Zur Vorbereitung eines Workshops unternahmen wir einen Kurztrip nach Ostfriesland – begleitet nur von zwei Tamron Zooms für meine gute alte Sony A7 II. Sollte da nicht mehr mit auf die Reise? Mehr kann sein – muss aber nicht.

Von Greetsiel, das wir nach vielen Jahren wieder einmal besuchen und das uns wieder begeistert, geht es weiter nach Neuharlingersiel.

Unterwegs möchte ich doch mal einen der vielen Wind-Parks ins Bild holen, an denen Don Quixote seine helle Freude hätte.

Noch interessanter als die Windräder sind dann aber die Gleise der Bahnstrecke … Schon die mittleren Brennweiten des 17-70 mm bringen Tiefe ins Bild.

In Neuharlingersiel finden wir dann tatsächlich schon im ersten Versuch einen Parkplatz. Er ist völlig überteuert, aber immerhin direkt am Deich. Das ist angenehm – wäre bei Flut aber  noch angenehmer, denn dann könnten wir nach wenigen Schritten von dort oben das Meer sehen. Aber es  herrscht (natürlich) Ebbe. Und nicht nur das. Es ist gräulich bewölkt. Gleich weiterfahren? Ein Blick auf die Wetter-App zeigt, dass in einer Stunde oder so mit blauem Himmel gerechnet werden kann. Bis jetzt war sie recht zuverlässig und wir beschließen: Wir warten auf das bessere Wetter.

Bis es so weit ist, gehen wir im Park rund um den Sielhof ein bisschen spazieren. Natürlich entstehen ein paar Bilder. Den unschön hellen Himmel nehme ich in Kauf, weil ich eh mal probieren möchte, ob „Himmel austauschen“ eine Sache ist, über die ich einen kleinen Bericht schreiben sollte. (Wie sich dann zurück in der Redaktion herausstellt, ist das durchaus ein Thema.)

Im sehenswerten Hafen des Städtchens widme ich mich – typisch Landratte eben – einigen Dingen, an denen die Einheimischen eher achtlos vorbeigehen (und viele Tourist:innen auch, die verblüfft schauen, was es denn da zu fotografieren gibt).

Die 105 mm [@KB] des Standardzooms machen es mir leicht, mich maritimen Details zu widmen und dank Lichtstärke F2,8 kann ich mit Schärfe und Unschärfe jonglieren.

Der eigentlich unschön helle Himmel ist hier sogar von Vorteil. Er wirkt wie ein Hazy Light im Studio und bringt schön weiches Licht mit sanften Schatten. (Eigentlich ist es ja umgekehrt: Das Hazy Light, eine große Lichtwanne, soll das Licht eines bedeckten Himmels nachempfinden!)

Inzwischen ist das eingetreten, was die Wetter-App vorausgesagt hat: Der Himmel ist blau mit weißen Wolken – ideal, um noch Strandkörbe zu fotografieren, wie es sich gehört, wenn man an der Nordsee ist (auch wenn diese Nordsee sich im Moment jenseits von Spiekeroog aufhält).

Am Abend des ersten Tages möchte ich dann, zurück in Rysum, einige Dämmerungs- / Available Light Aufnahmen machen, aber die Häuser im Zentrum hüllen sich in Dunkel.

Eine Ausnahme sind zwei schöne Häuser an der Windmühle. Also Stativ mitten auf der Straße aufstellen, die Kamera mit dem 11-20 mm ausrichten, eine mittlere Blende wählen und mit dem Fernauslöser auslösen. Das Ergebnis: Nicht schlecht. Aber es fehlt etwas.

Ein freundlicher Herr aus dem erleuchteten Haus ahnt das wohl. Er kommt vor die Tür und meint, ich müsse nur noch ein paar Minuten warten, dann würde die Windmühle beleuchtet. Genau das ist es …

Am nächsten Morgen bleibt das Superweitwinkelzoom an der Sony und wir drehen eine kleine Runde durch den Ort mit den schnuckeligen Häusern, der wuchtigen Kirche (die älteste spielbare Orgel hören wir von draußen, wollen aber den Gottesdienst nicht stören) und kommen wieder an der Windmühle vorbei. Leider hat sich der Morgennebel noch nicht verzogen, hüllt die Mühle aber leider auch nicht fotogen ein.

