Auch unter den Bildern, die zur 4/2025 unseres Wettbewerbs eingereicht wurden, fand Ralf Wilken welche, zu denen er etwas anzumerken hat – sei es Lob oder Kritik.

Wie immer an dieser Stelle der Hinweis,…

… dass alle in dieser Serie gezeigten Bildmodifikationen und Anmerkungen meinen ganz persönlichen Geschmack widerspiegeln und somit keinesfalls Allgemeingültigkeit haben können. Ich behandle sie so, als wären es meine selbst fotografierten Bilder, die ich für eine eigene Wettbewerbsteilnahme bearbeite. Hier geht es eindeutig darum, wie man die Chancen der eigenen Fotos bei Wettbewerben erhöhen kann.

Wir von der Jury, also Maria, Herbert und ich, wissen bei der Jurierung nicht, ob ein Bild von einer Fotografin oder einem Fotografen eingereicht wurde … und ich weiß es in der Regel auch nicht beim Schreiben des Artikels. Manchmal frage ich in der Redaktion nach, ansonsten verlasse ich mich darauf, dass Herbert die richtige Zuordnung vornimmt.

Und jetzt zum eigentlichen Artikel :

So, das war’s mal wieder, …

… der d-pixx-Fotowettbewerb 2025 ist nach vier hart umkämpften Einzel-Runden beendet.

Meine Glückwünsche gehen nicht nur an die Erstplatzierten dieses Wettbewerbs sondern an alle, die sich im letzten Jahr vor dem Einreichen ihrer Wettbewerbsbeiträge viermal Gedanken und oft auch viel Arbeit gemacht haben.

Natürlich gratuliere ich aber ganz besonders den drei Teilnehmern, die in diesem Jahr auf dem „Jahres-Treppchen“ stehen. Alle drei haben über alle vier Runden hervorragende bis herausragende Beiträge abgeliefert und die genaue letztendliche Reihenfolge ist ganz sicher auch ein Resultat der unterschiedlichen Herangehensweisen und persönlichen Geschmäcker der Jury-Mitglieder.

Jörg Tenberken steht zum ersten Mal auf dem Treppchen und dann auch gleich ganz oben. Er hat hier konstant eine gute Leistung gezeigt und sein perfekt zum Wettbewerbsthema passender Beitrag auf Platz 1 in Runde 2/2025 hat ganz sicher den Grundstein für seinen Jahreserfolg gelegt.

Karin Kilbs fotografische Leistung zu beschreiben, kann ich mir an dieser Stelle eigentlich sparen … ich könnte auch das kopieren und einsetzen, was ich vor einem Jahr an dieser Stelle über sie geschrieben habe. Sie gehört ganz sicher zu denen, die sich bei jedem Wettbewerbsbeitrag stundenlang Gedanken über Linienführung, Farbe, Sauberkeit und das gesamte Erscheinungsbild machen. Dadurch wirken ihre Bilder immer perfekt ausgewogen und gestaltet, was ganz sicher ein Grund dafür ist, dass sie bei der Jurierung (ohne dass ich beim Jurieren weiß, welches Foto von ihr ist) nicht selten relativ viele Punkte von mir bekommt. Mein Fotostil ist dem von Karin sehr ähnlich, auch für mich stehen Bildgeometrie und „Aufgeräumtheit“ ganz oben auf der Liste der Attribute, die zu einem erfolgreichen Wettbewerbsbeitrag gehören.

Auch zu Jürgen Müller kann ich an dieser Stelle nichts schreiben, was ich nicht beim letzten Mal (vor einem Jahr) schon geschrieben hätte. Wir kennen uns schon (allerdings nur telefonisch) seitdem wir gegeneinander um den Titel des „d-pixx-Fotografen 2008“ gekämpft haben. (Ich habe damals natürlich gewonnen 🤣🤣🤣). Auch Jürgens Beiträge sind immer perfekt, was deren Finalisierung angeht. Bildgestaltung und Look sind bei ihm immer „auf den Punkt“, wobei er allerdings in puncto Motive wesentlich vielseitiger ist als ich. Bei ihm kommen häufig auch People oder Tiere als Wettbewerbsbeitrag, was bei mir so gut wie nie vorkommt. Dabei überrascht er dann auch gerne mal mit einem Look, mit dem man nicht unbedingt gerechnet hätte … der einen aber eigentlich immer positiv und nicht negativ überrascht.

