Bis zum Moment (KW 33) wurde die Canon EOS R3 noch nicht vorgestellt, aber es  gibt bereits eine ganze Reihe interessanter Informationen von Canon selbst über das neue Top-Modell ihrer spiegellosen Vollformat-Systemkameras. Schauen wir mal, was alles bekannt ist.

Die Canon EOS R3 ist wie die DSLRs der EOS-1D-Serie eine bullige Kamera. Das Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung ist auf den harten Profi-Einsatz abgestimmt und der Schutz gegen Staub- und Spritzwasser ist auf dem Level einer EOS-1D X Mark III.

Dank des integrierten Hochformat-Batteriegriffs stehen immer zwei Griffe und zwei Sets an Einstellelementen, die mit dem rechten Daumen bedient werden können, zur Verfügung.

Die Oberfläche weist eine neue Struktur auf, die sportlich-elegant aussieht und einen sicheren Halt der Kamera verspricht.

Die EOS R3 ist wohl etwas kleiner als eine EOS-1D X Mark III, aber die Tiefe des Griffs wird dem der DSLR entsprechen, da der gleiche große Akku (E-PL19 mit 30 Wh) verwendet wird. Profis, die auf das spiegellose Modell umsteigen, können die teuren Akkus weiter verwenden.

Apropos Umstieg. Die Bedienung der Canon EOS R3 ist so ausgelegt, dass beim Wechsel von einer EOS-1D X Mark III keine Probleme entstehen, auch nicht beim Aufstieg von einer EOS R5 oder bei der parallelen Nutzung der spiegellosen Top-Modelle.

Dazu gehört, das die EOS R3 einen Smart- und einen Multi-Controller aufweist und dass am Gehäuse, drei konfigurierbare Einstellräder, darunter das typische große Daumeneinstellrad, zur Verfügung stehen. Dazu kommt das Funktionsrad der RF-Objektive.

Unter dem abgerundeten Sucherbuckel sitzt natürlich ein  EVF – Daten dazu gibt es noch nicht. Der Suchermonitor der R5 hat eine Auflösung von 2,36 Mio. RGB-Dots und eine Vergrößerung von 0,62x. Das ist bei der EOS R3 hoffentlich besser – die Sony A1 gibt hier 9,44 Mio. RGB-Dots und 0,9x vor!

Auch vom Rückwandmonitor ist die Auflösung noch nicht bekannt. Die Diagonale misst 3,2“.  Er ist schwenk- und drehbar gelagert und bietet eine Touch-Screen-Oberfläche.

Auf dem Sucherbuckel kommt ein neuer Zubehörschuh zum Einsatz. Er bietet mehr als nur die Blitzkontakte … was genau, weiß man noch nicht. Aber es ist davon auszugehen, dass hier hochwertige Mikrofone angeschlossen werden können.

Auf der rechten Schmalseite sind zwei Kartenslots untergebracht, einer für SD- und einer für die schnelleren aber immer noch sehr teuren CFexpress-Karten.

Im Zentrum der Canon EOS R3 stehen ein neuer Stacked BSI Sensor und ein leistungsstarker Digic X Bildprozessor.

Über die Auflösung des Sensors schweigt sich Canon noch aus. Während der Olympischen Spiele tauchten aber die EXIF-Daten von Bildern auf, in denen die Bildgröße mit 6000 x 4000 Pixel angezeigt wird..

Theoretisch wäre es möglich, dass die EOS R3 eine höhere Auflösung bietet, die für die entsprechenden Bilder auf 24 MPix reduziert wurde – aber wahrscheinlich ist das nicht. 24 MPix sind für eine Kamera, die sich an Sportfotografen und Bildagenturen wendet eine gute Größe. Die Bilder können auf Doppelseiten von Magazinen gedruckt werden. Wenn sie auf News-Seiten im Internet gezeigt werden, sind sie für die Darstellung auf 4K-Monitoren schon zu groß (was für ausdrucksstarke Crops genutzt werden kann.) Das DSLR-Schwestermodell EOS-1D X Mark III bietet eine Auflösung von 20 MPix.

Die Auslesegeschwindigkeit des Sensors ist laut Canon ist sehr hoch.

Das bedeutet zum einen, dass auch bei Speicherung im RAW-Format 30 B/Sek. möglich sind – mit ständiger Anpassung von Belichtung und Fokus. Dunkelphasen zwischen den Aufnahmen sollen komplett entfallen.

Zum zweiten soll der Rolling-Shutter-Effekt deutlich minimiert werden. Er sorgt dafür, dass Objekte, die sich währen der Belichtung schnell bewegen, verzerrt ins Bild kommen. Ganz eliminiert werden kann das nur mit einem Sensor in Global-Shutter-Technik.

Drittens kann der elektronische Verschluss der EOS R3 auch für Blitzaufnahmen benutzt werden. Bei mechanischen Schlitzschlüssen wird ja der 2. Vorhang zum Beenden der Synchronisationszeit verwendet. Bei einem elektronischen Verschluss entfällt er, und die Auslesegeschwindigkeit des Sensors bestimmt, wie kurz die Sync-Zeit ausfallen kann. Es gibt noch keine Informationen dazu – aber 1/125 Sek. wäre schon ein guter Wert. Die EOS R5 schafft mit dem mechanischen Verschluss 1/250 Sek.

Beim Autofokus setzt Canon wieder auf die eigene Dual-Pixel-Technik, die aber gegenüber der EOS R5 noch einmal verbessert wurde.

Besonders interessant ist, dass Canon wieder eine Augensteuerung für die Platzierung des AF-Messfeldes bietet. (Das gab es schon einmal in der Canon EOS 5 von 1993,  wurde dann aber nicht weitergeführt).

Die Motiverkennung umfasst wieder Menschen, Gesichter, Augen, Tiere (inkl. Vögel) und wurde nun auf Autos und Motorräder erweitert (ähnliches bietet die Olympus OM-D E-M1X).

Canon gibt einen Arbeitsbereich bis EV -7 an. Laut einem Video von CanonAsia gilt das für Blende 1,2, ISO 100, das mittlere AF-Messfeld, One-Shot AF und Raumtemperatur. Für ein RF 70-200 mm F2,8 L IS USM endet der Arbeitsbereich also bei EV -4,5.

Der Stabilisator der EOS R3 arbeitet mit dem in RF-Objektiven zusammen. Gemeinsam sollen sie die Freihandgrenze um bis zu acht Stufen zu den längeren Zeiten hin schieben. In dem bereits erwähnten Video wird angegeben, dass das für das RF 24-105 mm F4 L IS USM bei 105 mm Brennweite gilt und Gier- und Nickbewegungen ausgeglichen werden.

Für Videoaufnahmen bietet die EOS R3 4K mit Oversampling und es können RAW-Videos auf die CFexpress-Karte geschrieben werden. Für einen größeren Dynamikbereich und bessere Möglichkeiten der Nachbearbeitung steht Canon Log3 zur Verfügung.

Für den Anschluss an die Außenwelt stehen LAN und 5 GHz WLAN zur Wahl, und die EOS R3 ist kompatibel zur neuen Mobile File Transfer App, mit der Bilder auch über das Smartphone versendet und mit Metadaten versehen werden können.

 

Text (c) Herbert Kaspar

Bilder (c) Canon

1 Kommentar