Mit der neuen Lumix DMC-FZ1000 baut Panasonic das Segment der Superzoom-Bridge-Kameras aus. Die Kamera ist mit einem Leica DC Vario Elmarit 2,8-4/24-499 mm [@KB] ausgestattet und bietet damit Weitwinkel- wie auch Tele-Fans einen praxisgerechten Brennweitenbereich. Ich konnte die Kamera, die gegen die hoch gelobte Sony RX10 antritt, in Hannover beim 4. Festival für jungen Fotojournalismus, das Panasonic sehr lobenswerterweise als Sponsor unterstützt, in die Hand nehmen und eine Reihe von Bildern machen.
Das Gehäuse ist mit 137 x 99 x 131 mm keineswegs zierlich und übertrifft in der Größe sogar die Lumix DMC-GH4. Da viel Kunststoff zum Einsatz kommt, ist es aber mit rund 830 g (aufnahmebereit mit Akku und Speicherkärtchen) nicht sehr schwer. Es liegt dank des kräftigen Griffs mit seiner Mulde für den Mittelfinger gut in der Hand und an der Ergonomie gibt es nichts zu mäkeln.
Auf dem Handgriff ist der große Auslöser zu finden, den die Zoomwippe umgibt. Dahinter haben der Movie-Auslöser und zwei der insgesamt fünf Funktions-[Fn]-Tasten ihren Platz. Die Funktionstasten lassen sich mit diversen Funktionen belegen, was es leicht macht, die FZ100 an eigene Vorlieben und Gewohnheiten anzupassen und die Funktionen schnell zu erreichen, die man immer wieder ändert, um auf eine bestimmte Aufnahmesituation zu reagieren. Besonders wichtig im Fotoalltag die Funktionstaste [Fn3], mit der man ins Quickmenü wechseln kann, das zügige Einstellarbeiten möglich macht.
Zwar kann man mit dem erwähnten Movie-Auslöser jederzeit Filmaufnahmen im Full-HD-Format starten, aber wenn man eine Besonderheit der FZ1000 ausnutzen möchte, muss das Wählrad in die eben angesprochene Position gedreht werden. Die Rede ist von der 4K-Moviefunktion, die zurzeit nur noch von der Lumix DMC-GH4 und der Sony A7S geboten wird. Dass man außerdem im Menü statt des AVCHD- den MP4-Modus und als Größe 4K wählen muss, ist leider umständlich, aber das soll durch die Top-Qualität der Filme wett gemacht werden. Zwar konnten noch keine eigenen 4K-Filme auf entsprechenden Wiedergabegeräten betrachtet werden, aber die bei der Präsentation gezeigten Filme lassen erwarten, dass dem tatsächlich so ist.
Im der Mitte der erwähnten Vierrichtungswippe liegt die Taste [MENU/SET]. Das Menü ist übersichtlich gegliedert, kommt aber nicht ganz an Menüs heran, die im Karteikarten-Design aufgebaut sind. Außerdem sind auf der Rückwand rechts zwei [Fn]-Tasten, die Display- und die Wiedergabetaste sowie der Umschalter zwischen den AF-Funktionen zu finden. Hier steht AFC für Nachführautofokus, AFS/AFF für Schärfenpriorität bzw. automatischem Umschalten zwischen AFS- und AFC-Modus. Auch die manuelle Scharfstellung lässt sich hier aktivieren.
Links oben auf der Rückwand ist, um sie nicht zu übergehen, die fünfte Funktionstaste untergebracht. Bestimmt wird die Rückwand allerdings vom 3″-Display, das zwar schwenk- und drehbar gelagert (lobenswert), aber nicht als Touchscreen ausgeführt ist (wenig verständlich, da der Touchscreen seit der GH2 von 2010 im Lumix G-System zu Hause ist). Mit 921.000 Dots gehört der Rückwandmonitor zwar nicht in die Auflösungs-Spitzengruppe, aber der Bildschirm der FZ1000 zeigt ein scharfes Bild mit sauberen Farben.
Deutlich besser ist der Suchermonitor, der mit einem OLED-Display mit 2,3 Mio. Dots aufwarten kann. Die Größe des Sucherbildes ist für eine Kamera dieser Klasse sehr gut, die Suchervergrößerung liegt bei 0,7x [@KB]. Das heißt, dass das Sucherbild etwa so groß ist, wie das der Vollformatkamera Canon EOS 6D.
