Für d-pixx foto 2/2020 schrieb ich Ende Mai 2020 im Leitartikel etwa zum Thema photokina, war eher pessimistisch … und wie es im Moment aussieht, ist es schlimmer gekommen, als befürchtet.

Hier noch einmal “Meine Meinung” aus d-pixx-foto 2/2020

Während ich diese Zeilen am Redaktionsrechner tippe, wäre ich eigentlich in Köln in den
photokina-Messehallen unterwegs und würde anschauen, was die Hersteller an Neuheiten zu bieten haben – so wie ich es von 1974 bis 2018 alle zwei Jahre getan habe, zunächst privat als Fotofan, dann (immer noch Fotofan) beruflich. (Gut, 1982 habe ich als junger Vater geschwänzt und „Stallwache“ in der ansonsten verwaisten Redaktion von Color Foto gehalten.)

Die beruflichen Besuche waren alle zwei Jahre wieder gleichermaßen schöne, wie auch nervige Erfahrungen. Ich traf nette Kolleginnen und Kollegen (die anderen natürlich auch), durfte, beneidet von den normalen Besuchern, in die Pressestellen der Hersteller, bekam dort auch geheime Dinge gezeigt, die noch nicht fertig entwickelt waren (und oft nicht fertig entwickelt wurden), musste mich aber auch von Termin zu Termin hetzend durch volle Gänge schlängeln und dabei Ansammlungen überwiegend männlicher Besucher umgehen, wenn sich wieder einmal ein Hersteller entschlossen hatte, ein spärlich gekleidetes Modell auf die Bühne zu bitten.

Der Messebesuch in diesem Jahr hätte, hätte er denn stattgefunden, wohl einen bitteren Beigeschmack gehabt. Ganze drei Hallen wären belegt gewesen – die hätten früher Agfa, Kodak und Polaroid für sich allein gebraucht. Schon gut. Ich verkneife mit weitere nostalgische Anmerkungen, zumindest nehme ich es mir vor …

Und in diesen drei Hallen hätten große Namen gefehlt – Fujifilm, Leica, Nikon, Olympus – und sicher hätte ich auch etliche kleinere Hersteller nicht gefunden.

Nun – wie es in den Messehallen ausgesehen hätte, wie erfolgreich die photokina 2020 geworden wäre, darüber kann man nur spekulieren. Tatsache ist: die photokina 2020 findet nicht statt. Tatsache ist auch, dass 2021 wieder keine photokina stattfinden wird. Und ob es, wie angekündigt, eine photokina 2022 (wieder im Mai) geben wird, darüber lässt sich aktuell nur spekulieren. Aber auch da steht eines fest: Wenn sie stattfindet, wird eine andere photokina sein und es wird eine andere Fotobranche sein, die sich und ihre Produkte in Köln präsentiert.

Schon lange bevor das Corona-Virus große Teile der Welt lahmlegte, war die Fotobranche angeschlagen. Stetig geringer werdende Kameraverkäufe, sinkende Gewinne machen den großen und kleinen Herstellern und natürlich auch dem Handel das Leben schwer. Und nun noch Corona mit unterbrochenen Lieferketten, stillgelegten Fabriken, geschlossenen Grenzen. Wie sich das auf die nächsten Jahre auswirkt, bleibt abzuwarten. Aber eine Rückkehr zum alten Glanz wird es nicht geben.

Herzlich
Herbert Kaspar

Lesen Sie dazu auch die Pressemeldung der Koelnmesse vom 27.11.2020

 

Text und Bild (c) Herbert Kaspar

16 Kommentare

  1. Es liegt ganz sicher nicht an den Handy`s die der Photokina den garaus machten, sondern falsche Personen an falschen Stellen!
    Leute die keine Ahnung haben aber viel Geld verdienen!
    Man muss mit der Zeit gehen, sonst geht man mit der Zeit!
    Wenn es denn so ist, dass Handy`s in den Fotosektor reinspielen, dann muss man zumindest versuchen die Handyanbieter mit ins Boot zu nehmen.
    Schon die Termiverlegung war ein Griff in`s Klo!
    Leider kommen die , welche solche "Niedergänge" zu verantworten haben immer wieder schnell unter .
    Musste so etwas fast auch miterleben, bin gerade noch rechtzeitig in Rente…aber traurig ist das schon!
    Gruß
    Robert
  2. Habe es auch gerade erfahren! Verdammt schade! Vielleicht gibt es ja außer in Las Vegas nochmal irgendwo einen Ersatz.
    Hier die Gründe für den Niedergang:

