Auch unter den Bildern, die zur 4/2024 unseres Wettbewerbs eingereicht wurden, fand Ralf Wilken welche, zu denen er etwas anzumerken hat – sei es Lob oder Kritik.
Wie immer an dieser Stelle der Hinweis,…
… dass alle in dieser Serie gezeigten Bildmodifikationen und Anmerkungen meinen ganz persönlichen Geschmack widerspiegeln und somit keinesfalls Allgemeingültigkeit haben können. Ich behandle sie so, als wären es meine selbst fotografierten Bilder, die ich für eine eigene Wettbewerbsteilnahme bearbeite. Hier geht es eindeutig darum, wie man die Chancen der eigenen Fotos bei Wettbewerben erhöhen kann.
Wir von der Jury, also Maria, Herbert und ich, wissen bei der Jurierung nicht, ob ein Bild von einer Fotografin oder einem Fotografen eingereicht wurde … und ich weiß es in der Regel auch nicht beim Schreiben des Artikels. Manchmal frage ich in der Redaktion nach, ansonsten verlasse ich mich darauf, dass Herbert die richtige Zuordnung vornimmt.
Und jetzt zum eigentlichen Artikel :
Hallo Ihr Lieben,
mit einem freien Thema ging es also um die vierte, die letzte und auch die alles entscheidende Wettbewerbsrunde 2024. Es wurden im Laufe des Jahres viele großartige Fotos eingereicht und daher ist, aufs Jahr gesehen, bei der Vergabe der Treppchenplätze immer auch ein bisschen Zufall im Spiel. Letztendlich stehen dann aber doch drei Personen auf den drei vorderen Plätzen und ich möchte daher zuerst diesen Jahressiegern ganz herzlich gratulieren.
Gaby hat auch in diesem Wettbewerbsjahr wieder einmal gezeigt, dass sie konstant extrem gute Bilder abliefern kann. Viele (aber nicht alle) ihrer Fotos erkennt man schon an ihrem ganz persönlichen Stil, den sie sich über die letzten Jahre erarbeitet hat. Mit eben diesen Bildern liegt sie dann in den einzelnen Wettbewerbsrunden fast immer so, dass sie mindestens einen, meist zwei und oft auch alle drei Juroren überzeugt.
Karin auf dem zweiten Jahres-Treppchen kam für mich gefühlt irgendwie “aus dem Nichts”. Auch sie liefert nicht nur im Wettbewerb, sondern auch im Forum durchgängig hervorragendes Bildmaterial ab. Dabei hilft ihr der sehr klare Stil, der sich durch (fast) alle ihre Bilder zieht. Da ist nichts, was stören könnte … Linien, die gerade sein müssen, sind es auch … die Ausschnitte sind wohlüberlegt … Flächen, die neutral grau sein müssen, sind es auch und die grafische Gestaltung ist fast immer brillant. So ist es nicht verwunderlich, dass man viele ihrer Bilder schon in der Übersicht der 48 Fotos erkennt, wenn man auf Forum/Galerie/Neue Medien klickt. Ich habe hier zwar aus rechtlichen Gründen hier die anderen 46 Beiträge etwas unscharf gemacht, aber ich denke, man sieht trotzdem, was ich meine. Karins Fotos sind einfach schnörkellos und klar.
Zu Jürgen Müller irgend etwas zu sagen ist eigentlich überflüssig. Wir kennen uns noch aus der Zeit, in der ich selber am d-pixx-Wettbewerb und auch vielen anderen Foto-Wettbewerben teilgenommen habe. Dabei haben wir uns häufig Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert und uns abwechselnd gegenseitig auf die Plätze verwiesen. Auch er liefert konstant gute Bilder ab, wobei er aber in puncto Stil nicht festgelegt ist. Das beweist zum Beispiel sehr eindrucksvoll sein People-Shot, der beim blau/gelb-Wettbewerb auf Platz 1 gelandet ist.