Ich komme jetzt mal zum Erstplatzierten der vierten Wettbewerbsrunde. Es ist ein Foto, das bei der Bewertung von mir die zweithöchste Punktezahl bekommen hat, also nur ganz knapp hinter meinem persönlichen Sieger-Foto liegt. Wie ich inzwischen von Heidi weiß, wurde das Bild von Bernhard Herrmann eingereicht und weist viele der Attribute auf, die ich oben schon zum allgemeinen Stil von Karin Kilb geschrieben habe.

Was ist denn nun so toll an diesem Foto, was bei anderen Fotos nicht so ist ?

Der Bildautor hat hier peinlichst genau darauf geachtet, dass seine Bildgeometrie bis auf die allerletzte Kleinigkeit stimmt. Das Foto ist so perfekt ausgerichtet, dass man auf den ersten Blick denkt, es wäre über die vertikale Mittelachse gespiegelt. Das ist es natürlich nicht, sonst könnte die Treppe ja nicht von unten nach oben (oder umgekehrt 🙂 ) führen und die beiden türkisfarbenen Wände rechts und links wären von der Lichtführung her nicht unterschiedlich. Der Autor muss einige Zeit vor dem Foto gesessen und daran gearbeitet haben, anders ist diese Genauigkeit in der Geometrie nicht zu erklären.

So gut wie alle Abstände (z.B. Geländer bis zur Bildkante) und alle Anschlüsse sind auf den Punkt genau ausgerichtet. So laufen die Seitenkanten der unteren äußeren schwarzen Fliesen jeweils genau in die Bildecken und die Spitzen der beiden mittleren Fliesen in der unteren Reihe enden genau auf der unteren Bildkante. Auch die Bildecken oben rechts und links sind von der Geometrie her 100%ig identisch und dass alle horizontalen und vertikalen Linien auch genau horizontal und vertikal verlaufen, muss ich hier wohl nicht mehr zusätzlich erwähnen.

Ich habe hier mal einige der Stellen und Linien, die ich oben angesprochen habe, rot nach- bzw. eingezeichnet, und ich denke, dass dabei deutlich wird, was ich meine.
Frage : „Ist das jetzt pingelig von mir ?“ Ganz klare Antwort : „Ja !“ Aber genau das ist es, was ein Wettbewerbsfoto perfekt macht und in einem beträchtlichen Maß zu seinem Erfolg beiträgt. Auch wenn der Autor hier nur einen Teil der vielen Linien „an die richtige Stelle geschoben“ hätte, hätte er mit jeder einzelnen dieser Modifikationen seinen Beitrag ein bisschen verbessert.

Auf der linken Seite könnte man, wenn man denn ganz genau hinschaut, einen leichten Retuschefehler entdecken, aber das ist kaum zu sehen und sei somit verziehen. Die extreme Spiegelung auf dem Fußboden trägt zwar nicht unbedingt zur Perfektion des Fotos bei, bricht aber den ersten Eindruck, dass es sich um ein über die Mittelachse gespiegeltes Bild handeln könnte. Der Autor hätte hier ja auch schlecht auf die Schnelle mal eben Teppich verlegen können. Als Fazit kann ich hier nur den Hut vor einem hervorragenden Architektur-Schuss ziehen.

Ich möchte an dieser Stelle natürlich auch meine persönliche Nummer 1 dieser letzten Wettbewerbsrunde vorstellen. Dieses subtile Akt-Portrait hat mich vom ersten Augenblick an gefesselt und das liegt ganz bestimmt nicht daran, dass es sich um ein Aktfoto handelt. Ich hätte es sicherlich ebenso großartig gefunden, wenn das untere Bilddrittel, das ja ohnehin fast in der dunklen Vignette verschwindet, fehlen würde.

