Nach Workshops im höchsten und hohen Norden Deutschlands – Sankt Peter-Ording, Rügen und Helgoland – zieht es uns dieses Mal in den Süden, an den Bodensee, genauer gesagt nach Friedrichshafen.

Nicht nur der See und einige Sehenswürdigkeiten sollen Motive sein, sondern auch kleine und kleinste Objekte: Makrofotografie ist das Schwerpunktthema des Workshops vom 13. – 17. Mai 2019 in Friedrichshafen.

Ich habe mir vorgenommen, passende Hardware für Nah- und Makroaufnahmen mitzubringen, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwas zum Ausprobieren und „Spielen“ haben – und so müssen sechs größere und vier kleinere Ikea-Boxen mit kleineren Teilen, eine Box nur mit Kabeln und Ladegeräten, ein Reprostativ (Grundplatte und Säule), ein kleines Lichtzelt und eine biegsame Platte für eine Hohlkehle eingepackt werden.

Dazu kommen meine Fototasche, die Fototasche meiner Frau, mein persönliches Stativ und drei Stative zum Ausprobieren für die Teilnehmer – natürlich zusätzlich zum Koffer, zwei Boxen mit selbst gebackenen Kuchen und einer Box mit Rotwein, Rotling und Weißwein aus der fränkischen Heimat der d-pixx foto (das gehört zu unseren Workshops einfach dazu).

Mit anderen Worten: Ich bin recht froh, dass genügend Ladefläche zur Verfügung steht, und dass ich vor Jahren immer wieder Sokoban gespielt habe und weiß, wie man „Kisten schiebt“.

Der Tag vorher

Vollbeladen geht es dann auf dem Weg Richtung Süden.

Den Weg zum Bodensee kenne ich, warum also das Navi einschalten? Die Antwort kommt mir bei Ellwangen in den Sinn. Ein eingeschaltetes Navi warnt und leitet gegebenenfalls um, wenn die Autobahn wegen Bauarbeiten komplett gesperrt ist.

Mit ausgeschaltetem Navi passiert natürlich, was passieren muss: Wir fahren in einen dicken Stau und schleichen dann zwei Stunden lang über eine Umleitungsstrecke, die, Wunder der modernen Verkehrsplanung, auf einem Stück auch nur einspurig befahren werden kann.

Aber wir sind einen Tag früher unterwegs als die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unserem Bodensee-Workshop und deshalb ist es nicht so schlimm, dass wir später als geplant in Friedrichshafen beim Hotel City Krone ankommen.

Dort finden wir, man darf auch mal Glück haben, auf dem gut belegten Hotelparkplatz einen Parkplatz nahe am Tagungsraum, der, man darf auch zweimal Glück haben, schon frei ist. Und so können wir die diversen Boxen schon mal deponieren.

Ehe es an den Aufbau geht, gehen wir eine Runde, um uns die Füße zu vertreten und um zu sehen, was in der näheren Umgebung des sehr zentral gelegenen Hotels zu fotografieren gibt. Ich mache schon mal ein paar Bilder, aber das ist an diesem späten Nachmittag nicht so prickelnd.

Gut für einen Makro-Workshop: Blumen als Motive gibt es im kleinen Park ganz in der Nähe der City Krone. (c) Herbert Kaspar
Auf dem Platz vor dem Rathaus findet man einen Brunnen, der zu echten und fotografischen Spielereien mit dem fließenden Wasser einlädt. (c) Herbert Kaspar

Es ist trüb und grau … d-pixx foto Workshopwetter, wie wir es kennen: Wenn nur das Team vor Ort ist, ist es nicht so toll, mit dem Eintreffen der Teilnehmer wird es immer besser. Deshalb lassen wir keine Panik aufkommen und suchen erst einmal etwas zu essen. Das Café am Rathaus wirkt einladend, hat, anders als der Name vermuten lässt, nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern leckeres Essen und wird uns und „die Gruppe“ während der Workshop-Tage noch einige Male sehen.

TAG 1 (Noch ohne Teilnehmer)

Wir gehen bei deutlich besserem Wetter zur Touristenzentrale, holen Tragetaschen mit Info-Material (vielen Dank dafür) und wundern uns auf dem Hin- und Rückweg, dass viele Autofahrer glauben, man könne den Stau auf der Friedrichsstraße (ein Stück weiter wird eine Brücke erneuert) durch wildes Hupen beseitigen. Klappt natürlich nicht, aber wenn das Auto schon eine Hupe hat …

Den kleinen Spaziergang nutze ich, um noch ein paar Bilder zu machen, die den Teilnehmern am Nachmittag zeigen sollen, was es hier zu fotografieren gibt … und was man alles aufnehmen kann, wenn man nur die Standardbrennweite von 50 mm  [@KB] zur Verfügung hat, in meinem Fall das Panasonic Lumix G 25 mm F1.7 an der Olympus OM-D E-M1 (mFT macht’s möglich).