Ich hatte in der alles entscheidenden Wettbewerbsrunde, besonders bei einem themenfreien Durchgang, eigentlich mit einem Feuerwerk an “Hammer-Beiträgen” gerechnet, war dann aber ganz ehrlich gesagt doch etwas enttäuscht. Die Wettbewerbs-Seiten (so, wie sie später im Heft erscheinen), die ich vorab als PDF von Heidi bekommen habe, zeigen dann aber doch auch diesmal wieder, dass ich da vielleicht etwas zu streng war.
Die beiden Fotos, die bei meiner Jurierung ganz vorne lagen, sind dann auch tatsächlich in der Gesamtwertung auf Platz 1 und Platz 2 dieser letzten Wettbewerbsrunde 2024 gelandet … nur in umgekehrter Reihenfolge.
Gaby hat hier ein unglaubliches Foto abgeliefert, das mich sofort komplett überzeugt hat, als ich es gesehen habe. Mir war vollkommen klar, dass das Bild nach Ende meiner Jurierung unter meinen persönlichen Top 6 landen würde. Ich persönlich hätte daraus vermutlich einen “Eckläufer” (ich hasse diesen blöden Ausdruck, aber mir fällt auch nichts Besseres ein) gemacht, aber das sieht der Eine so und der Andere so. Wenn auch “etwas unförmig”, so bringt aber der rote Farbklecks das berühmte i-Tüpfelchen ins Spiel. Was bei diesem Bild aber ganz wichtig ist: es ist perfekt symmetrisch aufgebaut. Was ich damit meine, wird Einigen vielleicht pingelig vorkommen, ist aber für den Erfolg eines Wettbewerbsfotos enorm wichtig.
Gaby hat peinlich genau darauf geachtet, dass die Holzplanken auf beiden Seiten exakt gleich zum Bildrand stehen. Die vierte Planke von unten erstreckt sich also mit ihren “Spitzen” rechts und links genau bis zum Bildrand. Die Planken 1 bis 3 sind bereits angeschnitten und damit nicht mehr vollständig zu sehen. Und was relativ sicher die Wenigsten gemacht hätten: die mittlere Schrauben-Reihe ist exakt gerade, was für die Wahrnehmung der Symmetrie enorm wichtig ist. Alles in allem ein großartiges Foto, das man sich gut als Großprint an einer Wohnzimmerwand vorstellen könnte.
Zum Top-Beitrag von Dorothea: Wenn man ein solches Foto zu einer wichtigen und entscheidenden Wettbewerbsrunde einreicht, gehört man ganz bestimmt nicht zu den Wettbewerbs-Anfängern. Dazu, die Frau unter dem Sonnenschirm derart beherzt und mutig anzuschneiden gehört relativ sicher eine gehörige Portion Wettbewerbs-Erfahrung. Die Vignettierung und der farblich reduzierte Look runden das Gesamt-Ergebnis dann noch perfekt ab. Ein sommerlich-gelber Basis-Look mit postkartenblauem Wasser und Himmel hätte hier überhaupt nicht ins Gesamtkonzept gepasst.
ANMERKUNG DER REDAKTION
Bei der Druckvorbereitung ist irgendwo irgendetwas schief gelaufen und das Bild erscheint auf den Wettbewerbsseiten in einem engeren Anschnitt. So, wie Ralf es hier zeigt, hat Dorothea es eingereicht.
Das sieht beim nächsten Beitrag genau umgekehrt aus,… hier hat Marzena alles richtig gemacht und die Szenerie in einen sommerlichen Polaroid-Look gebracht. Der Himmel ist auch hier nicht kitschig postkartenblau, und die Farbpalette des gesamten Bildes besteht eigentlich nur aus entsättigten Gelb- und nicht weniger blassen Cyan-Tönen. Ich hatte gedacht, dass das Bild ohne die Möwen besser aussehen würde und habe sie mal zum Test rausgenommen … muss aber zugeben, dass das Bild, so wie es ist, doch perfekt passt.
