Fans der Panasonic Lumix S1-Serie mussten sechs Jahre auf ein neues Flaggschiff warten. Aber das Warten hat sich gelohnt!
Im Februar 2019 überraschte Panasonic seine Fans und viele andere Fotobegeisterte. Runde 10 Jahre nach der Präsentation der ersten spiegellosen Systemkamera und des MFT-Systems stieg man mit den Modellen Lumix S1 (24 MPix für den Fotoalltag) und Lumix S1R (47 MPix für alle, die die sehr hohe Auflösung brauchen) in das Vollformatsegment ein. Kurz darauf kam die Video-orientierte Lumix S1H (12 MPix) dazu. Dann war Schluss mit der Lumix S1 Serie. Hier finden Sie der ersten Bericht über den Start von Panasonic ins Vollformat.
Mit verschiedenen Lumix S5-Varianten blieb Panasonic auf dem Vollformatsektor aktiv. (Hier finden Sie den Test der Lumix S5 | Hier finden Sie die Meldung zu den Schwestermodellen Lumix S5II * / Lumix S5IIX *)
Die Top-Klasse wurde aber nicht bedient … bis zum Frühjahr 2025. Im Februar wurde die lang erwartete Lumix S1RII * vorgestellt, um die es hier geht, gefolgt von der Lumix S1II * und Lumix S1IIE im Mai. (Hier finden Sie die Meldung zu diesen beiden Modellen.)
Die ersten Lumix S1 Modelle waren mit rund 149 x 110 x 97 mm und rund 900 g rechte Klopper (bzw. sind es immer noch).

Die neue S1RII orientiert sich dagegen an den Lumix S5 Modellen. Sie misst ca. 134 x 103 x 92 mm und bringt ohne Objektiv 795 g auf die Waage. Das ist immer noch nicht zierlich, aber schon sehr handlich.
Apropos Objektiv. Das Angebot von Panasonic ist zwar übersichtlich, bietet aber hervorragende Festbrennweiten (z. B. die Serie von 18 mm bis 85 mm mit Lichtstärke 1:1,8 oder das 100er Makro) und Zooms (etwa das … ). Da Panasonic Teil der L-Mount-Alliance ist, stehen auch Top-Objektive von Sigma zur Wahl und wer tief in die Tasche greifen möchte (und kann), findet Objektive mit L-Mount bei Leica.
Der Body besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet.

Mit ihrem tiefen, gut geformten Griff liegt die Kamera gut in der Hand und die Oberfläche sorgt für sicheren Halt.
Auf dem Griff sitzt der Auslöser, kombiniert mit einem Einstellrad. Mir würde die Kombination mit Hauptschalter an dieser Stelle besser gefallen.
Dahinter liegen die drei Knöpfe, die man auch von anderen Modellen kennt. Mit ihnen kann man die Einstellungen für WB, ISO und Korrekturfaktoren aufrufen. Wenn man die WB- und ISO-Taste immer wieder drückt, kommt man dadurch zum nächsten Wert und muss nicht das Einstellrad drehen (was natürlich auch geht).

Das Betriebsartenwählrad links dahinter weist die typischen Einstellungen auf: PASM, iA und fünf C-Rastungen für eigene Programme.
Darunter ist der Hauptschalter angeordnet, der hier für schnelles Aktivieren der Kamera ein bisschen ungünstig sitzt.
Ein Videoauslöser und ein unbeschriftetes Einstellrad runden die Ausstattung der rechten Gehäuseschulter ab.
Der Sucheraufbau mit seinem Zubehörschuh ist gewohnt kantig.
Darunter steckt ein EVF, dessen OLED-Monitor mit 5,76 Mio. RGB-Dots (1600 x 1200 Pixel) Auflösung und einer Vergrößerung von 0,78x ein ausgezeichnetes Sucherbild liefert – inklusive aller Informationen, die man haben möchte.