Das Foto ist absolut perfekt ausgeleuchtet, die Schärfe sitzt genau da, wo sie hingehört und der Blick der Dame hat mich direkt ins Mark getroffen und ist dort auch hängen geblieben. Es erinnerte mich sofort an sehr alte Portraits, die während der Kolonialzeit von den unterschiedlichsten Ureinwohnern ferner Länder gemacht wurden und das als dezente Bekleidung gewählte Kettenhemd unterstreicht diese Wirkung vermutlich zusätzlich. Darauf muss man erst einmal kommen. Mein Glückwunsch für diesen sehr gelungenen Wettbewerbsbeitrag geht hier an Günther Ullmann.

Anmerkung der Redaktion: Das ist Ralfs persönliche Meinung.

Ja, Gaby (Dorka) ist immer wieder für eine Überraschung gut. Sie hat in den letzten Jahren intensiv und sehr erfolgreich an ihrem persönlichen Look gearbeitet, der ihr dann letztendlich auch die mehr als verdienten Erfolge „nach Hause gefahren“ hat. Dieser „Gaby-Look“ zeichnet sich durch eine deutliche Klarheit in der Bildgestaltung und einen meist ca. 50%igen Entsättigungsgrad aus. Und dann kommt sie plötzlich mit einem solchen Wettbewerbsbeitrag um die Ecke :

Ich hätte eine Kiste Sekt gewettet, dass dieses Foto nicht von ihr ist und niemals auch nur annähernd damit gerechnet, dass ich diese Wette (und damit natürlich auch den schönen Sekt 🥂) verlieren könnte. Sie mischt hier sehr mutig die kalten Rot- und Grün-Töne des Hauptmotivs mit einem warm-roten Hintergrundverlauf und schafft damit ein verblüffendes Still, das man sich gut als Großprint an der Wand einer modern eingerichteten Wohnung vorstellen könnte. Sie hat dafür von mir vollkommen verdient die Punkte für meine persönliche Top-3-Platzierung bekommen und ist mit den Punkten meiner Jury-Kollegen insgesamt auf dem zweiten Platz dieser Wettbewerbsrunde gelandet.

Auch unter den Fotos, die es zwar nicht in meine persönlichen Top-6 geschafft, aber die Punkte für eine Heftabbildung bekommen haben, waren in dieser Runde hervorragende Wettbewerbsbeiträge dabei.

Es ist immer besonders spannend, wenn man Wettbewerbsbeiträge wie diesen auf den Monitor bekommt. Ich arbeite seit 1992 mit Photoshop (Version 2.0, damals noch ohne Ebenen !) in der Werbe- / Medienbranche und es gibt trotzdem immer wieder mal Bilder bei denen ich mich frage : „Was hat er an dem Foto gemacht, wie hat er es gemacht und warum hat er es genau so gemacht?“

Anmerkung der Redaktion: Der „er“ ist eine „sie“, nämlich Tanja Janke. Entsprechend wird der nächste Absatz geändert. Tja, Ralf: Auch Frauen beherrschen Drohnen …

Hier sieht man deutlich, dass die Basis des Bildes ein Schuss ist, der mit einer Drohne gemacht und dann kräftig bearbeitet wurde. Das Wasser ist eine gleichmäßige, einheitlich  schwarze Fläche ohne jegliche Störung,… das würde auf keinem Rohschuss so aussehen. Das ist ganz sicher nachträglich reingearbeitet worden und gefällt mir sehr gut. Die Boote oben, unten, rechts und die beiden Boote unten links sind derart genau zueinander ausgerichtet, wie man sie niemals fotografieren könnte. Sie stehen 100% horizontal bzw. vertikal und die Abstände sind bei fast allen identisch. Das spricht also erstmal dafür, dass die Autorin die Boote nachträglich in aufwändiger Kleinarbeit einzeln begradigt hat oder nur zwei oder drei Boote geradegestellt und dann mehrfach dupliziert und umgefärbt hat.