Karin hat auch für die vierte Wettbewerbsrunde ein (wie oben schon beschriebenes) aufgeräumtes und klares Foto eingereicht und von mir die verdiente Menge an Punkten bekommen. Man muss ihr nicht erklären, dass bei einer nicht perspektivischen Aufnahme die Linien, die durch das Bild laufen, gerade sein müssen. Das macht sie ganz automatisch und genau das zeichnet eine gute Wettbewerbsfotografin/einen guten Wettbewerbsfotografen aus. Karin hat die Person mit dem Schirm innerhalb Ihres Formates rechts auf 2/3 positioniert. Was hier die beste Wahl ist kann man beim besten Willen nicht sagen, das wird immer eine Sache des Geschmacks bleiben.
Ich habe es alternativ mal quadratisch und zentriert probiert und es funktioniert meiner Meinung nach nicht schlechter … aber auch nicht unbedingt besser. Und auch hier kann man jetzt weiter diskutieren: setzt man den Schirm mittig oder die Person, die den Schirm trägt? In diesem Fall wirkt für meinen Geschmack der mittige Schirm besser als die mittig platzierte Person.
Mein Ordner für die Wettbewerbsbeiträge mit Heftempfehlung (und der damit verbundenen Punktezahl) enthält dann weitere tolle Fotos … aber, wie oben schon geschrieben, nicht so viele wie bei einem Wettbewerb mit überdurchschnittlicher Beitrags-Qualität.
Ganz knapp außerhalb meiner persönlichen Top 6 liegt das folgende Bild. Was hat die Fotografin hier richtig gemacht? Das Bild hat eine brillante Linienführung und die Farbigkeit ist auf den Punkt bearbeitet. Für den Fall dass der Raum nicht mit kaltweißen Leuchtmitteln beleuchtet war, wurde es relativ sicher unter Kunstlicht-Bedingungen aufgenommen. Das bedeutet, dass der Rohschuss vermutlich einen deutlichen Gelb-Stich hatte, wenn der Weißabgleich bei der Aufnahme nicht komplett manuell eingestellt wurde. Zwei von drei Wettbewerbs-Einreichungen hätten diesen Farbstich immer noch, wenn ich das Bild von Herbert zur Jurierung bekomme. Das dritte könnte dieses Foto sein, weil die Autorin die Grundregeln der Wettbewerbsfotografie kennt und den Kunstlicht-Stich als “No-Go” erkannt und beseitigt hat. Die rechts hochstehende Sofa-Ecke hätte ich persönlich noch runtergebogen und das Sofa damit passend zur Gesamt-Geometrie begradigt, aber das kann man schon unter “Kosmetik” verbuchen.
Beim nächsten Beispiel hat der Fotograf genau das angewendet, was ich auch schon häufig in meinen Artikeln empfohlen habe. Er hat das Umfeld unwichtiger und damit das zentrale Bildelement wichtiger gemacht. Das Bild ist aus fotografischer Sicht sicherlich kein Hexenwerk, wurde aber per leichter Bearbeitung zu einem guten Wettbewerbs-Beitrag gemacht. Ganz eindeutig spielt hier das helle und auf Drittel-Linien platzierte Blatt die Hauptrolle und alles Andere wurde mit viel Gefühl in den Hintergrund geschoben. Andere Blätter, die ähnlich hell wie der Hauptakteur waren, wurden (relativ sicher) abgedunkelt und vermutlich farblich auch noch in die Umfeld-Farbe gebracht. Die Vignette lenkt den Blick dann endgültig da hin, wo er hin gehört. Genau so fährt man mit relativ wenig Aufwand und ohne spektakuläre Locations Wettbewerbs-Punkte nach Hause.
Ich habe zu fast allem, was ich oben angemerkt habe, weitere Beispiele unter den Wettbewerbseinsendungen gefunden. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen, anhand dieser Beispiele an dieser Stelle mal so etwas wie einen groben “roten Faden” für Wettbewerbsbeiträge zu schreiben. Man kann dabei zwischen “muss” und “kann” unterscheiden.