Die Teilnehmer sind auf der Anreise, das Wetter wird besser – aber ein klarer Blick auf die nahen Alpen ist noch nicht gegeben. (c) Herbert Kaspar
Die strahlende Sonne bringt die Farben zum Leuchten. Die ebenfalls kräftigen Schatten stören aber nicht. (c) Herbert Kaspar

Zurück im Tagesraum des Hotels City Krone. Die Reihe der Tische ist gerade lange genug, um Plätze für alle zu haben und am unteren Ende meine „Mitbringsel“ aufzubauen:

  • 1 betagtes Reprostativ (Kaiser Fototechnik RS 2 XA)
  • 2 größere LED-Leuchten (Nan Guang Luxpad 23, seit Juni unter dem Namen LumiPad 11 von Kaiser Fototechnik)
  • je 1 mittlere und kleine LED-Leuchte (Smart Cluster Mini und Micro von Kaiser Fototechnik)
  • 1 LED-Ringleuchte (KR-90 von Kaiser Fototechnik)
  • 1 flache Leuchtplatte (Slimlite Plano von Kaiser Fototechnik) 
  • 1 mFT-Retro-Adapter (von Novoflex), bestückt mit dem Olympus M.Zuiko ED 14-150 F4-5.6 II und der Panasonic Lumix G81
  • 1 Balgengerät mit Adaptern für die Kameras der Teilnehmer (Castbal T/S von Novoflex)
  • 1 großes Tischstativ mit großem Kugelkopf (Novoflex Quadro Pod mit „Trommelstock-Beinen“ und Classic Ball 5 II) 
  • 1 mittelgroßes Tischstativ (Joby Gorilla Pod pro)
  • 2 kleine klappbare Tischstative (Swing Grip 2-in-1 von Kaiser Fototechnik)

Es entstehen drei Aufnahmeplätze, an denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausprobieren können, was in der Theorie besprochen wurde.

Und weil wir natürlich auch draußen fotografieren werden, stelle ich drei Rollei Lion Rock Traveler Stative (L, M und S) in der der Nähe der Tür auf. Wer mag, kann einfach eines mitnehmen. (Stativköpfe und Arca-Swiss-kompatible Kupplungsplatten sind natürlich dabei.)

TAG 1 (Jetzt mit Teilnehmern)

Der offizielle Beginn mit Kaffee (vom Hotel) und Kuchen (von d-pixx foto) ist für 15 Uhr angesetzt, aber die ersten Teilnehmer kommen schon früher … zum Tagungsraum geschickt von einem stummen Diener in der Hotel-Lobby.

Während unseres Aufenthaltes im Hotel City Krone wies er den Weg zum Tagungsraum. (c) Heidi Kaspar

Dann sind alle da, insgesamt 11 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, von denen wir 10 schon von früheren Workshops kennen: Birgit, Carola, Frauke, Hela, Jacqueline (Jacky gerufen), Jutta, Susanne, Henry, Ralf, Roland. Entsprechend ist die Wiedersehensfreude groß, und auch „der Neue“, Roland (Roli gerufen), passt sofort in die Gruppe. Für die Statistik: Die Frauen sind in der Überzahl, und ein Drittel der Teilnehmer kommt aus der Schweiz.

Angesichts der „Wiederholungstäter“ gestalte ich den typischen Auftakt eines d-pixx foto Workshops etwas um. Ich erkläre zwar noch einmal kurz, wie wichtig ein harmonischer Bildaufbau ist, welche Rolle Drittel-Linien und der goldene Schnitt dabei spielen und dass Symmetrie Bilder oft langweilig macht.

Aber anstatt die Teilnehmer wie sonst loszuschicken, damit sie harmonische Bilder mit Drittellinien usw. machen, bekommen sie dieses Mal den Auftrag, Bilder zu machen, die dem widersprechen, die aber trotzdem wirken.

Der Weg führt vom Hotel Richtung See, der nur runde 200 Meter entfernt und eigentlich in ein paar Schlender-Minuten zu erreichen ist … eigentlich. Denn der Weg führt vorbei an einer Brunnen-Installation und schon ist ein erstes gemeinsames Motiv gefunden, das erkundet werden will.

Die Wasserstrahlen des Brunnens kommen aus dem Boden, leuchten in der Sonne, und werden von allen Teilnehmern ins Bild gesetzt, mal ins Quadrat … (c) Roland Eichenberger
… mal ins klassischen Querformat. Die dunklen Wolken sehen beängstigend aus, bilden aber einen schönen Hintergrund. (c) Jacqueline Schneeberger

Das zweite gemeinsame Motiv sind die dunklen, die sehr dunklen Wolken, z. B. hinter dem Turm der Kirche Sankt Nikolaus, deren Turmdach durch ein Muster in den Ziegeln erst recht fotogen wird.

