Nach dem Praxistest durfte das Sigma 20-200 mm F3,5-6,3 DG | Contemporary mit auf eine kurze Reise nach New York.

Die Headline des Praxistests in d-pixx foto 4/2025 (das Heft kann als Print-Ausgabe oder ePaper hier bestellt werden) heißt: „Für die Weltreise“. Ich konnte das Sigma 20-200 mm F3,5-6,3 DG | Contemporary zwar nicht auf eine Weltreise mitnehmen, aber auf einen Kurztrip nach New York.

Kurztrip plus Pressekonferenz bedeutet zwar Arbeit, aber danach ist auch Zeit, um durch den Big Apple zu laufen und Bilder in der weihnachtlich geschmückten Metropole zu machen. Dafür kann man den Fotorucksack mit einer großen Ausrüstung vollladen – muss man aber nicht.

Ich entschied mich für das eben angesprochene Sigma 20-200mm F3,5-6,3 DG | Contemporary (ab hier: 20-200 DG).

Vermissen Sie die Bezeichnung „DN“ im Namen, die jahrelang Sigma-Objektive bezeichnete, welche für spiegellose Systemkameras entwickelt wurden? Die gibt es nicht mehr, da mittlerweile alle neuen Sigma-Objektive diese Anforderung erfüllen. Aber weiterhin stehen die Kürzel „DG“ für Vollformatobjektive und „DC“ für Objektive für APS-C- und MFT-Kameras.

Für das 20-200 DG als Begleitung sprechen einige Argumente.

Erstens: Mit einem Gewicht von rund 590 g ist es (besonders, wenn man den 10-fachen Zoombereich bedenkt) wirklich leicht. Zusammen mit der Sony A7 IV, die als Gehäuse zum Einsatz kommt, Speicherkarte, Akku und Gurt sind rund 1260 g zu tragen. Das ist definitiv kein Problem.

Zweitens: Der eben erwähnte 10-fache Zoombereich. Er deckt alles vom Superweitwinkel bis zum mittleren Tele ab. Besonders der untere Bereich bis 94° 30‘ Bildwinkel bietet in den engen Straßenschluchten und im Umfeld der Wolkenkratzer einen riesigen Vorteil gegenüber den 84°, mit denen ein 24-70-mm-Standardzoom aufwarten kann. Und 200 mm als Obergrenze sind auch nicht zu verachten, wenn man unter anderem Details aus einer Fassade herauslösen will.

Drittens: Dazu kommt noch, dass man Motive in halber Lebensgröße einfangen kann. Das Objekt kann also rund 72 x 48 mm klein sein, und man bekommt es ganz aufs Bild!

Viertens: Der Bereich von 20 mm bis 200 mm steht zur Verfügung, ohne dass man das Objektiv wechseln muss. Im Dezember kann es in NY auch mal nieseln oder schneien – da ist das ein schönes Plus.

Fünftens: Wenn es tatsächlich nieselt oder schneit, muss man die Kamera nicht gleich wegpacken. Das 20-200 DG und die Sony A7 IV sind abgedichtet. Die Frontlinse wird dabei von der Streulichtblende nicht hundertprozentig, aber ziemlich gut vor Tropfen oder Flocken geschützt.

Sechstens: Das Zoom hat im Praxistest mit „Hervorragend ++“ abgeschnitten.

Was fehlt, ist ein Stabilisator im Objektiv – aber die Sony Vollformatmodelle haben einen (die APS-C-Modelle nicht).

In New York müssen sich die Dichtungen des Objektivs und des Gehäuses dann auch bewähren. Zunächst ist es kalt und trocken, aber dann kommt doch leichter Regen auf. Da ist es gut, dass ich mit einem der vier Einstellelemente auskomme – im Wesentlichen mit dem Zoomring. Den kann ich auch mit klammen Fingern sicher greifen und auch sicher in die richtige Position drehen , damit der Bildausschnitt so wird, wie ich ihn möchte!

Gerade in der Dämmerung, wenn in vielen Straßen Lichterketten an den Bäumen leuchten, könnte man meinen, dass es an Lichtstärke fehlt. Aber hätte das Objektiv 2,8-5,6 zu bieten, wäre es nur 2/3 bis 1/3 Blendenstufen lichtstärker, aber bestimmt eine ganze Stufe größer und schwerer.

Nicht zu vergessen: Mit der Sony A7 IV kann man auch hohe ISO-Werte einstellen oder von der Automatik einstellen lassen, ohne dass Rauschen Probleme macht. Und wenn es bei der ganz hohen Werten doch ein wenig grisselt, bieten Photoshop und Lightroom sehr gute Entrauschen-Werkzeuge. (DxO PureRaw hat das 20-200 DG noch nicht in der Liste der Module.)

 

HINWEIS Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Breite oder Höhe von 1800 Pixeln auf Ihren Bildschirm.

 

Der erste Spaziergang gilt dem abendlichen New York mit seinen weihnachtlichen Lichtern.

@ 119 mm | ISO 1600 | F6,3 | 1/160 Sek. | Sony A7 IV

Hier leuchten die Lämpchen vor der nicht ganz so bekannten Seitenansicht des Empire State Buildings, gesehen von der West 34th Street.

@ 22 mm | ISO 1600 | F5,6 | 1/1600 Sek. | Sony A7 IV

Ein Stück weiter: keine Lämpchen, sondern riesige leuchtende Reklamen – faszinierend, wenn auch nicht immer nachvollziehbar. „Freunde, die Pommes klauen, sind immer noch Freunde!“ Nun ja. Zumindest eine freundliche Einstellung..