Und ja … ich kann hier, wie der Holsteiner sagt, “klug schnacken”. Ich bearbeite beruflich (ja, auch seit einigen Monaten freiberuflich als Unruheständler) Fotos, hauptsächlich für die Bereiche Luxus und Lifestyle. Der Umgang mit Photoshop bestimmt(e) also 90% meines Arbeitstages. Auch wer in der Wettbewerbsszene oben mitschwimmen möchte, kommt einfach nicht darum herum, sich intensiv mit der Bildbearbeitung zu beschäftigen. Das habe ich nicht erfunden und das heiße ich auch nicht zwingend für gut … aber das hat sich in den letzten 20 Jahren einfach so entwickelt. Nichtsdestotrotz (was für ein Wort !!!) zählt aber auch bei noch so guten Retusche-Kenntnissen immer noch das Gefühl für ein gut gestaltetes Foto. Aus einem gestalterisch miesen Schuss kann man in den seltensten Fällen einen guten Wettbewerbsbeitrag machen.
Horizont gerade ausrichten (muss)
Für meine erste Grundregel habe ich bei den Wettbewerbsbildern kein Beispiel gefunden, daher habe ich für die Demonstration eines meiner Fotos genommen (ich habe dieses Foto übrigens geschossen, weil ich mir an genau dieser Stelle ein Jahr zuvor meine rechte Hand zweifach gebrochen habe (ich Trottel !!!)).
Sobald ein Horizont im Bild sichtbar oder auch nur erahnbar ist, muss er gerade ausgerichtet sein. Bei jedem Wettbewerbsbeitrag sollte man also per Hilfslinie oder per Linealwerkzeug die Ausrichtung des Horizonts zur Sicherheit prüfen. Man kann das besonders leicht übersehen, wenn andere, vermeintlich gerade Linien innerhalb des Bildes in natura schief sind, so wie hier die Kante der Betonfläche. Wenn ich hier den Horizont gerade stelle, muss ich also danach den Vordergrund wieder separat gerade ziehen, sonst wirkt mein Foto “gefühlt schief”. So etwas kommt tatsächlich viel öfter vor, als man denkt.
Nicht weniger irreführend sind dominante diagonale Linien im Bild (Auch dies ist kein Wettbewerbsbeitrag sondern eines meiner Urlaubs-Fotos). Es ist so gut wie unmöglich den Horizont dieser Location im Sucher ohne eingeblendete Wasserwaage korrekt auszurichten. Auch hier muss der Horizont gerade ausgerichtet sein, auch wenn er vielleicht nur in einem Sechstel des Bildes zu sehen ist. Nicht durch die Deichkante täuschen lassen … die gehört natürlich nicht zum Horizont sondern steigt nach rechts leicht an.
Farbstich bei mit Kunstlicht aufgenommenen Fotos ausgleichen (muss)
Bilder, die mit automatischem oder Tageslicht-Weißabgleich bei Kunstlicht aufgenommen wurden, wirken durch ihren Beige-/Gelb-Stich so gut wie immer “schmuddelig” und sind damit automatisch aus dem Rennen um die begehrten Wettbewerbs-Punkte. Fotos mit Fehlern dieser Art tauchen als Einreichung zu Wettbewerben viel öfter auf, als man vermuten würde. Dieser Effekt kann übrigens manchmal auch bei Naturaufnahmen entstehen, wenn das Foto bei abendlichem oder warum auch immer warmem Licht fotografiert wurde. Ein gutes Beispiel dafür ist das nächste Foto.
Schon auf den ersten Blick fällt einem der Kunstlicht-Charakter auf, egal ob er tatsächlich durch Kunstlicht im Zoo oder durch warmes Licht in der Natur entstanden ist. Der Juror weiß ja nicht, unter welchen Umständen das Foto geschossen wurde, sieht den Farbstich automatisch als Fehler an und/oder empfindet ihn als unangenehm. Besonders deutlich wird das, wenn man sich per Pipette eine Farbe des Gefieders herauspickt und sich fragt, ob dies wirklich das metallische Blau eines Eisvogels ist. Füllt man eine kleine Fläche mit der aufgenommenen Farbe erhält man dieses undefinierbare grau-grün.
