Es gibt sehr viele Motive, überaus sehr viele Motive, unzählige Motive – unmöglich, sie alle zu benennen. Aber darunter sind einige, die muss man in seinem Leben als Hobbyfotograf einfach vor der Kamera gehabt haben. Wir stellen ihnen zunächst einmal sechs Dutzend vor …

… sechs Wochen lang jeden Mittwoch ein Dutzend. Und damit geht es in der vierten Folge weiter …

Lavendel

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Charlieaja | Dreamstime.com

Lavendel ist eine Pflanze des ganzen Mittelmeerraums, wird aber oft mit der Hochprovence in Südfrankreich in Verbindung gebracht. Die Blüte ist am Schönsten zwischen Juli und August. Wenn man vor einem der großen Lavendelfelder steht, kann es durchaus sein, dass es kein echter Lavendel ist, sondern Lavandin, eine Kreuzung aus echtem und Speiklavendel, der sich gut als Basis für Öle und Essenzen eignet. Das allerdings ist für den Fotografen von untergeordneter Bedeutung. Die langen Zeilen der Pflanzen lassen sich sowohl mit kurzen Brennweiten (vielleicht mit Bergen und Bäumen im Hintergrund) wie auch mit langen Brennweiten und ihrer raffenden Wirkung ins Bild setzen, wobei die Teleaufnahme die typische Lavendelfarbe zum Bildinhalt macht. Ob man einen symmetrischen Bildaufbau wählt oder die Zeilen lieber schräg ins Format setzt, ist Geschmackssache. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man verschiedene Varianten aufnimmt und dabei auch mit der Blende spielt. Bei den Aufnahmen mit weit offener Blende kann man dann noch Pflanzen im Vordergrund einmal scharf und einmal unscharf ins Bild setzen.

 

Marathonlauf

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Foto: Rihardzz | Dreamstime.com

Bei wenigen Sportarten kommt man auch als Hobbyfotograf so nah an die Athleten, wie bei einem Marathonlauf oder bei Straßenradrennen. Für die Umsetzung des Wettbewerbs in Bilder gibt es verschiedene Wege. Solange die  Sportler eng zusammen sind, kann man die raffende Wirkung langer Brennweiten (300 mm, 400 mm [@KB]) nutzen, um den Pulk noch zu verdichten. Die Aufnahmen erfolgen von vorn oder schräg von vorn, und wenn man einen etwas erhöhten Standort findet (ggf. hilft schon ein stabilder Fotokoffer) ist das noch besser. Wenn das Feld dann auseinandergezogen ist, kann man mit einem tiefen Standort und längerer Verschlusszeit experimentieren und auch einmal die Wirkung kurzer Brennweiten  ausprobieren. Mit  Bei der Nachbearbeitung bringen Wisch- und/oder Zoomeffekte die Bewegung noch besser ins Bild. Jetzt ist auch die Gelegenheit, die lange Brennweite noch einmal auszupacken und zu versuchen, eine Porträtstudien der Läuferinnen und Läufer zu machen.

 

Lichtmalereien

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Foto: Herbert Kaspar

Taschenlampen gehören seit einiger Zeit zur Grundausstattung vieler Hobbyfotografen. Die Geräten werden genutzt, um bei Nachtaufnahmen ganze Bäume, Hütten oder Bagger zu beleuchten. Ein anderes Einsatzgebiet sind Lichtmalereien, die keine Erfindung von heute sind – es gibt da z. B. ein paar faszinierend Bilder aus dem Jahr 1949, die Picasso beim Lichtmalen zeigen. Man muss es aber nicht gleich so künstlerisch angehen, sondern kann sich auch an einfachen Motiven versuchen. Besonders gut geht das, wenn man auf dem Monitor das Entstehen des Bildes beobachten kann, was einige Olympus Modelle erlauben.

 

Wolken

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Foto: Herbert Kaspar

Seit Frühjahr 2014 besteht die Möglichkeit, sich Livebilder auf den Rechner zu holen, die die Erde von der Internationalen Raumstation ISS aus zeigen. (http://www.ustream.tv/channel/iss-hdev-payload oder http://www.ustream.tv/channel/live-iss-stream). Da sieht man dann, wie viele Wolken am Himmel unterwegs sind. Genau die sind von unten gesehen ein oft unterschätztes Motiv. Ob dicke weiße Wolken vor strahlend blauem Himmel (hinter denen vielleicht gerade die Sonne hervorkommt) bis zu dunklen Gewitterwolken – alle bieten sich als interessante Motive an. Wenn man immer wieder nach oben schaut, kann man auch einmal eine etwas andere Form entdecken, die zum Beispiel so aussieht, als würde  gleich ein Tornado entstehen. Diese Aufnahme entstand am Strand bei Sankt Peter-Ording, dessen Ebenheit einen schönen Kontrast zur voluminösen Wolke.