Noch dräuender wirken die Wolken, wenn man in die entgegengesetzte Richtung schaut. (c) Jacqueline Schneeberger
Wäre blauer Himmel als Hintergrund besser? Anders! Aber nicht besser. (c) Jutta Haar

Dann löst die Gruppe sich erst einmal auf. Die einen gehen nach links in die Seestraße, die (der Name legt es ja schon nahe) direkt am See Richtung Medienhaus und Zeppelin-Museum und einen schönen Blick auf den Molenturm gewährt. Außerdem erreicht man hier eine Aussichtsplattform mit den unvermeidlichen Liebesschlössern.

Kombination aus Drittellinien (senkrechte Streben) und an den Rand gesetztem Blickfang. (c) Ralf Strothmann

Andere wenden sich nach rechts, wo kleine Boote im Hafen liegen und ein kleiner Park lockt. Auch diverse Kunstwerke bieten sich als Motive an.

Ein typisches Motiv für einen Bildaufbau nach Drittellinien mit der Boje auf einem der Schnittpunkte. Aber es geht auch anders. (c) Roland Eichenberger
Gräulich weißliche Wolken sind normalerweise ein Gräuel für Fotografen – aber manchmal verhelfen sie auch zu einem Ton-in-Ton-Bild (mit Eckläufer). (c) Hela Heyn
Drei Kunstwerke, die nach einem symmetrischen Bildaufbau verlangen … aber ein kleiner Schritt zur Seite macht das Bild spannender. (c) Frauke Affeldt

Dass die Teilnehmer nicht als Gruppe agieren, ist kein Problem. Wir sind nicht im Kindergarten, sondern bei einem d-pixx foto Workshop, die Teilnehmer sind erwachsene Menschen und werden, wie bei den Workshops zuvor, den Weg zurück ins Hotel schon finden.

Statt die Bojen und die Fähre auf der rechten Drittellinie aufzureihen, wurden sie Richtung Rand geschoben – zugunsten einer angemessen großen Wasserfläche, in die sich die Fähre hinein bewegen kann. Inzwischen sind auch die Berge zu sehen! (c) Carola Endres
Ein klares grafisches Motiv unter Umgehung der unteren Drittellinie sauber ins Bild gezirkelt. (Würde auch in S/W gut wirken!) (c) Birgit Martin

Bei der Bildbesprechung am Abend zeigt sich dann, dass es gar nicht so einfach ist, eingeübte Sehweisen aufzugeben. Der Bildaufbau etlicher Bilder ist noch nah an den Drittellinien … aber alle reichen auch Fotos ein, bei denen die klassische Aufteilung der Bildfläche verlassen …

Symmetrie kann durchaus positiv für ein Bild sein. (Dass so Warnschild nötig ist, stimmt- nebenbei bemerkt – nachdenklich.)  (c) Roland Bernath

… oder bei denen die als langweilig verschriene Symmetrie ins Bild geholt wird. Beides ist durchaus geeignet,  sehenswerte Bilder hervorzubringen.

Bei der Bildbesprechung zeigt sich auch, dass die Einstellungen eines Beamers, der meistens für Business-Präsentationen genutzt wird, für Bildbesprechungen nicht so recht geeignet sind. Nach einigen immer weniger zaghaften Änderungen in den Tiefen des Menüs sehen die Bilder auf der Leinwand dann doch noch denen auf dem Monitor meines kleinen Rechners sehr ähnlich.

Was wären wir ohne Smartphones? Möglicherweise glücklicher (aber das ist eine andere Geschichte), sicher aber schlechter informiert.

Mit Hilfe dieser Geräte und passender Apps stellen wir am Abend fest, dass der nächste Tag sehr gutes Wetter bringen soll. Mit dem guten Wetter soll kräftiger Wind verbunden sein, weshalb drei der Teilnehmer eine Mitteilung auf ihre Smartphones bekommen, dass der für den nächsten Tag geplante Zeppelinflug ausfällt. Müsste es nicht Zeppelinfahrt heißen? Nein. Ballone fahren, weil sie keinen eigenen Antrieb haben und vom Wind ungesteuert vorangetrieben werden, Zeppeline fliegen, weil sie von Motoren vorwärts bewegt werden. So wird es uns erklärt. Wie ist es mit Segelflugzeugen? Die haben zwar keinen Motor, können aber gegen den Wind manövrieren. (Ich möchte das hier nicht weiter vertiefen ….)

Wie dem auch sei. Wir sind flexibel und beschließen, am nächsten Tag das schöne Wetter zu nutzen und das Städtchen Meersburg zu besuchen.

Dann gibt es als Vorbereitung noch Theorieeinheiten zum Thema „Makro“ und speziell zum Thema „Makro und Blumen“.

Und dann rufen die Zimmer und die darin befindlichen Betten, denn einige Teilnehmer mussten sehr früh aufstehen, um am Nachmittag in Friedrichshafen zu sein.

Fortsetzung folgt morgen

Text (c) Herbert Kaspar

Aufmacherbild (c) Herbert Kaspar

 

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