früchte, die nebenbei bemerkt mit Gurken und Wassermelonen verwandt sind, gern verwendet und können auch hier sehr fotogen sein.

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Wie Licht aus unterschiedlichen Richtungen wirkt, lässt sich im Herbst an einem Kürbis ausprobieren.
Foto: Herbert Kaspar

Besonders die größeren, runden Kürbisse laden dazu ein, einmal mit verschiedenen Lichtrichtungen zu experimentieren. Eine oder zwei Schreibtischlampen oder LED-Leuchten oder auch LED-Taschenlampen machen sichtbar, wie sich Auflicht, Seitenlicht, Streiflicht oder Gegenlicht einzeln oder in Kombination auswirken.

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Die Herbstdeko wurde von seitlich einfallendem Licht beleuchtet, das durch ein großes Fenster fiel.
Foto. Herbert Kaspar

Für Aufnahmen einer schönen Herbstdeko in Innenräumen kann man die unterschiedlichsten Brennweiten einsetzen. Mit einem Makroobjektiv hat man aber die Möglichkeit, auch einige Details groß herauszustellen. Gegebenenfalls helfen einige kleine Styroporplatten, weißes Druckerpapier, Alufolie oder auch ein Schminkspiegel (den die Fotografen bitte wieder dorthin zurücklegen, wo ihn ihre Partnerin vermutet), Licht an die richtige Stelle zu bringen.

Während der automatische Weißabgleich in der Regel sehr zuverlässig arbeitet, bringen ihn Glühlampen oder Leuchtstoffröhren gern einmal aus dem Tritt. Der leichte Gelbstich bei Glühlampenbeleuchtung kann dem Bild einen angenehm warmen Schimmer verleihen, der dem Bild gut tut. Ist das nicht erwünscht, wechselt man entweder zur passenden Weißabgleichsvoreinstellung oder führt einen manuellen Weißabgleich durch, für den man eine spezielle Weißabgleichs- oder auch Graukarte verwenden sollte, Weißes Papier oder weißer Stoff kann bläulichen Aufheller enthalten (nicht umsonst haben unsere Großmütter oder Urgroßmütter gern einen kleinen Schuss blauer Tinte in der weiße Wäsche gegeben, wenn sie ein strahlendes Weiß wollten).

Um sich in Ruhe den filigranen Strukturen eines Blattes widmen möchte (was natürlich nicht nur im Herbst, sondern auch im Frühling und Sommer, mit Blattgerippen auch im Winter möglich ist) nimmt das Motiv einfach mit nach Hause. Für Aufnahmen im Durchlicht kann man es an eine Fensterscheibe kleben, aber auch die Reaktivierung einer Dialeuchtplatte bringt das passende Licht.

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Die feinen Strukturen eines Blattes kommen deutlich bei Auflicht ins Bild, wenn das Licht seitlich einfällt.
Foto: Herbert Kaspar

Gegenlicht und Streiflicht bringen die filigranen Strukturen von Blättern deutlich heraus. Um sie eindrucksvoll ins Bild zu setzen, ist ein Makroobjektiv erste Wahl, wenn man eine Systemkamera nutzt, aber auch gute Nahvorsätze – Achromaten sind in der Regel besser, als einfache Voratzlinsen – lassen sich für diese Aufnahmen sehr gut einsetzen. Leichte Schwächen in den Bildecken lassen sich durch Abblenden in den Griff bekommen. Kompaktkameras sind oft mit sehr gut nutzbaren Makro-Betriebarten ausgestattet, die oft Aufnahmen aus wenigen Zentimetern ab Frontlinse erlauben.

Wie immer sollte, wenn vorhanden, die Möglichkeit genutzt werden, JPEG- und RAW-Dateien parallel zu speichern. Damit hält man sich die Möglichkeit offen, später die Farben an andere Vorstellungen vom Bild anzupassen.

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Die ohnehin warmen Farbstimmung wurde durch die Weißabgleichseinstellung “Trüb” noch verstärkt.
Foto: Herbert Kaspar
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Das graue Holz kommt durch eine kleine Änderung des Weißabgleichs in Richtung Blau bei der RAW-Entwicklung kühler ins Bild.
Foto: Herbert Kaspar

Die Farben lassen sich in bestimmten Schritten wärmer oder kälter einstellen, indem man die Weißabgleichs-Voreinstellungen nutzt und gegebenenfalls gegen den Strich bürstet. Die Einstellungen Bewölkt und Schatten sorgen für eine wärmere Wiedergabe der Farben während die Voreinstellung Kunstlicht bei Tageslicht zu einer kühlen Farbwiedergabe bis hin zum deutlichen Blaustich führt. Der Grad der Wirkung hängt davon ab, welche Farbtemperatur bei der Aufnahme gerade herrscht. Auch hier noch einmal der Hinweis auf die Vorteile des RAW-Formates, denn alle Weißabgleichseinstellungen lassen sich hier im Nachhinein ändern.

Wer ein bisschen experimentierfreudig ist und eine Kamera hat, die entsprechende Einstellungen erlaubt, kann einen eigenen Bildstil für Herbstbilder programmieren. Wenn es um Bilder vom „grauen Herbst“ geht, wird mit dem Regler Farbton wird eine etwas kühlere Farbe eingestellt, mit dem Regler Sättigung sorgt man für „kraftlose“ Farben und ein etwas geringerer Kontrast unterstreicht beides. Gegebenenfalls lässt sich die Einstellung mit einer etwas reichlicheren Belichtung (geringe Minus-Korrektur) kombinieren und auf einem der frei belegbaren Programmplätze speichern.

 Text (c) Herbert Kaspar

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