Tamron baut das Angebot an Vollformatobjektiven für Sony Kameras konsequent aus. Das neue Tamron 28-200 mm F2,8-5,6 Di III RXD war bei uns im Test.
Das erste Superzoom von Tamron kam 1992 auf den Markt, das „Revoluzoom“ 28-200 mm F3,8-5,6. Seitdem gehören Superzooms zum Kernangebot des Herstellers und wurden immer weiter entwickelt – etwa durch die Ausstattung mit einem Bildstabilisator 2007.
Objektive dieses Typs sind auch als „Reisezooms“ bekannt, was die Vielseitigkeit solcher Objektive sehr gut beschreibt. Bilder von Landschaften, Plätzen, engen Gassen, Schnappschüsse, Porträts und Gruppenaufnahmen, Aufnahmen in großen und kleinen Innenräumen und mehr sind ohne Objektivwechsel möglich.
Mit dem neuen Vollformat-Superzoom der 7. Generation, dem Tamron 28-200 mm F2,8-5,6 Di III RXD mit Sony E-Mount, dringt Tamron in den Bereich ein, in dem Sony seit März 2015 mit dem FE 24-240 mm F3,5-6,3 OSS vertreten ist.
Betrachtet man das Brennweitenangebot, hat das Sony mit dem 10-fachen Verstellbereich gegenüber 7,14-fach beim Tamron die Nase vorn, und während der Unterschied zwischen 200 mm und 240 mm auf der langen Seite spürbar, aber nicht weltbewegend ist, punktet das Sony auf den ersten Blick mit 24 mm und 84° Bildwinkel gegenüber 28 mm und 75°.
Auf den zweiten Blick kann dann aber das Tamron 28-200 mm seine höhere Lichtstärke von 2,8-5,6 gegenüber 3,5-6,3 ausspielen.
Hinzu kommt, das das Tamron gute 200 g leichter ist, was bei einem Immer-Drauf schon eine Rolle spielen kann.
Zu guter Letzt gibt es bei Tamron hervorragende Ergänzungen zum Superzoom. Das Tamron 17-28 mm F2,8 Di III RXD schließt nahtlos an den Brennweitenbereich an und erweitert ihn bis 104°, wobei die hohe Lichtstärke über den Zoombereich erhalten bleibt. Eine Alternative wäre die 20-mm-Festbrennweite. In diesem Zusammenhang lobenswert: Alle neuen Tamron Objektive mit E-Mount haben ein Filtergewinde mit 67 mm Durchmesser und man kommt mit einem Satz Filter aus.
Das Tamron 28-200 mm ist in der 28-mm-Position 115 mm lang. Beim Zoomen fahren zwei Teleskop-Elemente nach vorn und das Objektiv erreicht eine Länge von 171 mm ab Bajonett. Ist die Vier-Segment-Streulichtblende (sie wird mitgeliefert, Daumen hoch) in der Aufnahmeposition, kommen 33 mm bis zur Vorderkante dazu.
Dank Innenfokussierung ändert sich die Länge beim Scharfstellen nicht.
Weder beim Zoomen noch beim Fokussieren dreht sich die Frontfassung, wichtig bei der Arbeit mit Polarisations- oder Verlaufsfiltern.
Der größte Durchmesser des Tubus beträgt 74 mm. Wie bei den aktuellen Tamron Objektiven üblich wird auch das 28-200 mm kurz vor dem Bajonett schlanker und zeigt hier den typischen mattsilbernen Schmuckring.
Das Gewicht von 575 g ist für ein Objektiv mit dieser Lichtstärke und diesem Verstellbereich gering!
Es gibt drei Einstellelemente.
Vorn liegt der breite Zoomring. Mit einer Drehung um nicht ganz 90° im Uhrzeigersinn durchfährt man den Zoombereich. Die Brennweiten 28 mm, 35 mm, 50 mm, 70 mm, 100 mm, 135 mm und 200 mm sind auf einer Skala aufgetragen. Die Drehung ist leichtgängig, zeigt aber ausreichend Widerstand, um den gewünschten Bildausschnitt exakt festlegen zu können.
Der Zoomring kann mit der „Lock“-Taste bei kürzester Brennweite arretiert werden. Auch ohne Arretierung kam es während des Tests nicht zum Kriechen, wenn das Objektiv beim Tragen nach unten zeigte.
Schön wäre, wenn man den Zoomring in jeder der aufgetragenen Positionen feststellen könnte, um z. B. einmal eine Serie mit einem bestimmten Bildwinkel machen zu können.