Jetzt kommt das erste „aaaaaaaber“: zumindest bei den Booten in der oberen und auch in der rechten Reihe kann man eine realistisch anmutende Perspektive sehen. Siehe rote Pfeile : hier schaut der Betrachter aus der Mitte heraus von rechts auf den Antriebs-Kasten des linken Bootes und von links auf den Antriebs-Kasten des rechten Bootes. Es würde also vermutlich genau so aussehen, wenn man aus dieser Höhe ein Foto machen würde.

Was noch gegen meine „Duplizieren-und-umfärben-Theorie“ spricht: eigentlich alle Boote unterscheiden sich in vielen ganz kleinen Details, darauf würde vermutlich nur einer von fünfzig Wettbewerbsteilnehmern achten. Und was mich letztendlich vor Neugier platzen lässt: der Autor hat alles begradigt … warum hat er den Steg und die beiden Boote oben links so schief gelassen und nicht begradigt ??? Wenn ich ganz ehrlich sein soll: ich hätte wohl auch diese Element noch gerade gestellt und das hätte das Foto vielleicht zu clean und gleichmäßig gemacht. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Autorin dieses Fotos meine Zeilen liest und mir in einer Mail an die d-pixx-Redaktion schildert, was und wie sie an dem Bild „geschraubt“ hat.

Hallo Ralf: Kleine Wette? Eine Flasche Hammelburger Sekt gegen eine Flasche Eierpunsch? Alle Boote liegen tatsächlich so. Außer den beiden oben links stoßen sie an zwei Stellen an die gerade Plattform an und werden so schon ausgerichtet. Außerdem sind die 14 Boote jeweils in der Mitte mit dem Nachbarn verbunden, also auch dadurch mit gleichen Abständen exakt parallel ausgerichtet. Und die beiden Boote oben links müssen schräg sein, damit das Foto nicht zu clean wirkt, wie du ja schon angemerkt hast. Herbert

Wie wenig man für einen guten Wettbewerbsbeitrag braucht, zeigt das nächste Foto. Es ist nicht unter meinen Top 6 gelandet, hat aber zumindest die Punkte für eine Heftabbildung bekommen. Letztendlich ist es ein gelungenes Spiel aus nur sehr wenigen und dabei leichten Linien. Das A und O bei einem solchen Motiv: man muss eine solche Situation sehen und dann erkennen, dass das ein Wettbewerbsbeitrag werden könnte. Vollkommen richtig wurde das Bild hier komplett entsättigt, der farbige Rohschuss hätte ganz sicher nicht die grafische Wirkung gehabt, die das Bild im SW-Modus mit ins Rennen bringt.

 

Nicht weniger gut gesehen ist das nächste Foto, das ebenfalls schwarz/weiß eingereicht wurde. Auch hier machen die Linien und nicht die sicherlich ursprünglich vorhandene Farbe die Bildwirkung. Die Person wurde so platziert, dass sie deutlich in das Bild hinein und nicht „gegen die Wand“, also gegen den rechten Bildrand läuft. Ich hätte hier noch am unteren Bildrand den halben schwarzen Balken weggeschnitten, so dass das Foto unten mit einem kompletten weißen Zebrastreifen anfängt.

 

Zum wiederholten Male etwas Allgemeines: Es ist sehr schwer, Anfängerinnen oder weniger versierten Wettbewerbsteilnehmern zu erklären was man als Beitrag einreichen, bzw. was man besser nicht einreichen sollte.

Ich will jetzt erneut ganz ehrlich sein und es ist auch wirklich überhaupt nicht böse gemeint: Ich bekomme in jeder Runde immer wieder Bilder auf den Monitor, bei denen ich mich frage, warum der Teilnehmer diese als Wettbewerbsbeitrag einreicht? Vermutlich liegt es daran, dass er sich einfach noch nicht intensiv mit der Wettbewerbsfotografie auseinandergesetzt hat und davon ausgeht, dass das, was er selbst gut findet auch einen Juror positiv stimmt. Ich könnte hier jede Menge dieser Fotos zeigen, aber mein oberster Grundsatz ist und war schon immer, hier niemanden vorzuführen oder bloßzustellen.