    Sehr geehrter Herr Nitzschmann,

    gemeinsam mit der Imaging-Branche schauen wir auf eine erfolgreiche, farbenfrohe und innovative Ära zurück: 70 Jahre photokina in Köln. Seit 1950 ist sie für Generationen die erste Adresse für Foto, Video und Imaging und sie zählt zweifelsohne zu den besonders positiv und emotional besetzten Marken in der globalen Messewelt.

    Gerade deshalb fällt es uns immens schwer, angesichts der weiter massiv rückläufigen Entwicklung in den Märkten für Imaging-Produkte und der zunehmend heterogenen Bedürfnisse der unterschiedlichen Marktsegmente, die Durchführung der photokina am Standort Köln vorerst aussetzen zu müssen.

    Schon vor der Corona-Pandemie war der Imaging-Markt mit jährlich zweistelligen prozentualen Rückgängen stark in Bewegung. Die Dynamik hat sich 2020 massiv verstärkt und war zuletzt mit einem Minus im Bereich um die 50 Prozent verbunden. Diese Marktveränderungen haben sich in jüngerer Vergangenheit innerhalb der photokina stark bemerkbar gemacht. Auch konzeptionelle Veränderungen, wie z. B. der Einbezug des Smartphones und neuer Imaging-Technologien sowie eine Turnusänderung und ein Terminwechsel konnten den jeweils aus der Konsolidierung des klassischen Marktes resultierenden Rückgang der Aussteller und deren Marketingbudgets nicht kompensieren.

    Die derzeitige Gesamtlage ist mit dem Qualitätsanspruch an eine photokina als weltweit renommierte Leitmesse und Marke, die für höchste Qualität und Professionalität im internationalen Imaging-Markt steht, nicht vereinbar.

    Dieser harte Schnitt nach einer jahrzehntelangen, gemeinsamen Geschichte schmerzt. Jedoch müssen wir uns der Sachlage und der Entwicklung der Branche stellen und eine klare, ehrliche Entscheidung gegen die Fortsetzung der Veranstaltung treffen, die leider für uns ohne Alternative ist.

    Wir möchten uns für diese gemeinsame Zeit, die langjährige Treue zur photokina und die damit verbundene Begeisterung herzlich bedanken. Es sind die unvergesslichen Momentaufnahmen, die uns in Erinnerung bleiben werden, zum Beispiel, wenn sich die Tore der photokina öffneten und wir Sie auf dem Kölner Messegelände begrüßen durften, um gemeinsam für einige Tage in die Welt der Bilder abzutauchen. Eben Imaging unlimited!

    Danke für 70 gemeinsame Jahre!

    Ihr photokina-Team

  3. [QUOTE=”Robert, post: 16491, member: 23″]
    Zeigt eindeutig wie schwer es ist etwas aufzubauen, und wie einfach es ist etwas dieses kaputt zu machen.
    Mit ein paar lapidaren Worten! Traurig, aber wahr!
    [/QUOTE]
    Mir ist zwar nicht bekannt, was die Photokina für einen m2 Ausstellungsfläche an Miete nahm – i.d.R. können diese Preise aber auch mal leicht Schwindel erregend sein.
    Erst recht, wenn man die Standgrößen der Hauptplayer berrücksichtigt.

    Nur welchen Zweck verfolgte die Messe? War sie mehr für den Handel oder mehr ein äußerst kostspieliges Marketingkonzept für die endlosen, privaten Besuchermassen?
    Letztere dürften aber nur Umsatz am Würstchenstand gemacht haben und die Models bei Shows fotografiert haben
    ( Na gut, ist was überspitzt aber im Prinzip war es so).

