Nach dem Vollformatmodell Nikon Z6III im Sommer stellte Nikon gegen Ende letzten Jahres auch eine neue Kamera mit DX-(APS-C)-Sensor vor: die Nikon Z50II.
Schon die Nikon Z50 ist eine kompakte Kamera, die Z50II unterschreitet das noch mal. Sie misst ohne Objektiv laut technischen Daten 127 x 97 x 67 mm. Hier sind wie immer die Ösen für die Trageriemen nicht einbezogen, die rund 12 mm zur Breite addieren. Das Gewicht liegt bei rund 550 g, das sind etwa 110 g mehr als bei der Fujifilm X-T50 und rund 60 g weniger, als eine Canon EOS R7 auf die Waage bringt.
Wer von einer Z50 zur Z50II wechselt wird feststellen, dass am Bedienkonzept Änderungen vorgenommen wurden – keine riesigen Änderungen, sondern mit Bedacht. Das kann man beim Knöpfchen-wechsle-dich-Spiel anderer Kameras nicht immer sagen.
Die Idee hinter dem überarbeiteten Layout ist, mit der Kamera nicht nur Fotofans anzusprechen, die ins Nikon-System oder ganz generell in die DLSM-Technik einsteigen wollen. Gleichzeitig sollen sich Besitzerinnen und Besitzer einer großen Nikon angesprochen fühlen, die Z50II als Zweitgehäuse einzusetzen.
Warum die Z50II als Zweitgehäuse und nicht gleich eine zweite Große? Das ist zum einen eine Frage der Größe und des Gewichts. Die Z50II ist kleiner und leichter als etwa eine Z6II oder Z7II. Das ist zum anderen eine Frage des Budgets. Die Z50II ist da nicht so belastend. Für das Gehäuse wurde bei der Präsentation ein UVP von 999,- € genannt, das Set mit dem kompakten Nikkor Z 16-50mm 1:3,5-6,3 VR schlägt hier mit 1149,- € zu Buche.
Gründe für ein Zweitgehäuse: zwei Gehäuse heißt natürlich auch: zwei Objektive. Man hat also mehr Brennweiten zur Verfügung, auf die man sofort zugreifen kann, und kann schneller die richtige einsetzen. Man kann ein Standardzoom und eine lichtstarke Festbrennweite oder ein Makroobjektiv parallel nutzen, ohne Objektivwechsel (besonders wichtig, wenn Staub oder Sand in der Luft ist), und wenn ein Akku leer wird,
hat der andere noch Saft.
Ein Tipp für Besitzerinnen und Besitzer einer Nikon Z5 oder Z6/Z6II, die gern sehr lange Brennweiten nutzen und dafür auch mal in den DX-Modus schalten, um die Brennweite eines Teles zu „verlängern“ – zum Beispiel um aus dem hervorragenden Nikkor Z 180-600mm einen Zoombereich von 270-900 mm [@KB] heraus zu kitzeln. Dabei wird aber die Auflösung von 24 MPix auf 10 MPix reduziert. Setzt man das Zoom an eine Z50II, hat man denselben Effekt, aber eine Auflösung von 20 MPix.
Wenn man zwei Gehäuse parallel nutzt, ist es angenehm, wenn sich beide weitgehend gleich bedienen lassen. Und damit sind wir zurück beim geänderten Layout der Bedienelemente.
Die Taste, mit der man den automatischen Wechsel zwischen Sucher und Rückwandmonitor aktivieren oder ändern kann, ist jetzt rechts vom Suchereinblick zu finden, neben der neuen Taste [DISP], mit der man zwischen verschiedenen Display-Darstellungen wechseln kann. Links sitzen nun die Taste für die Serienbildfunktionen und die Papierkorbtaste.
Auf der rechten Seite der Rückwand ist die [AF-L/AE-L] ein Stückchen nach unten gerutscht. An dieser Stelle würde ich gern den Mini-Joystick der großen Z-Modelle sehen – aber was nicht ist, ist nicht. Schade ist es trotzdem.
Die [i]-Taste fürs Quick-Menü sitzt nun oberhalb der Achtrichtungswippe, mit der man mangels Joystick das AF-Messfeld positionieren und durchs Quick- und durchs Hauptmenü navigieren kann. In der Mitte die [OK]-Taste.
Darunter, wie bei der Z8 die beiden Tasten, mit denen man das Bild auf dem Sucher- und Rückwandmonitor vergrößern und wieder verkleinern kann, dazu die Tasten für [MENU] und Wiedergabe.
Während diese Änderungen dazu dienen, die Z50II ein Stück weit den großen Modellen anzupassen, gibt es auf der rechten Schulter eine neue Taste, die bislang nur die neue Kleine zu bieten hat. So wie Fujifilm mit der X-T50 ein Einstellrad für die Filmsimulationen und Panasonic mit der Lumix S9 die LUT-Taste eingeführt haben, präsentiert Nikon nun eine Taste für die Picture-Control-Einstellungen.