Hier sind nur ganz kurz und stichwortartig ein paar Fotokategorien, mit denen man in 99,9 % der Fälle relativ sicher keine Punkte holt :
– abstrakte Bilder, bei denen sich der Juror fragen muss: „Was kann das nur sein???“
– Bilder, die „so im Vorbeigehen aus der Hüfte“ fotografiert wurden
– Bilder, die ohne jegliche Idee und ohne Basisgestaltung fotografiert wurden
– Bilder von Familienmitgliedern, die z.B. auf Feiern fotografiert wurden
– klassische Urlaubsfotos mit oder ohne Personen ohne jeglichen Ansatz von Bildgestaltung
– Bilder, die technisch vollkommen kaputt sind
– Bilder, die deutlich falsch belichtet sind
– Bilder, bei denen der Horizont schief ist (Anmerkung der Redaktion: Was sei denn, es ist klar erkennbar, dass der schiefe Horizont gewollt ist und wirklich zur Bildwirkung beiträgt … was aber eher selten wirklich funktioniert)

Der beste und wichtigste Tipp, den man Anfängern oder weniger versierten Wettbewerbsteilnehmern mit auf den Weg geben kann ist immer wieder: Schaut euch genau an, was die Fotografen, die hier die hohen Punkte nach Hause fahren, anders machen als ihr selbst. Versucht dann, mit „üben, üben, üben“ euren eigenen Stil Stück für Stück in diese Richtung zu verbessern. Ich habe schon Fotografen gesehen, die anfangs wirklich vollkommen nichtssagende Fotos gemacht haben und mit viel Arbeit am eigenen Stil zu Top-Wettbewerbsfotografen geworden sind.

Sehr oft helfen auch Kleinigkeiten, die Chancen eines Fotos zu verbessern, wobei mancher Tipp dabei pingelig oder kleinkariert klingen mag. Was aber ganz sicher immer gültig und richtig ist: Ein nicht unerheblicher Teil der eingereichten Wettbewerbsbeiträge ließe sich in Sekunden mit einem anderen Schnitt verbessern.

Dieses Foto z.B. wurde so wie hier abgebildet zur letzten Wettbewerbsrunde eingereicht. Es bringt doch auf den ersten Blick schon mal Einiges an Attributen mit, was dem Foto zumindest einen oder zwei Punkte mehr einbringen könnte als es von mir bekommen hat. Der Blau-Orange-Kontrast wirkt schon mal von alleine und wenn man die Bildgeometrie etwas aufräumt, könnte man die Chancen hier deutlich verbessern.

Ganz sicher stören die Fragmente des Basketballkorbs auf der linken Seite und es würde vermutlich schon reichen, das Bild einfach nur etwas anders zu beschneiden. Ich mache das so, dass die weiße Wand oben und die Wand rechts wegfallen, das ergibt erstmal einen homogeneren Hintergrund. Dann schneide ich unten so, dass die breiteren schwarzen Linien jeweils in eine der Ecken laufen und links so, dass der Basketballkorb nicht mehr im Ausschnitt liegt. Weil die auslaufenden Schatten des Korbes aber leicht ins neue Format ragen, musste ich sie zusätzlich herausretuschieren. Mein neues Bild ist sicherlich kein Matchwinner, seine Chancen auf einen Punkt mehr dürften aber deutlich gestiegen sein.

 

Anderes Bild, sehr ähnliches Thema: wenn man schon die Bank und beide Bäume abbilden will, dann muss (nicht kann) das Gestrüpp am rechten Bildrand raus. Ein gewollt symmetrischer Bildaufbau gelingt eben nur, wenn beide Bildhälften „gefühlt“ gleichwertig sind. Das ist hier leider nicht der Fall, der Strauch ganz rechts bringt das Bild vollkommen aus der Balance. Was hier aber erstmal perfekt ist: der Horizont sitzt 100%ig gerade und liegt zwischen zwei der horizontalen roten Linien!