Die Aufnahmen im weichen Licht bringen die Backsteinstrukturen der verschiedenen Gebäude schön heraus und das 11-20 mm zeigt sie in in den Bildern scharf bis zum Rand.

Um ein bisschen mehr Meerwasser zu sehen, fahren wir dann nach Emden und legen einen Zwischenstopp am Leuchtturm Knock ein – am zweiten Leuchtturm dieser Kurzreise, der so ganz anders aussieht, als die Leuchttürme, die wir lieben.

Der futuristische Bau könnte der Tower eines Großflughafens sein. Er ist tatsächlich auch etwas ähnliches und beherbergt außer dem Leuchtfeuer auch Radar- und Richtfunkeinrichtungen und dient als Verkehrszentrale, von der aus die Schifffahrt auf der Ems überwacht wird.

Ich belasse es bei einigen Bildern aus der Ferne mit dem 17-70 mm, wir beschauen das unspektakuläre Wasser der Ems und fahren weiter in die Innenstadt Emdens, wo uns gleich der nächste sehenswerte Turm über den Weg läuft. Also: Eigentlich steht der Wasserturm und wir laufen – aber Sie wissen, was ich meine.

Den 42 m hohen weißen Riesen nehme ich zunächst mit dem 17-70 mm und mittleren Brennweiten aus größerer Entfernung auf. Stürzende Linien entfallen.

Ganz anders ein paar Schritte weiter. Ich wechsle zum 11-20-mm-Superweitwinkelzoom und die kürzeste Brennweite von 16 mm [@KB] und die nach oben geneigte Kamera bringen einen Turm ins Bild, der sich plötzlich deutlich nach oben verjüngt. Der 1912 fertig gestellte Turm beweist, dass Zweckmäßigkeit und Ästhetik sich nicht ausschließen müssen.

Beim Rundgang um den Turm spitzt dann einmal die Sonne um die Ecke. F8 zaubert einen schönen Blendenstern ins Bild, aber keinerlei störenden Reflexe.

An der Kunsthalle vorbei gehen wir zum Museumshafen.

Dort hole zwar keinen Blendenstern ins Bild, sondern setze die Sonne hinter das Leuchtfeuer des Feuerschiffs „Deutsche Bucht“, dieses Mal mit dem 17-70-mm-Standardzoom und Blende 9 und wieder ohne Reflexe.

Das Feuerschiff wurde als „Amrumbank II“ 1919 in Dienst gestellt. Der groß aufgemalte Namen „Deutsche Bucht“ kennzeichnet den letzten Standort bei 54° 5‘ N / 7° 26‘ O und die weiße Schrift auf rotem Grund lädt zu (foto)grafischen Spielereien ein.

Das alte Feuerschiff , wie auch der Seenotrettungskreuzer „Georg Breusing“ davor und der Drei-Mast-Segler gegenüber bieten einiges an Motiven mit der klassischen Arbeitsteilung:  mit dem Tamron 11-20 mm sind Übersichten und Aufnahmen mit steiler Perspektive möglich, …

… das  17-70 mm bringt die natürliche Perspektive und mit den längeren Brennweiten lassen sich Details sauber ins Bild zirkeln.

Dass in allen Fällen (wie auch bei den Aufnahmen davor) die Abbildungsleistung stimmt, überrascht mich nicht. Nach meinen Tests habe ich es nicht anders erwartet.

Es gibt sicher noch viel mehr Motive in Emden – aber die Zeit drängt schon wieder. Für eine Spieglung des Rathausturms in einer Glasfassade ist aber noch Zeit.

Und natürlich muss auch Otto als grünes Ampelmännchen noch mitgenommen werden.

Alles in allem Zwei top-aktuelle Tamron-Zooms mit E-Mount an meiner Sony A7 II, 2x top Abbildungsleistung, ein bisschen gräulicher, aber auch viel blauer Himmel, angenehme Temperaturen, und endlich mal wieder Fisch auf dem Teller, der davor nicht hunderte Kilometer bis nach Hammelburg (Heimat der d-pixx foto im oberen Unterfranken) zurücklegen musste … es waren zwei schöne Tage in Ostfriesland. (Auch wenn sich die Nordsee mal wieder nicht blicken ließ.)

Text und alle Bilder (c) Herbert Kaspar