31 Picture Controls stellt die Z50II gleich zur Verfügung. Wer durch die Angebote scrollt – darunter z. B. „Sonntag“, „Düsternis“ und „Verblichen“ – kann auf dem Monitor sofort sehen, wie sich die Einstellung auf das Motiv auswirkt. Und wer mal wirklich Schwarz/Weiß fotografieren möchte, wählt „Binär“, denn hier wird auf alle Graustufen verzichtet.
Wenn die 31 Vorgaben nicht reichen, kann man weitere downloaden, was dann vielleicht dazu führt, dass die Sache unübersichtlich wird. Daher gibt es die Möglichkeit, die Picture Controls auszublenden, die man nicht so oft braucht.
Sehr schön: Wenn einem eine Vorgabe schon ganz gut aber noch nicht hundertprozentig gefällt, kann man sie feintunen, indem man Effektstärke, Scharfzeichnung, Klarheit, Globalen Kontrast und Farbsättigung regelt.
Eine weitere Änderung gegenüber der Z50 ist, dass der Monitor (3,2“, 1,04 Mio. RGB-Dots) nun zur Seite geschwenkt und um die Längsachse gedreht werden kann. Das ist schon bei der Zfc und Z30 der Fall, allerdings ist deren Monitor mit 3“ Diagonale etwas kleiner. Der Monitor der Z50 kann nur geklappt werden, das allerdings so, dass man ihn auch von vorn sehen kann. Der Monitor der Z50II bietet wieder Touch-Screen-Funktionalität. Durch Berühren kann man den Fokuspunkt positionieren, Einstellungen ändern und vieles mehr.
Der eigentliche Sucher kommt in der Größe an eines der großen Z-Modelle nicht heran, ist aber in Ordnung und zeigt ein helles, kontrastreiches und dank der 2,36 Mio. RGB-
Dots ein detailreiches Bild. Ob die Helligkeit von 1000 Nits das Sucherbild auch bei grellem Sonnenlicht gut sichtbar macht, wie es im Pressetext heißt, ließ sich mangels Sonnenlicht nicht prüfen.
Andere Ausstattungsmerkmale sind praktisch unverändert.
Der Blitzschuh auf dem Sucheraufbau und der Pop-up-Blitz darunter sind von der Z50 bekannt. Dass der kleine Blitz kein Leistungsriese ist, ist kein Wunder. Aber bei ISO 400 und bei Blende 5 leuchtet er Räume mit rund 20 m² gut aus.
Auf dem Handgriff garantiert die immer wieder lobenswerte Kombination aus Hauptschalter und Fotoauslöser schnelle Aufnahmebereitschaft. Dahinter liegen (nun nicht mehr versetzt, sondern genau nebeneinander) der Videoauslöser und die Tasten für die Wahl der Empfindlichkeit und eines Korrekturfaktors. Mit einem Schalter unter dem Betriebsartenwählrad wechselt man schnell zwischen Foto- und Videoaufnahme.
Mit dem Moduswählrad lassen sich die PASM-Modi, drei eigene Einstellungen und die Vollautomatik aufrufen. Dazu kommt SCN als Zugang zu den Motivprogrammen. 16 stehen zur Wahl, darunter eines für die unvermeidlichen Food-Aufnahmen, die manchen Restaurantbetreiber und -besucher zur Verzweiflung bringen. Wer als alter Hase bei „Vollautomatik“ und „Motivautomatik“ die Nase rümpft, liegt falsch. Nicht nur Anfänger und Anfängerinnen können mit den Ergebnissen zufrieden sein.
In diesen Zusammenhang gehören auch die erweiterten Funktionen des Autofokus. Er arbeitet, um das vorweg zu nehmen, schnell und sicher. Bei kompliziert aufgebauten Motiven ist das winzige „PIN“-AF-Messfeld eine große Hilfe.
Auch die Z50II bietet den bekannten AF-Modus AF-A für das automatische Umschalten zwischen AF-S und AF-C. Er reagiert sehr schnell auf Änderungen im Motiv. Schon eine kleine Bewegung löst den Wechsel aus. Hier lässt die Z50II die Z50 ein Stück hinter sich.
Während die Z50 nur drei Motive automatisch erkennt – Menschen, Katzen, Hunde – kommen bei der Z50II nun Autos, Motorräder, Fahrräder, Züge, Flugzeuge und Vögel hinzu. Bei Menschen und Tieren werden die Augen erkannt. Dass die Einstellung Hunde und Katzen oft auch Pferde erkennt, ist kein Problem. Während Autos seitlich oder schräg gut erfasst werden, muss die Software für die Heckansicht von Autos, die z. B. aufgereiht am Straßenrand stehen, aber noch besser trainiert werden.
Das von den großen Modellen bekannte 3D-Tracking steht nun auch in der Z50II zur Verfügung und arbeitet sicher, auch wenn das Motiv sich nicht vorhersehbar bewegt. Das gilt auch für Serienbilder und Videos.