Daher sollte man diesen Farbstich auf jeden Fall reduzieren. Das geht sehr einfach in allen RAW-Konvertern oder in Photoshop mit dem CameraRAW-Filter (damit mache ich übrigens fast alle Farb-, Tonwert- und Kontrast-Korrekturen) mit dem Regler “Farbtemperatur”. Im direkten Vergleich sieht man sofort die Wirkung der Korrektur. Man könnte das Bild jetzt noch etwas aufhellen, aber das ist die Aufgabe meines nächsten Themas.
Schwarz- und Weißpunkt checken und wenn nötig korrigieren (muss)
Sehr häufig werden Beiträge eingereicht, bei denen man schon auf den ersten Blick sieht, dass das eigentlich zur Verfügung stehende Tonwertspektrum nicht annähernd ausgenutzt wurde. Auch bei dem Bild unten sieht man spätestens am Histogramm, dass im Tiefenbereich ein Loch ist und dass auch der Vierteltonbereich komplett ohne Zeichnung ist. Die wenigen Ausschläge ganz rechts im Histogramm kommen durch den weißen Fleck rechts oben im Bild. Durch dieses Fehlen von Tonwerten wirkt das Bild sehr flau und flach.
Man sollte sich also bei jedem Wettbewerbsbeitrag Schwarz- und Weißpunkt ansehen und bei Bedarf korrigieren. Dieses Motiv wird durch eine solche Korrektur gleich viel kontrastreicher und wirkt dadurch lebendiger und nicht mehr so flau wie vorher.
Schiefe Linien begradigen (muss)
Im nächsten Beispiel sind die horizontalen Linien komplett gerade, aber die vertikalen leider nicht ganz. Auch, wenn der Fensterrahmen hier nur ganz leicht schief ist, so sind dadurch jegliche Chancen auf eine hohe Punktezahl im Eimer. Durch die Verzerrung wird oben links in der Ecke auch noch ein Detail sichtbar, das die Bildwirkung zusätzlich stört.
Obwohl ich das Bild nur wenige Millimeter gezerrt habe, ist die Wirkung jetzt deutlich anders,… und das nur, weil das Auge nicht mehr von der störenden leichten Verzerrung verwirrt wird.
Dazu noch ein schnelles Beispiel: der Schatten des Baumes im Foto links steht deutlich schief. Das ist ja eigentlich kein Drama, aber auch hier empfindet das Auge den Schiefstand sofort als störend und das Foto ist “raus”. Zerrt man das Bild gerade, ist die optische Störung verschwunden (rechts im Bild) und die Chance auf einen oder mehr Punkte für die Wertung steigen. Dass der Baum dabei etwas gezerrt wird und sich dadurch natürlich der Bildausschnitt leicht ändert ist völlig wurscht, der Juror weiß das ja nicht. Die Zerrung bringt sogar zusätzlich noch einen kleinen Pluspunkt mit sich: der Schatten des Stammes rückt weiter aus der Bildmitte in Richtung der rechten Drittellinie und die Bildgeometrie gewinnt dadurch noch.
Mehr Trennung von Hauptmotiv und Umfeld (kann)
Das war’s eigentlich schon mit den obligatorischen Handgriffen, die vor jeder Wettbewerbs-Einreichung unbedingt abgehakt werden müssen, ich komme jetzt also zu den Verbesserungen, die man machen kann aber nicht zwingend machen muss. Man sollte sich aber im Klaren sein, dass diese Veränderungen die Möglichkeit auf Wettbewerbspunkte deutlich erhöhen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist z.B. das Foto oben mit dem einzelnen hellen Blatt.
Ich habe es in meinen beiden Beispielen dazu genau so gemacht, wie der Fotograf es bei dem Laub-Bild oben gemacht hat. Bei beiden Beispielen habe ich das, was im Bild wichtig ist, so hell gelassen, wie es vorher schon war, aber die für die Bildwirkung eher weniger wichtigen Bildbereiche leicht abgedunkelt. Dadurch bringt man das in den Vordergrund, was man in einem Foto betonen möchte. Für die bessere Vergleichbarkeit habe ich jeweils beide Bilder direkt untereinander gesetzt.