    Nutzte es einem bekannten Mittelformathersteller z.B. etwas, dort jeden Tag Caps oder Stoff-Einkaufstüten mit ihrem Logo an mFT- und APS-C zu verschenken?
    Was nutze es einem anderen Hersteller, wenn er dort die Kameras ihrer Kunden reinigte, ein neues Modell aber erst ein halbes Jahr nach der Messe auf dem Markt kam?
    Ich kann mir daher gut vorstellen, dass die Messe immer mehr zum Marketing-Objekt wurde.
    Und bei (stark) sinkenden Umsätzen ist eben die Nutzen-/Kostenanalye wohl immer schlechter geworden.

    Der Aussteller – zumindest bei den großen – müssen ja neben der Miete auch den Messebauer, die Warenlogistik, die Spesen für die Mitarbeiter (Hotels haben normalerweise zu Messezeiten auch nicht gerade “Black-Friday”-Angebote) und die Kosten für das zusätzlich “angemietete” Servicepersonal tragen.
    Daher würde ich auch nicht von “kaputt” machen reden.
    Einige Große wären ja auch im Frühjahr schon ohne Corona nicht mehr gekommen.
    Dere Markt ist ziemlich platt (siehe DSLR und Kompakte) und die Spiegellosen alleine können es nicht auffangen.

    Der Handel hat ja in so einem vergleichweise kleinen Angebots-Bereich auch noch andere Einkaus- und Infoquellen.
    (Er muss ja auch noch seinen Laden aufhalten)

    Mir selber tut es ja auch um die Messe leid, war aus verschiedenen Gründen ja auch in den letzten ca. 20 Jahren auf der Messe.

    Es war für mich immer spannend – auch z.B. die Vorträge zum Thema CGI der FH (?) Nürnberg.
    Aber habe ich letztlich etwas wegen der Messe gekauft?

    Über die Kameras “meines” Herstellers wußte ich auch so Bescheid (betreutes Werksforum). Stative und ähnliches habe ich mir nur mal “so” angeschaut.
    Das einzige mal, dass für mich dabei etwas konkretes herauskam, war die Entscheidung zwischen zwei Bildschirmen eines bekannten Herstellers, die ich mir auf dem Messestand genauer erklären lies.

    Aber die Besuche waren trotzdem spannend und informativ.
    Nur – ich habe trotz der Messe nie etwas ungeplantes gekauft.
    Und damit kann keiner eine Messe bezahlen.

  4. Hallo Manni
    Mit den meisten Besuchern gebe ich dir recht!
    Ich war selber viele Jahre auf Messen(andere Branche) und kann nur sagen, die Messen haben sich immer gelohnt!
    Manchmal läßt sich das auch nicht an dem besagten Messetag entscheiden, aber wer nicht dabei ist, ist schon weg!
    Klar, die Standgebühren wurden jedes Jahr höher(lag aber auch an der "Gier" der Veranstalter)
    Auch klar, dass das Internet viel verändert hat……aber 70 Jahre tradition mit ein paar Worten ad acta zu legen????
    Bin mal gespannt wie die Köln Messe das wieder armortisiert???
    Egal was neues kommt(wenn was kommt) es fängt bei NULL an!
    Von 100% 25 % verlieren oder bei NULL anfangen?
    Das entscheiden Leute die gebildeter sind als ich und auch deutlich mehr Ahnung haben (hoffe ich wenigstens)
    Gruß
    Robert

    Ich habe auf Messen viele , viele Jahre Jutetaschen "meiner" Firma verteilt und im nachhinein wegen so einem Pfennigartikel oft sehr gute Rückmeldungen erhalten! (OK…die andern hatten Plastiktüten*g)

  5. Hallo Robert,

    grundsätzlich gebe ich Dir ja Recht.
    Nur “hängen” da meines Wissens noch Verbände mit drin.
    Und der Kölner Messe wird das richtig weh tun. ( Die macht das sicher nicht leichten Herzens).
    Das weiß sie auch – auch die Hotels und der Restauration in der Stadt Köln.
    Denn der Termin ist jetzt erstmal futsch und Ersatz zu finden ist derzeit auch ein ganz, ganz schwieriges Unterfangen…

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    Hallo Robert,

    grundsätzlich gebe ich Dir ja Recht.
    Nur "hängen" da meines Wissens noch Verbände mit drin.
    Und der Kölner Messe wird das richtig weh tun. ( Die macht das sicher nicht leichten Herzens).
    Das weiß sie auch – auch die Hotels und der Restauration in der Stadt Köln.
    Denn der Termin ist jetzt erstmal futsch und Ersatz zu finden ist derzeit auch ein ganz, ganz schwieriges Unterfangen…

    Ich spiele mal das Orakel von Delphi……es wird keine Photokina mehr geben!:mad:
    Gruß
    Robert
    P.S. ich möchte nicht nur schwarz malen, aber nach Corona wird es sehr viele Veranstaltungen nicht mehr geben!