Links vom Sucherdach liegt das Einstellrad für die Bildfolgefunktionen. Hier aktiviert man auch die „hochauflösende“ Aufnahme, für die es Einstellmöglichkeiten im Menü gibt.
Dieses Einstellrad und das Betriebsartenwählrad lassen sich per Knopfdruck verriegeln.
Darunter ist der Schalter, mit dem man Foto, Video und S&Q (Zeitlupen-/Zeitraffer-Funktion) wählen kann.
Nicht zu vergessen: Zwischen dem Rad und dem Schalter glänzt der rote Zierring, der 2017 mit der Lumix G9 eingeführt wurde.
Die Rückseite bietet links oben einen Schalter, mit dem Einstellelemente gegen unbeabsichtigte Änderungen gesichert werden können und den Wiedergabeknopf.
Rechts umgibt der Drehschalter, mit dem man zwischen S-AF, C-AF und MF wechseln kann, den Knopf, mit dem man die Wahl des AF-Feld-Modus aufrufen kann. Dazu gehören z. B. die Verfolgung eines Objekts und eine ovale Messfeldgruppe, deren Größe man ändern kann.

Auch der Knopf rechts davon hat mit der Scharfstellung zu tun. Mit ihm kann man die AF-Funktion unabhängig vom Belichtungsmesser aktivieren. Passend dazu: Der Knubbel-Joystick, mit dem man das AF-Messfeld platzieren und durch die verschiedenen Menüs navigieren kann.
Das Hauptmenü ist klar gegliedert und bietet so viele Einstellmöglichkeiten, dass wohl jeder Wunsch abgedeckt ist (aber wer weiß).

Dazu kommt das Quick-Menü für einige wichtige Einstellungen, das aber anderswo, etwa bei Fujifilm oder OM Systems, besser umgesetzt ist.

Unter der Q-Taste für das Quick-Menü sitzt das Daumeneinstellrad. Es kann auch als 4-Richtungswippe genutzt werden, die man leicht mit dem Handballen ungewollt betätigt. In seiner Mitte: Die Menü/OK-Taste.

Ganz unten sitzen die Tasten, mit denen man einen Schritt zurückgehen und die Darstellung auf dem Monitor ändern kann.
Bestimmt wird die Rückwand vom Monitor.

Eine Diagonale von 3“ und eine Auflösung von 1,84 Mio. RGB-Dots sind nicht bahnbrechend, aber in Ordnung.
Schön gelöst ist die Beweglichkeit des Monitors.

Auf den ersten Blick ist nichts Besonderes zu entdecken – der Monitor kann nach links geschwenkt und um die Längsachse gedreht werden.

Schaut man genauer hin, sieht man, dass man zusätzlich die Basis des Monitors vom Gehäuse wegklappen und er sich dann immer noch Schwenken und Drehen lässt. Es gibt wohl keine Kamerahaltung, aus der man das Monitorbild nicht sehen kann.

Auf der Vorderseite ist zwischen Griff und Bajonett eine Funktionstaste untergebracht. Defaultmäßig dient sie als Abblendtaste. Sie kann aber …,

… wie weitere 15 Tasten auch, anders belegt werden.
Darunter befindet sich der Entriegelungsknopf fürs Objektiv und ihm gegenüber ein zweiter Videoauslöser.

Auf der linken Schmalseite findet man hinter vier Türchen, zwar aus Gummi aber gut zu öffnen, die Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer oben und die USB-C- und HDMI-Typ-A-Buchse unten.

Die rechte Schmalseite bietet ebenfalls hinter einem Türchen je einen Slot für SD- und CFexpress Typ B-Speicherkärtchen.
Vom Boden her erreicht man das Fach für den DMW-BLK22-Akku. Daneben verdeckt ein Gummiplättchen den Anschluss für den Batteriegriff DMW-BG2, der leider für den Praxistest nicht zur Verfügung stand. Unter der Verlängerung der optischen Achse des Objektivs, und damit genau an der richtigen Stelle, liegt das Stativgewinde.
Zu den inneren Werten.
Zum Einstieg ins Vollformat präsentierte Panasonic die Lumix S1 mit 24 MPix für den „alltäglichen Gebrauch“ und als hochauflösendes Top-Modell die Lumix S1R mit 47 MPix.

Entsprechend ist auch das zweite R-Modell mit einem hochauflösenden Sensor ausgestattet. Er ist in BSI-(Backside Illuminated)-Technik ausgeführt.
Die maximale Bildgröße für Einzelaufnahmen liegt bei 44 MPix. Die Bilder sind 8144 x 5424 Pixel groß und jedes belegt als JPEG zwischen rund 15 MB und 30 MB auf dem Speicherkärtchen. Die RAW-Dateien (*.RW2) sind zwischen rund 50 MB und 65 MB groß.