Wenn die eigenen Retusche-Fähigkeiten dazu nicht ausreichen (sowas kann eben nur ein kleinerer Teil der Amateurfotografen), bleibt eigentlich nur ein Anschnitt, der eine ganz neue und nicht symmetrische Bildgeometrie hat. Ich habe das hier mal gemacht und bekomme ein Ergebnis, das eine komplett andere Bildwirkung hat. Damit das Ganze so ausgewogen wie möglich aussieht, sollte die Bank dabei möglichst mittig zwischen Baumstamm und rechtem Bildrand stehen. Das bedingt, dass ich die überstehenden Äste wegretuschieren musste, die nach dem neuen Anschnitt noch von rechts in das Bild ragten. Auch mit diesem neuen Anschnitt dürfte mindestens ein Punkt mehr drin sein als es vorher der Fall war.

Anmerkung der Redaktion: Viele Amateure können heute den Busch rechts sehr schnell und einfach entfernen. In Photoshop reicht es, ihn auszuwählen und die Fläche mit der Vorgabe „Inhaltsbasiert“ zu füllen. 

Auch beim nächsten Foto ist mein neuer Anschnitt alles Andere als spektakulär, er reduziert den bildwichtigen Inhalt des Foto aber mit einem extrem geringen Aufwand auf das Wesentliche.

Ich habe hier erstmal unter Beibehaltung des ursprünglichen Seitenverhältnisses des Fotos links den vollkommen bildunwichtigen und eher störenden Weg weggeschnitten. Dann habe ich  aber doch in der Höhe noch etwas weggenommen, um den Horizont zumindest etwas aus der Mitte zu bekommen. Zu viel darf ich aber nicht wegschneiden, sonst geht zu viel des bedrohlichen Wetters verloren. „On the fly“ habe ich dann noch die Blumen partiell einen Tick aufgehellt und den Himmel leicht „entbläut“.

 

Und noch ein Foto bei dem die Bildgeometrie leider nicht so ganz „auf den Punkt“ sitzt. Ich würde den Schuss erstmal mit den Attributen „gut gesehen“ und „schöne Bildidee“ versehen. Man kann an ein paar „verräterischen“ Retusche-Spuren unterhalb und oberhalb des Tisches sehen, dass der Bildautor hier störende Elemente wegretuschiert hat, er hat sich also auf jeden Fall schon mal intensiv mit der Wirkung seines Fotos auseinandergesetzt, was für einen Wettbewerbsbeitrag ja erst einmal sehr gut ist.

Leider fehlt letztendlich auch hier die vermutlich gewollte perfekte Symmetrie. Das Bild ist zwar mehr oder weniger symmetrisch … aber eben nur „mehr oder weniger“. Hier hätte man möglichst etwas mehr Fußboden fotografieren müssen (wenn möglich) um „hinten raus“ mehr Möglichkeiten zu haben, den Tisch mit den beiden Personen wirklich zentriert, ausgewogen und mit dem gewünschten Seitenverhältnis ins Format setzen zu können. Letztendlich ist es egal, wie lang die beiden horizontalen und wie lang die beiden vertikalen Strecken sind: Es müssten aber auf jeden Fall a=b und c=d sein und wie man hier unten sieht, ist das nicht der Fall.

Ich habe das Foto zur Demonstration einfach mal, ohne großartig Fliesen anzusetzen, genau wie oben beschrieben, symmetrisch beschnitten. Das geht in diesem Fall natürlich auch … man ist halt in der Wahl des gesamten Bildausschnitts nicht ganz so flexibel als wenn man mehr Fußboden zur Verfügung hätte.

 

Beim nächsten Beitrag musste ich tatsächlich über meine eigene Pingeligkeit schmunzeln. Ich habe mich vollkommen unbewusst und allen Ernstes gefragt: „Warum steht das Boot nicht gerade im Foto?“.

