Die Sony Alpha 3000 stellt aktuell zusammen mit der NEX-3N den Einstieg in das spiegellose Sortiment des japanischen Herstellers dar, der bislang hauptsächlich mit seinen NEX-Modellen für Aufsehen sorgen konnte. Wie sich die 300 Euro teure Alpha 3000 in der Praxis behaupten kann, konnte ich ausprobieren – hier nun das Hands-on.

Den Start des spiegellosen Zeitalters dominierten zwei Spieler, die Micro-4/3-Initiative auf der einen Seite und Sony mit seiner NEX-Reihe auf der anderen Seite. Die NEX-Reihe stellt mit ihren kompakten Gehäuse und ihrem stark industriell geprägtem Design dabei immer einen Gegenentwurf zur klassischen DSLR-Form dar – mit allen Vor- und auch Nachteilen. Spätestens seit der Einführung der Alpha 7 wissen wir, dass der NEX-Brand künftig Geschichte ist und es nur noch Alpha-Kameras geben wird. Dass es so kommen wird, hätte eigentlich hätte dieser Schritt schon früher auffallen können, denn das neueste Einsteigermodell, die Alpha 3000, kam schon vor der Alpha 7 (zum Test) heraus und ist auf den ersten Blick definitiv NEX-untypisch, so sehr, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, sie als NEX-Derivat anzusehen.

Warum? Ganz einfach: Sony kehrt bei der Alpha 3000 der durchaus radikalen Designsprache der bisherigen NEX-Familie den Rücken und setzt bei dieser spiegellosen Systemkamera auf ein vergleichsweise biederes DSLR-ähnliches Design. Auch wenn die Form von Kameras mit Spiegel übernommen wurde, so fällt die Alpha 3000 doch ausgesprochen kompakt aus (128x91x68 mm) und fällt mit 353 Gramm (nur der Body) auch nicht weiter ins Gewicht.

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Die klassische Form hat den Vorteil, dass die Kamera mit einem deutlich ausgeprägten Handgriff daherkommt und gerade für meine großen Pranken ein echter Handschmeichler ist. Zusätzlich verleiht strukturierter Kunststoff im Bereich des Handgriffs einen besseren Halt. Die NEX-7, das NEX-Modell mit dem größten Gehäuse, liegt beispielsweise nicht so gut in der Hand. Etwas anders sieht das natürlich bei der Materialgüte aus, denn an diesem Aspekt merkt man der Alpha 3000 ihre Preisklasse an. Zwar liegt die Verarbeitungsqualität auf dem von Sony gewohnten Niveau,  der eingesetzte Kunststoff wirkt aber nicht allzu hochwertig.

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Wenig zu meckern gibt es am Bedienkonzept der Alpha 3000. Sie bietet auf der rechten Schulter ein großes Modus-Wählrad, das klar gerastert wurde und sehr griffig ist. Damit ist die Alpha 3000 in diesem Bereich auch ihren NEX-Geschwistern überlegen. Auf der Rückseite gibt es ein Daumenrad, das gleichzeitig als 4-Wege-Wippe genutzt werden kann und zwei zusätzliche Tasten. Bei diesen handelt es sich praktischerweise um Softkeys, die vergleichsweise frei nach dem eigenen Gusto belegt werden können. Beim Menü bleibt Sony seinem bekannten NEX-Menü (leider) treu. Auch einige Jahre nach dem Start der spiegellosen Kameras wirkt dieses Menü noch immer alles andere als intuitiv. Der Funktionsumfang liegt dafür auf einem ordentlichen Niveau. Sony setzt ganz auf die anvisierte Zielgruppe und integriert zahlreiche Automatik-Modi. In der Praxis sorgte die ganz bescheiden „überlegene Automatik“ getaufte Einstellung für sehr gute Ergebnisse, ohne dass manuell eingegriffen werden musste.