Im ersten Beispiel habe ich lediglich eine leichte Vignette eingebaut. Ich habe zuerst eine Einstellungsebene vom Typ “Schwarzweiss” über die Hintergrundebene gesetzt und dann deren Modus auf “multiplizieren” und die Deckkraft auf 70% gestellt. In einer Ebenenmaske habe ich dann mit schwarzer Farbe leicht oval die Korrektur im Bereich des Segelbootes und des Tunnels aus Ästen wieder weich herausgemalt, so dass diese Bereiche dann durch ihre Helligkeit deutlicher nach vorne kommen.
Ganz ähnlich habe ich es in meinem zweiten Beispiel zu diesem Thema gemacht: ich habe die gemalte Frau links und die reale Frau rechts in ihrer Helligkeit belassen und alles, was eher unwichtig ist, etwas abgedunkelt. Zusätzlich habe ich das Bild noch etwas begradigt und das störende Stück Beton oben rechts weggeschnitten. Die Veränderungen sind minimal, aber genau das macht in der Bewertung manchmal einen großen Unterschied.
Auch in meinem nächsten Beispiel geht es darum, das eigentliche Hauptmotiv besser vom Umfeld zu trennen. Wölfe und Umfeld liegen im Bild im gleichen Helligkeitsbereich und sind auch noch von der Farbigkeit her so gut wie gleich … der Kontrast zwischen Hauptakteuren und Umgebung ist hier also sehr gering. Daher habe ich bei diesem Beispiel das eher unwichtige Umfeld dunkler und weniger gesättigt korrigiert, wodurch die beiden Wölfe viel besser nach vorne kommen.
Weniger ist manchmal mehr (kann)
Zum Schluss noch zwei schnelle Beispiele, ob es manchmal vielleicht sinnvoller ist, etwas weniger auf einem Bild unterzubringen und es dadurch ruhiger zu machen. Unter den Bildern, die zu jeder Wettbewerbsrunde eingereicht werden, sind regelmäßig mehrere solcher Beispiele.
In meinem ersten Beispiel tummeln sich zu viele Surfer zu weit voneinander entfernt im Bild, das Auge des Jurors weiß also gar nicht, wo es denn nun eigentlich hinwandern soll. Dazu kommt, dass der Horizont hier in der Vertikale zu mittig liegt. Ich habe bei meiner Version die beiden Surfer links rausgenommen, die Vögel etwas versetzt und das Bild unter Beibehaltung des Seitenverhältnisses wesentlich enger geschnitten. Dadurch kommt bei mir auch der Horizont weiter aus der vertikalen Mitte. Man kann jetzt darüber streiten, ob man das Bild noch spiegelt … ich habe es probiert und mir gefällt diese Version, bei der der Surfer von rechts nach links ins Bild fährt tatsächlich besser.
Bei meinem letzten Beispiel habe ich lediglich das eingereichte Bild in einem quadratischen Format und wesentlich enger geschnitten. Hier ist für meinen Geschmack auf der rechten Bildseite zu viel Unwichtiges im Format und daher habe ich mit einem engeren Anschnitt die drei hintereinander liegenden Tiefen-Ebenen mehr betont. Den Himmel habe ich etwas aufgehellt und den störenden Schatten auf den Dachziegeln links unten herausgenommen. Man könnte jetzt noch das eine geöffnete Foto gegen ein geschlossenes austauschen, aber das ist eine andere Geschichte 🙂
So, das war’s für das Wettbewerbsjahr 2024. Ich hoffe, dass ich Euch alle und vielleicht auch ein paar neue Teilnehmer zum Jahreswettbewerb 2025 wiedersehe.
Ich wünsche allen ein schönes und hoffentlich restliches 2025 !!!
LG Gaby
Und danke für die Bearbeitung meines Wolfsfotos, das dadurch qualitativ besser geworden ist.
Beste Grüße
Anne
Liebe Grüße, Ralli
Danke Ralf.