Wenn noch detailreichere Fotos gebraucht werden, stehen zwei Modi der Pixelshift-Funktion zur Wahl. Im Freihand-Modus kann die Auflösung auf 88 MPix (11.504 x 7664 Pixel) gesteigert werden, im Stativ-Modus auf 176 MPix (16.288 x 10.848 Pixel). Die maximale Ausgabegröße mit einer Druckauflösung von 300 ppi (wie für d-pixx foto) beträgt dann 137 x 91 cm.
Für den Praxistest standen das Lumix S 1:4,5-6,3/18-40mm * und das Lumix S 1:2,8/24-60mm * (den Test finden Sie hier) zur Verfügung, wobei das 24-60 hinsichtlich Schärfe und Auflösung die Nase ein Stückchen vorn hat und natürlich durch seine durchgehend hohe Lichtstärke punkten kann.
Die Daten des Sensors können für helle und dunkle Umgebungen gesondert ausgelesen und gewichtet werden, was dem Rauschverhalten zugutekommt.
Der Empfindlichkeitsbereich geht von ISO 80 bis ISO 51.200, im erweiterten Modus von ISO 40 bis ISO 102.400.
Rauschfrei sind die Werte von ISO 40 (sehr schön, wenn man z. B. für Wischeffekte längere Verschlusszeiten erzwingen will) bis ISO 3200. Auch bei ISO 6400 und ISO 12.800 bleiben feine Details erhalten und sogar ISO 51.200 können gut genutzt werden, um bei mäßigen Lichtverhältnissen mit kurzen Verschlusszeiten Aufnahmen machen zu können. In dunklen Umgebungen machen sich die Störungen ab ISO 12.800 leicht bemerkbar. Ob man sie als hinnehmbar ansieht oder nicht, hängt vom Motiv und den eigenen Ansprüchen ab.
Der Dynamikbereich liegt bei rund 12 EV. Das ist ein sehr guter, wenn auch nicht überragender Wert.
Die Farbwiedergabe ist ausgezeichnet. Hauttöne, das Blau des Himmels und die unterschiedlichen Grüntöne von Pflanzen kommen sehr fein differenziert ins Bild. Zarte Blütenfarben werden ebenso gut ins Bild geholt wie „kracherte“ Farben von Graffitis.

Die Farbigkeit der Bilder lässt sich auf verschiedenen Wegen beeinflussen. Natürlich gibt es die unterschiedlichen Weißabgleichsvorgaben, die man feintunen kann, und verschiedene Fotostile, die man aus anderen Modellen kennt. Dazu kommt u. a. die Möglichkeit mit LUTs zu arbeiten, die bestimmte Looks bringen. Bis zu 39 können in der Kamera gespeichert werden.
Nicht nur Farbaufnahmen sondern auch S/W-Bilder lassen sich mit der Lumix S1RII sehr gut gestalten (wenngleich die Wandlung eines Farb- in ein Graustufenbild in Photoshop oder anderen Programmen mehr Möglichkeiten der präzisen Einflussnahme bietet).
Acht Filter, von denen mir High Key und Low Key am besten gefallen, machen Foto-Spielereien einfach möglich.
Der Verschluss bietet wahlweise Zeiten von 1/8000 Sek. bis 60 Sek. (mechanisch) oder von 1/16.000 Sek. bis 60 Sek. (elektronisch).
Mit dem elektronischen Verschluss werden die schnellsten Bildserien möglich – maximal sind es 40 B/Sek. Die werden auch im AF-C-Modus, also mit Schärfennachführung, erreicht.
Mit dem mechanischen Verschluss waren mit einer SD XC II-Karte 8,6 B/Sek. die Grenze (laut technischen Daten sind es 9 B/Sek.), aber schon die werden im Amateur-Fotoalltag eher selten gebraucht.
Die hohe Serienbildgeschwindigkeit wird auch für die Pre-Burst-Funktion genutzt, um ½ Sek., 1 Sek. oder 1,5 Sek. lang Aufnahmen vor dem Druck auf den Auslöser zu machen, die erst beim Auslösen gespeichert werden.
Für die automatische Scharfstellung setzt die Lumix S1RII nicht mehr allein auf das von Panasonic entwickelte DFD-(Depth from Defocus)-System, eine sehr sichere Variante des Kontrast-AF. Stattdessen kommt nun, wie schon bei der Lumix S5II, die Phasen-Hybrid-Technik zum Einsatz, das mit 779 Fokuspunkten auch Phasendetektion auf dem Sensor nutzt.
Mit den beiden erwähnten Standardzooms gab es keinerlei Beanstandungen hinsichtlich der Schnelligkeit und Sicherheit des AF, der in beiden Fällen praktisch unhörbar arbeitete.
Wie nicht anders zu erwarten, kann auch die Lumix S1RII verschiedene Motive (Mensch, Tier, Auto, Motorrad/Fahrrad, Zug, Flugzeug sowie Details wie Augen oder Helme eines Motorradfahrers) erkennen und die Scharfstellung und das Tracking darauf abstimmen. Das klappt sehr gut.
Um Bilder zu machen, die nicht nur in der Fokusebene und drumherum, sondern von vorn bis hinten scharf sind, wird als eine der Bracketing-Funktionen …