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Noch an einem anderen Punkt macht sich der günstige Preis leider (deutlich) bemerkbar – und das sind das Display und der Sucher. So bietet der elektronische Sucher zwar eine 100-prozentige Sichtfeldabdeckung, fällt aber sehr klein aus bietet lediglich eine Auflösung von  201.600 Dots, was zu einer oft pixeligen und nicht besonders scharfen Darstellung führt. Auch der rückseitige Monitor, der einen Durchmesser von 3 Zoll bietet, hat mit Einschränkungen zu kämpfen. Nicht nur, dass auch dieser mit 230.400 Dots recht niedrig auflöst (was man dem Display auch ansieht), es gibt auch eine recht unangenehme Schlierenbildung und Schwarz wirkt vielmehr wie ein dunkles Grau. Hier gilt aber, dass es sich bei der Alpha 3000 eben um ein Einsteiger-Modell handelt und wirklich gute Displays haben hier die wenigsten Kameras. Das beschränkte Budget macht sich auch daran bemerkbar, dass der Monitor fest verbaut wurde, also weder dreh-, schwenk- oder klappbar ist. Für die meisten Aufnahme-Situationen ist das kein Problem. Bodennahe Aufnahmen oder Überkopf-Schnappschüsse sind so aber etwas komplizierter.

Blende 8 - 30 mm - ISO 100
Blende 8 – 30 mm – ISO 100

Nun aber zum Wichtigsten, der Bildqualität.

Sony stattet die Alpha 3000 mit einem 20,1 MPix starken Sensor aus, der im APS-C-Format daherkommt und von einem BIONZ-Bildprozessor unterstützt wird. In Kombination mit dem Kit-Objektiv, das im Preis von 299 Euro bereits enthalten ist, liefert die Alpha 3000 durch die Bank eine sehr gute Bildqualität. Bilder sind bis in die Randbereiche scharf, die Farbwiedergabe fällt recht natürlich aus (werfen Sie einen Blick auf die Praxisbilder).

Blende 10 - 72 mm - ISO 100
Blende 10 – 72 mm – ISO 100

Maximal lässt Sony einen ISO-Wert von ISO 16.000 zu. Bis ISO 800 ist Rauschen praktisch nicht bemerkbar und i n der Praxis erweist sich ein ISO-Wert von 3.200 noch als durchaus brauchbar um auch in dunklen Umgebungen zu fotografieren. Die Werte darüber sollten aber nur noch als „Notnagel“ angesehen werden, gemäß dem Motto „Hauptsache die Aufnahme ist im Kasten“.  Wenn Sie unten auf die Bilder der ISO-Reihe klicken, bekommen Sie die Bilder in Originalgröße angezeigt.

ISO 3200
ISO 3200

Zu jeder Zeit unauffällig arbeitet der Kontrast-Autofokus. Er findet bei gutem Licht flott sein Ziel, muss aber bei dunkleren Umgebungen manchmal „pumpen“.

Alles in allem ist die Sony Alpha 3000 vom Preis her so aufgestellt, dass sie im Bereich der Kompaktkameras wildert. Für unter 300 Euro erhält man eine Kamera mit einem guten Setzoom, mit der Möglichkeit, dieses Objektiv zu wechseln (die Auswahl im mFT-Sektor ist groß) und mit einem Sensor mit APS-Format, der um ein Vielfaches größer ist, als die allermeisten Kompaktkamera-Sensoren.  Dass man für den diesen Preis in Sachen Sucher- und Rückwandmonitor Abstriche machen muss, ist sehr schade. Dem gegenüber steht aber eine sehr gute Abbildungsleistung.  Hier muss dann entschieden werden, wo man Prioritäten setzt.

Wichtiger Hinweis: Bei allen Bildern handelt es sich um unbearbeitet JPEGs. Nutzt man das RAW-Format, lässt sich die Qualität steigern.

Praxisbilder:

Blende 8 -18 mm - ISO 100
Blende 8 -18 mm – ISO 100
Blende 8 - 30 mm - ISO 100
Blende 8 – 30 mm – ISO 100
Blende 8 - 27 mm - ISO 125
Blende 8 – 27 mm – ISO 125
Blende 8 - 30 mm - ISO 400
Blende 8 – 30 mm – ISO 400
Blende 4,0 - 37 mm - ISO 250
Blende 4,0 – 37 mm – ISO 250
Blende 10 - 72 mm - ISO 100
Blende 10 – 72 mm – ISO 100

ISO-Reihe:

ISO 100
ISO 100
ISO 200
ISO 200
ISO 400
ISO 400
ISO 800
ISO 800
ISO 1600
ISO 1600
ISO 3200
ISO 3200
ISO 6400
ISO 6400
ISO 12800
ISO 12800
ISO 16000
ISO 16000