@ 20 mm | ISO 1600 | F5,6 | 1/640 Sek. | Sony A7 IV

20 mm Brennweite machen es möglich, das Gewimmel auf der Straße, die Leuchtreklamen und die Höhe der umgebenden Häuser in einem Bild zu vereinen.

@ 115 mm | ISO 1600 | F6,3 | 1/100 Sek. | Sony A7 IV

Ein Stück weiter sind große Werte zu Hause … materielle Werte. Der Diamond District, entstanden 1941, gilt als eines der wichtigsten Zentren für den Diamantenhandel weltweit. Nur drei Blocks weiter nach Norden …

@ 24 mm | ISO 3200 | F5,6 | 1/60 Sek. | Sony A7 IV

 … verleitet ein Brunnen mit riesigen Christbaumkugeln vor der Radio City Music Hall zu vielen Aufnahmen. 24 mm Brennweite bringen den Überblick …

@ 110 mm | ISO 3200 | F6,3 | 1/60 Sek. | Sony A7 IV

 … 110 mm Brennweite bringen den ikonischen Schriftzug hinter einer der glitzernden Kugeln groß heraus und zeigen die zahllosen Lämpchen im Weihnachtsbaum. Der ist zwar auch eindrucksvoll, aber …

@ 22 mm | ISO 3200 | F5,6 | 1/50 Sek. | Sony A7 IV

 … der weltbekannte Baum vor dem Rockefeller Center ist einfach nicht zu toppen.

 

Am nächsten Tag führt der Weg zum 30 Hudson Yards Wolkenkratzer …

@ 27 mm | ISO 800 | F8 | 1/250 Sek. | Sony A7 IV

… zunächst vorbei an 1 Manhattan West und 2 Manhattan West, zwei Giganten aus Stahl und Glas. Ihre Höhe kann mit 27 mm Brennweite gut dargestellt werden (20 mm bringen entweder zu viel Vordergrund oder zu viel Himmel ins Bild).

@ 20 mm | ISO 800 | F8 | 1/320 Sek. | Sony A7 IV

Zwischen den beiden sieht man den 30 Hudson Yards, der mit 395 m Höhe das Empire State Building überragt. In der Vorweihnachtszeit bilden die warmen Farben der Lämpchen in den Bäumen einen schönen Kontrast zum kalten Blau der Türme.

@ 200 mm | ISO 800 | F8 | 1/400 Sek. | Sony A7 IV

Markantes Kennzeichen von 30 Hudson Yards ist The Edge. Die dreieckige Plattform ragt in 335,3 m frei über die Fassade hinaus …

@ 20 mm | ISO 800 | F8 | 1/1600 Sek. | Sony A7 IV

… und der Glasboden ermöglicht den Blick in die Straßenschlucht. Mutige können den Glasboden betreten.

Von der Plattform aus hat man, wie nicht anders zu erwarten, einen grandiosen Blick über Manhattan. Das gilt auch dann, wenn es diesig ist. Hier kann man den riesigen Brennweitenbereich des 20-200 DG ausspielen, …

@ 24 mm | ISO 200 | F8 | 1/500 Sek. | Sony A7 IV
@ 200 mm | ISO 200 | F8 | 1/640 Sek. | Sony A7 IV

 … wie der Blick zum One World Trade Center zeigt.

@ 20 mm | ISO 200 | F10 | 1/125 Sek. | Sony A7 IV

Fotografiert man mit einem Superweitwinkel nach unten, ergeben sich heftig stürzende Linien, die  ihren Namen wirklich zurecht tragen!

@ 20 mm | ISO 800 | F8 | 1/400 Sek. | Sony A7 IV

Am Boden bringen die waagrecht verlaufenden stürzenden Linien der Straßenränder Tiefe ins Bild.

@ 20 mm | ISO 800 | F8 | 1/2000 Sek. | Sony A7 IV

Man kann sie aber auch vermeiden und selbst sehr hohe Gebäude, wie etwa den extrem schlanken Steinway Tower, senkrecht ins Bild bringen, wenn Sensorebene und Gebäude parallel verlaufen. Das klappt mit der längsten Brennweite des 20-200 DG aus einigen Kilometern Entfernung.

Was muss man fotografieren, wenn man in SoHo unterwegs ist? Natürlich die typischen Feuerleitern …

@ 48 mm | ISO 200 | F10 | 1/250 Sek. | Sony A7 IV
@ 33 mm | ISO 200 | F10 | 1/640 Sek. | Sony A7 IV
@ 29 mm | ISO 200 | F4,5 | 1/1250 Sek. | Sony A7 IV

 … die Brooklyn-Bridge, wenn man darüber geht und im Ganzen vom Ufer des Hudson River.

@ 58 mm | ISO 200 | F10 | 1/200 Sek. | Sony A7 IV

Während es die Brooklyn Bridge als Imitat sogar bis nach Las Vegas geschafft hat, ist die Manhattan Bridge mit ihren neugotischen Spitzbögen nicht ganz so bekannt, aber ebenfalls mehrere Aufnahmen wert.

@ 31 mm | ISO 200 | F10 | 1/200 Sek. | Sony A7 IV

Das gilt auch für den künstlichen Inselpark Little Island am Per 55, wo riesige „Blumentöpfe“ bis zu knapp 20 m über den Hudson ragen.

Fazit Das Sigma 20-200mm F3,5-6,3 DG | Contemporary hat bewiesen, dass es ebenso vielseitig wie gut ist. Die Headline des Praxistests „Für die Weltreise“ stimmt! Die Sony A7 IV hat bestens mitgespielt … aber für einen weiteren Kurztrip in eine Stadt mit vielen Wolkenkratzern ist der Hochformatgriff eine Überlegung wert!

 

TEXT + PRAXISBILDER © ANDREAS KASPAR
PRODUKTBILDER © HERBERT KASPAR