Einfach, weil es mein persönlicher Stil ist, habe ich das Bild dann um 4,7 Grad nach links gedreht und musste es dann aufgrund der entstehenden leeren Ecken etwas enger beschneiden. Ich würde nicht wagen zu behaupten, dass das Foto dadurch besser geworden ist … ich wollte das Resultat hier nur trotzdem mal zeigen.

 

Und immer wieder der wichtige Quick-Tipp: Schaut euch ganz kurz das Histogramm eures Beitrags an, bevor ihr es an die Redaktion schickt. Bei wirklich jeder Wettbewerbsrunde sind Fotos dabei, bei denen der Weißpunkt nicht wirklich gut sitzt und dadurch alles, was eigentlich weiß sein sollte, in ein unfreundliches Grau, meist aber in ein muffiges Beige verwandelt.

Im Histogramm sieht man deutlich, dass im Lichterbereich ca. 1/6 des zur Verfügung stehenden Tonwertumfangs verloren gegangen ist. Das zieht das gesamte, eigentlich weiße Gefieder „mit runter“, dunkelt es also ziemlich schmuddelig ab. Um das tatsächlich neutral beurteilen zu können, lohnt es sich immer wieder, sich die Farbe aus einem vermeintlich weißen Bereich herauszupicken und dann mit der aufgenommenen Farbe einen kleinen Bereich auf einem wirklich weißen Grund zu füllen. Man ist dann immer wieder erstaunt, wie weit einen das eigene Gefühl doch täuscht.

Da mir Aufhellungskorrekturen per Gradationskurve oder Tonwertkorrektur meist zu statisch und unharmonisch sind, korrigiere ich solche Aufgaben fast immer „etwas um die Ecke“. Ich nehme eine zweite Ebene (Ebenentyp richtet sich danach, was und wie korrigiert werden soll), die ich im Modus „negativ multiplizieren“ über das ursprüngliche Bild lege.

Hier habe ich eine Einstellungsebene vom Typ Schwarz/Weiss über die Hintergrundebene gelegt und deren Modus, wie oben beschrieben, auf „negativ multiplizieren“ umgestellt. Dadurch wird das weisee Gefieder heller und der Modus der Ebene bringt gleichzeitig mit sich, dass das etwas schmuddelige Beige etwas entsättigt wird. Da das Umfeld und auch der orangefarbene Schnabel ja nicht heller werden sollen, male ich die drübergelegte Korrektur mit einer Ebenenmaske an den entsprechenden Stellen wieder raus.

Mein Endergebnis sieht dann so aus. Das Gefieder ist also wesentlich harmonischer aufgehellt worden, als ich das mit einer Gradationskurve oder Tonwertkorrektur hätte bewerkstelligen können.

So, das war dann die vierte und letzte Runde im Wettbewerbsjahr 2025. Die Karten werden jetzt für den Wettbewerb 2026 neu gemischt und ich wünsche schon jetzt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gutes Gelingen in der ersten Wettbewerbsrunde.

 

BILDER © BEI DEN FOTOGRAFINNEN UND FOTOGRAFEN DER GEZEIGTEN AUFNAHMEN
TEXT © RALF WILKEN
ES IST UNTERSAGT, HIER GEZEIGTE BILDER FÜR DAS TRAINING VON KI ZU VERWENDEN.

 

1 Kommentar

  1. Zitat aus Artikel : „Hallo Ralf: Kleine Wette? Eine Flasche…“

    Mein herzallerliebster Hörby,… Du könntest tatsächlich Recht haben, was ich natürlich nur sehr ungern zugebe,… 🤣🤣🤣
    Eine Wette fällt mir daher also irgendwie schwer, auch wenn eine Pulle „Château Hammelbourg“ natürlich nicht zu verachten wäre. Lass‘ uns doch zusammen erst den Sekt und dann den Eierpunsch schnabeln, o.k. ?

    Liebe Grüße aus dem Norden, Ralli

    PS : bin gespannt, was TanJa dazu sagt