Weiter hinten in der Fokussierring angeordnet, der auf der AF-Motor zugreift, um die Linsen, die fürs Fokussieren nötig sind, zu verschieben.
Beide Einstellringe sind mit einem griffig geriffelten Gummibeleg versehen.
Als AF-Motor kommt ein RXD-Typ zum Einsatz, also ein Schrittmotor, der mit einer Sony A7 II sehr schnell und praktisch lautlos arbeitet. Zwar geht das anderswo schneller, etwa beim Nikkor 24-200 mm F4-6,3 VR an der Nikon Z 6 (den Test finden Sie hier), aber das ist eine andere Kombi und von daher nicht 1:1 zu vergleichen.
Ändert man nach dem Fokussieren die Brennweite, ändert sich die Lage der Schärfenebene nur minimal, aber man sollte lieber erst endgültig fokussieren, wenn der Bildausschnitt steht.
Die kürzeste Einstellentfernung liegt zwischen 19 cm bei kürzester und 80 cm bei längster Brennweite. Bei 28 mm Brennweite erreicht man einen größten Abbildungsmaßstab von 1:3. Bei 200 mm kommt man auf 1:5.
Was dem Tamron 28-200 mm fehlt, ist ein Stabilisator und man muss sich auf den der Kamera verlassen.
Mit der nicht mehr taufrischen, aber immer noch sehr guten Sony A7 II kam ich bei 200 mm (Freihandgrenze 1/200 Sek.) auf unverwackelte Aufnahmen mit 1/20 Sek. und oft auch mit 1/12 Sek.
Ab 1/15 Sek. (und länger) sollte man, wenn das Motiv passt, eine kurze Serie aufnehmen, gegebenenfalls mit der langsamen Serienbildschaltung, um nur bei der 1. Aufnahme den Auslöser durchdrücken zu müssen.
In Sachen Fertigung macht das Zoom einen hervorragenden Eindruck. Dazu kommt die Abdichtung (im Bild blau) gegen Staub und Spritzwasser – für ein Allround- und Immerdrauf-Objektiv ein wichtiges Feature. Die Frontlinse ist mit einer wasser- und fettabweisenden Fluor-Vergütung versehen, um sie zu schützen und damit man sie notfalls gut reinigen kann.
Bei unserem Test waren, bis auf wenige Aufnahmen am Anfang, die „kleinen Helfer“ aktiviert, die die Sony A II bietet (Korrekturen für Vignettierung, chromatische Aberration und Verzeichnung).
Diese Kombination erweist sich als sehr leistungsstark.
In der Bildmitte ist das Zoom ab ganz offener Blende in Sachen Auflösung und Kontrast auf einem sehr hohen Niveau unterwegs, mit einem nur sehr geringen Nachlassen zur längsten Brennweite hin. Die oberen und unteren Bildränder sind nur etwas schwächer, und nur bei entsprechenden Motiven kann man sehen, dass die Bildecken weicher ausfallen.
Vignettierung spielt nur eine geringe, Verzeichnung praktisch keine Rolle und auch mit Gegenlichtsituationen kommt das Zoom gut zurecht. Sehr helle Lichtquellen im Bildfeld nah am Bildrand können zwar einmal zu Reflexen führen, die man aber im Sucher sieht. Dann genügt ein kleiner Wechsel der Richtung um das Problem zu lösen.
Das Bokeh ist angenehm, was dem Einsatz der mittleren Brennweiten für Porträts, Baby- oder Blumenbilder (und mehr) entgegenkommt.
Alles in allem ist das Tamron 28-200 mm F2,8-5,6 Di III RXD ein Top-Vertreter der Super- oder Reisezooms, das durch eine Kombination aus Abbildungsleistung, Fertigungsqualität und Preis überzeugen kann. Aktuell steht es mit Sony E-Mount zur Verfügung, Versionen für das Canon EOS R und Nikon Z System sind wünschenswert.
Preis
827,60 € (www.allesfoto.de / KW 43 / 2020)
BEWERTUNG FÜR TAMRON 28-200 MM F2,8-5,6 DI III RXD
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL PLUS
Text © Herbert Kaspar
Bilder, sofern nicht anders angegeben, © Herbert Kaspar
PRAXISBILDER
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 2400 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Eine Ausnahme sind die drei entsprechend gekennzeichneten 100-%-Crops. Sie zeigen 2400 x 1600 Pixel aus dem 6000 x 4000 Pixel großen Originalbild.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Tamron 28-200 mm F2,8-5,6 Di III RXD an der Sony A7 II