Die Serienbildfunktion macht es möglich, JPEG+RAW-Paare mit 5,6 B/Sek. und rund 10 B/Sek. aufzunehmen. Für mehr Tempo sorgen die Einstellungen C15 und C30 mit 15 B/Sek. und 30 B/Sek. Allerdings werden dabei nur JPEGs auf entsprechend schnelle Speicherkärtchen geschrieben. (Dass nun der UHS-II-Standard unterstützt wird, ist sehr gut, dass das Kärtchen im Akku-Fach untergebracht ist, eher weniger …)
30 B/Sek. werden benötigt, um den High-Speed Frame Capture+ Modus zu nutzen. Dabei überschreibt die Kamera die Bilder im Zwischenspeicher, bis man den Auslöser drückt. Damit kann man aus den Bildern das aussuchen, das zum richtigen Zeitpunkt entstanden ist.
Im Mittelpunkt steht ein DX-Sensor (DX ist die Nikon-Bezeichnung für APS-C-Sensoren) mit einer Auflösung von 20,1 MPix. Für den Sensor können Empfindlichkeiten von ISO 100 bis ISO 51.200 eingestellt werden, im erweiterten Modus 102.400 (Hi1) bis 204.800. (Hi2). Verblüffenderweise ist das Ergebnis bei den beiden regulären Höchstwerten nicht so katastrophal wie man es erwartet, aber trotzdem: Finger weg. Dagegen sind ISO 12.800 durchaus nutzbar, wenn man das Foto unbedingt braucht, und ich bin gespannt, was DxO Pure Raw in der Version 4.6 daraus macht. Momentan wird die Z50II noch nicht unterstützt. Hervorragende Ergebnisse erzielt man bis ISO 1600, sehr gute bis ISO 6400.
Das liegt, wie vieles andere auch, am Bildprozessor EXPEED 7, der auch im Top-Profimodell Z9 zum Einsatz kommt. In der Z50 werkelt noch ein EXPEED 6.
Allen Anwenderinnen und Anwendern, vor allem aber denen, die vom Smartphone zu einer richtigen Kamera aufsteigen, um kleine Filme online zu stellen, soll es möglich gemacht werden, ohne Aufwand auch gelungene Videos aufzunehmen.
Mit der Z50II kann man Filme in 4K UHD/30p (Oversampling von 5,6K) oder schnelle Action mit 4K/60p im Crop-Modus aufnehmen.
Die Begrenzung der Aufnahmedauer auf 29 Minuten 59 Sekunden, die bei der Z50 gilt, ist weggefallen. Auch die REC-Warn-LED, N-Log/HLG (8/10 Bit), UVC/UAC-Streaming, die Wave-form-Anzeige, der optimierte elektronische Stabilisator und die Hi-Res-Zoom-Funktion sind Verbesserungen gegenüber der Z50, wie auch die beiden 3,5-mm-Buchsen für ein externes Stereomikrofon und einen Kopfhörer.
Die Z50II bietet als erste Nikon Z-Kamera einen Modus für Produktbesprechungen, wie ihn ähnlich die Fujifilm X-S20 präsentierte. Vloggerinnen und Vlogger können nun Produkte auf die Kamera zu bewegen, um sie größer ins Bild zu bringen, der Fokus wird fließend darauf abgestimmt und die Person dahinter kommt zunehmend unscharf ins Bild. Ebenso neu ist der Video-Selbstauslöser. Außerdem ist nur ein Kabel nötig, um die Z50II direkt mit einem Smartgerät zu verbinden und auf der Videoplattform der Wahl live zu posten.
Für die drahtlose Kommunikation sind WiFi- und Bluetooth-Module an Bord.
Eine Funktion, die bei der Testkamera noch nicht zur Verfügung stand ist die Einbindung in die Nikon Imaging Cloud, die mit der Nikon Z6III eingeführt wurde. Über die WiFi-Anbindung können Bilder sofort in die Nikon Imaging Cloud übertragen werden. Von dort wird sie an eine Cloud-Anwendung der Wahl, also etwa Google Drive oder Lightroom, weitergeleitet.
Alles in allem Die Nikon Z50II ist zwar eine kleine, leichte Kamera, bietet aber eine Ausstattung und Leistung, die sie auch als Zweitgehäuse neben einem der Vollformatmodelle im Z-System empfiehlt.
Preise (idealo.de | KW 4/2025)
Gehäuse …… 999,- €
Set mit Z DX 16-50mm 1:3,5-6,3 …… ab 1080,- €
BEWERTUNG FÜR NIKON Z50II
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL-PLUS – EXZELLENT
TEXT © HERBERT KASPAR
PRODUKTBILDER © NIKON
PRAXISBILDER
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Die Originalbilder aus der Nikon Z50II sind 5568 x 3712 Pixel groß.
Das entspricht bei einer Druckauflösung von 300 ppi einer Größe von 471 x 314 mm.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!







ISO-REIHE
Das erste Bild zeigt den Aufbau im Studio, der wie immer mit einer Tageslicht-Fotoleuchte beleuchtet wurde. Die Helligkeit entspricht etwa EV 6.
Die weiteren Bilder sind 100-%-Crops aus den 5568 x 3712 Pixel großen Originalbildern. Ein Klick auf eines der Bilder bringt es mit einer Länge von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm.
Alle Bilder der der ISO-Reihe wurden mit dem Nikon Z DX 16-50mm 1:3,5-6,3 VR @ 33 mm (49 mm [@KB]) aufgenommen