 

Störche

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Foto: Herbert Kaspar

Wer als Hobbyfotograf das Glück hat, in der Nähe eines Storchennestes zu wohnen, sollte immer wieder mit aufnahmebereiter Kamera zum Nest gehen. Die großen Vögel sind im Nest, beim An- und Abflug oder auch bei der Futtersuche in einer Wiese ein faszinierendes Motiv. Je länger die Brennweite, desto besser, aber man muss mit der langen Brennweite auch zu unverwackelten Bildern kommen, wozu Bildstabilisatoren und (Einbein-)Stative beitragen. Gegebenenfalls lieber eine kürze Brennweite einsetzen und einen Ausschnitt des Bildes nehmen. Für einen Tintenstrahldruck in A4 bei 200 ppi reichen rund 2400 x 1700 Pixel … !

 

Wasserbogen

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Foto: Ghostfather – Fotolia.com

Zugegeben: Das Bild ist neu, das Motiv als solches aber nicht.  Andererseits: Wenn man danach geht, was schon alles fotografiert worden ist, kann man die Kamera eigentlich gleich wegpacken. Um einen so schönen Wasserbogen ins Bild zu bekommen, braucht man ein geduldiges Modell mit sehr langen Haaren und angenehmen Luft- und Wassertemperaturen. Eine kurze Verschlusszeit von 1/250 Sek. und weniger ist angesagt. Eine längere Brennweite und ein höherer Standort schieben den Hintergrund aus dem Bild.

 

Symmetrie

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Foto: Herbert Kaspar

Ein mittiger Bildaufbau ist selten gut – aber wenn man symmetrisch aufgebaute Motive sammelt (Sammlungen aufzubauen bringt wieder Spannung ins Fotohobby!), ist er zwingend nötig.  Ein Raster im Sucher / auf dem Monitor ist für solche Bilder hilfreich. Wenn man etwas mehr Platz um das Motiv lässt, hat man später mehr Spielraum, um das Bild ggf. gerade zu stellen

 

Leuchtturm

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Foto: Herbert Kaspar

Leuchttürme sind einfach schön. Sie stehen natürlich an den Küsten, wie etwa bei Westerhever (Nordfriesland) oder Arcona (Rügen), die wir anlässlich unserer d-pixx Workshops schon ins Bild gesetzt haben, oder auf Helgoland und der Düne, die wir bei mehreren Workshops in den Sucher nahmen. Aber auch in Lindau am Bodensee findet man beispielsweise ein fotogenes Exemplar – wenn auch nicht immer bei schönem Wetter 🙁 Hier wurde auf eine mittige Ausrichtung verzichtet, um der Hafeneinfahrt links ein bisschen mehr Platz lassen. Die stürzenden Linien sind in so Ordnung und unterstreichen die Höhe.

 

Farbstifte

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Foto: Marianmocanu | Dreamstime.com

Farbstifte sind ein klassisches Motiv für alle, die ein Makroobjektiv oder eine gute Nahvorsatzlinse (Achromat) besitzen. Die Stifte werden dann gern ordentlich ausgerichtet auf eine Fläche gelegt, was nicht nur sinnvoll ist, wenn man sehen möchte, ob die Bilder auch am Rand noch scharf sind. Manchmal werden die Stiftspitzen per Lineal auf eine waagrechte oder schräg im Bild verlaufende Linie  ausgerichtet, auch Kreise oder Herzen lassen sich legen. Aber es muss ja nicht unbedingt eine ebene Unterlage sein. Man steckt die Stifte einfach in ein Glas, fotografiert das Durcheinander und spielt dabei mit der schmalen Schärfenzone.

 

Monochrome Motive

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Foto: Herbert Kaspar

Farbfotografie heißt nicht, dass möglichst viele Farben im Bild vorkommen müssen, wie es bei den Farbstiften natürlich der Fall ist. Wenn man aber einmal versucht, sich auf wenige Farben oder Abstufungen einer Farbe zu beschränken, macht schon die Suche nach Motiven Spaß und man bekommt etwas andere Bilder.

 

Alte Schilder

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Foto: Herbert Kaspar

Eine Autofahrt durch eine deutsche Stadt oder auf einer deutschen Autobahn zeigt, wie verschwenderisch und manchmal hirnverbrannt Verkehrsschilder aufgestellt werden. Bei einem Stadtbummel lassen sich dann Glanzleistungen des Schilderwahns dokumentieren. Fotografisch gesehen machen aber alte Schilder mehr Spaß – wenn beispielsweise der Rost auf einem alten Garagentor und das ausgebleichte Schild zu einem fast monochromen Motiv verschmelzen.

 

Andere alte Schilder

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Foto: Herbert Kaspar

Auch die Variante, in der die Sonne nur Teile der Schilder hat verblassen lassen hat und man raten muss, was nun alles verboten ist, hat etwas, zumal sich aus der Untersicht ein grafisches Motiv ergibt, das sich gegen den Himmel abhebt. Natürlich könnte man in der Bildbearbeitung die stürzenden Linien entfernen.

 

Texte und Aufmacherbild: (c) Herbert Kaspar