… die Fokus-Reihe angeboten. Deren Bilder können dann entsprechend kombiniert werden.
Mit dem internen 5-Achsen-Stabilisator lassen sich Verwacklungen vermeiden. An die versprochenen 8 Stufen jenseits der Freihandgrenze, die für eine 44-MPix-Kamera bei mindestens 1/250 Sek. anzusetzen ist, kam ich nicht ganz heran. Aber mit 200 mm [@KB] konnte ich sicher unverwackelte Aufnahmen mit ¼ Sek. und oft mit ½ Sek. machen.
Auch die Panasonic S1RII ist als Hybridkamera konzipiert. Für Videoproduktionen, die uns hier nicht sehr interessieren, bietet sie die Möglichkeit von 8K 30p Aufnahmen im 17:9-Format (8128 x 4288 Pixel). Dieses Seitenverhältnis kann auch für Videos mit 5,8K (5760 x 4030 Pixel) und DCI 4K (4096 x 2160 Pixel) genutzt werden. Hier können dann 60p bzw. sogar 120p erreicht werden, was allerdings mit einer Einschränkung des Bildwinkels (Crop) verbunden ist.
Dank der Open-Gate-Technologie können aus dem 3:2-Seitenverhältnis des Sensors in der Nachbearbeitung verschiedene Formate für die unterschiedlichen Präsentationsplattformen ohne Qualitätsverlust generiert werden.
Mit drei Cinelike-Profilen lassen sich wahlweise Aufnahmen mit neutraler Farbwiedergabe, höherem Dynamikumfang oder höherem Kontrast realisieren.
Wenn die Kamera aus der Steckdose über den USB-C-Anschluss mit Strom versorgt wird, kann ohne Zeitbegrenzung gefilmt werden – solange noch Platz auf der Speicherkarte ist. Um dabei eine Überhitzung zu vermeiden, sorgt ein Lüfter, der nicht ins Auge fällt, für Kühlung.
WLAN 2,4 GHz und 5 GHz wie Bluetooth v5.0 stehen zur Verfügung.
Alles in allem ist die Panasonic Lumix S1RII „das beste Pferd im Panasonic-Stall“ und kann sowohl mit ihrer Technik wie auch mit ihrer Abbildungsleistung überzeugen. Mit dieser Kamera spielt Panasonic im Vollformatsektor wieder ganz vorne mit.
BEWERTUNG FÜR PANASONIC LUMIX S1RII
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL-PLUS – EXZELLENT

TEXT © HERBERT KASPAR
ALLE FOTOS © HERBERT KASPAR
PRAXISBILDER
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Die Originalbilder aus der Panasonic Lumix S1R II sind 8144 x 5424 Pixel groß.
Das entspricht bei einer Druckauflösung von 300 ppi einer Größe von 689 x 459 mm.
Bilder die Modus „High Resolution-Aufnahme“ gemacht wurden, sind entsprechend gekennzeichnet.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!



















Fotostil „Standard“

Fotostil „Leica Monichrom“
HIGH-RESOLUTION / STATIV
Das jeweils erste Bild einer Dreiergruppe zeigt das Motiv als Ganzes. Die beiden jeweils folgenden Bilder sind 100-%-Crops aus einer Aufnahme mit 44 MPix und aus einer High-Resolution-Aufnahme mit 177 MPix.






ISO-REIHE
Das erste Bild zeigt den Aufbau. Die folgenden Bilder sind 100-%-Crops.
Die Bilder entstanden bei EV 6 1/3.











ALLE PRAXISBILDER UND ALLE BILDER DER ISO-REIHE © HERBERT KASPAR
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