  7. Es ist natürlich fraglich, wer seine Arbeit, um die Messe durchzuführen, nicht anständig gemacht hat. Wenn man davon ausgeht, dass 2010 noch etwa 121000000 Digitalkameras verkauft wurden, so waren es 2019 nur noch 15000000, also ein sehr starker Umsatzrückgang. Manch ein Kamerahersteller wird sich das wohl nicht länger mit ansehen Olympus war jetzt schon mal der Erste. Ich denke auch Minolta hat damals nicht umsonst seine Kamerasparte verkauft. Welcher Kamerahersteller wird wohl der nächste sein, Nikon plant 2000 Arbeitsstellen abzubauen, das ist auch nicht gerade beruhigend.

    Trägt die Kameraindustrie nicht auch ihren Teil dazu bei, dass es so kommen musste? Ersten habe ich den Eindruck, man möchte sich konsolidieren durch höhere Preise und zweitens durch immer schnelleren Modellwechsel. Durch zwingende Bajonettveränderung müssen für das neue Modell zusätzlich neue Objektive, neue Akkus und eventuell auch noch ein neuer Hochformatgriff gekauft werden. Man verspricht mit jedem neuen Model neue Innovationen, die jeder unbedingt haben muss, aber ist dem wirklich so. Dieses hat allerdings auch zur Folge, dass nach kurzer Zeit der Wertverlust so hoch ist und die Überlegung heißt dann, brauche ich wirklich eine neue Kamera mit meiner jetzigen bin ich doch immer noch zufrieden.

    Erschwerend kommt natürlich auch noch die Corona Krise. Man überlegt sich, ob man überhaupt noch seinen Arbeitsplatz behält oder ist in Kurzarbeit mit geringerem Gehalt. Viele Lieferketten sind zurzeit unterbrochen, es kann dadurch weniger bis gar nicht mehr produziert werden. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der amerikanische Oberkasper den chinesischen Markt blockiert und wahrscheinlich auch genügend potenzielle amerikanische Käufer durch Covid-19 unter die Erde gebracht hat.

    Die Jugend und nicht nur die fotografieren mit ihrem Smartphone, wozu brauchen die noch eine erheblich teurere Kamera. Man macht einen Vertrag und bekommt fast kostenlos ein hochwertiges Smartphone dazu. Nach einer gewissen Zeit kann man dieses eintauschen und braucht sich nicht um einen Verkauf kümmern. Wäre das für den Kameramarkt nicht auch einmal eine Option?:)

    Vielleicht wird aus der Photokina demnächst die Smartphonekina mit einer kleinen abgetrennten Ecke, in der es nur noch hochpreisige Kameras plus ebenso teurem Zubehör geben wird.
    Gruß Dieter

  8. Dieter, Du sprichst mir größtenteils aus der Seele!(y)

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    Man macht einen Vertrag und bekommt fast kostenlos ein hochwertiges Smartphone dazu. Nach einer gewissen Zeit kann man dieses eintauschen und braucht sich nicht um einen Verkauf kümmern. Wäre das für den Kameramarkt nicht auch einmal eine Option?:)

    Nur, was für einen Vertrag will man mit einem Kamerahersteller schließen? Dass Du jedes Jahr eine neue Kamera bekommst? Gegen wieviel Gebühr?
    Und es gibt ja auch Fotografen, die sich nicht gerne über Verträge binden…siehe Photoshop. ;)
    Ich möchte ehrlich gesagt nicht auf den "Smartphonezug" aufspringen…:rolleyes:
    Mir sind bei manchen Herstellern die schnellen Modell-"aktualisierungen" schon zu unsinnig!
    In der Ruhe liegt die Kraft!