Wie bei DSLM-(Digital-Single-Lens-Mirrorless)-Kameras üblich, kann man sich viele Informationen ins Sucherbild einblenden lassen. Für mich sind Histogramm, Gitterlinien und 2-Achsen-Wasserwaage unverzichtbar – und alle drei Anzeigen hat die FZ100 im Angebot. Dazu kommt noch die Zebra-Schraffierung überbelichteter Bildpartien. Das ist sehr praktisch, da man bei der Bildoptimierung ausgefressene Lichter kaum noch retten kann, während sich Details in abgesoffenen Bildpartien eher wieder sichtbar machen lassen. Natürlich ist diese Anzeige auch auf dem Rückwandmonitor zu sehen. Er kann automatisch aktiviert/deaktiviert werden, wenn man den Sucher vom Auge / das Auge an den Sucher legt.
Zur weiteren Ausstattung, die während des kurzen Kennenlernens in Hannover noch nicht in all ihrer Funktionsvielfalt ausprobiert werden konnte, gehören zeitgemäß WLAN- und NFC-Module. Letzteres ist im Kameraboden untergebracht und schubste das Stativgewinde aus der optische Achse, was sich zwar selten, aber manchmal eben doch störend bemerkbar machen kann, wenn man ein Stativ einsetzt. Und das wird immer wieder der Fall sein. Der Bildstabilisator arbeitet zwar effektiv, aber mit 400 mm [@KB] sind Freihandaufnahmen doch nur bis ca. 1/60 Sek. oder vielleicht ein bisschen länger (je nach Konstitution des Fotografen) machbar. Wenn man auf wirklich knackscharfe Bilder wert legt, sind kurze Zeiten oder Stativ immer eine gute Wahl. Ein eingebauter Blitz ist vorhanden und kann im Zusammenspiel mit passenden externen Blitzgeräten als „Master“ eingesetzt werden. Im Serienbildmodus erreicht die FZ1000 bis zu 7 B/Sek. mit AF-Nachführung und bis zu 50 B/Sek., wenn die Schärfe beim ersten Bild festgelegt und für die folgenden Bilder beibehalten wird und wenn der elektronische Verschluss genutzt wird.
Manuelles Scharfstellen ist nur selten nötig, denn der Autofokus arbeitet im gesamten Brennweitenbereich des Zooms sehr schnell und sicher. Er ist, wie auch die 4K-Filmfunktion, aus der GH4 bekannt und bedient sich der DFD-(Depth from Defocus)-Technik. Sie setzt ganz auf Kontrastdetektion, aber dank zweier schneller Vormessungen kann, wie beim Phasenautofokus, sofort in die richtige Richtung fokussiert werden. Nur zur Feinabstimmung wird die Schärfe zum Schluss der Scharfstellung „eingekreist“. Wie heute üblich stehen AF-Sonderfunktionen wie Gesichts- oder Augenerkennung zur Wahl.
Das Objektiv, von dem eben die Rede war, ist ein Superzoom mit einem Brennweitenbereich von 25-400 mm [@KB] und einer Anfangsöffnung, die beim Zoomen zur längsten Brennweite von 1:2,8 auf 1:4 absinkt. Um Missverständnisse zu vermeiden: 1:4 ist bei einer Brennweite von 400 mm [@KB]sehr gut. Der Blendenbereich endet schon bei 1:8, da die Konstrukteure Probleme durch Beugungseffekte vermeiden wollten. Der optische Aufbau besteht, wie man bei Panasonic betont, nur aus Glaslinsen.
Das Leica-Zoom projiziert das Bild bei der Lumix DMC-FZ100 auf einen 1″-Sensor mit einer Auflösung von 20,1 MPix. Ob es sich tatsächlich um den gleichen Sensor handelt, der in der Sony CyberShot RX10 (ohne 4K-Funktion) zum Einsatz kommt, wurde bei der Präsentation nicht bestätigt. Das Zoom der Sony weist übrigens eine durchgehende Lichtstärke von 1:2,8 über den gesamten Brennweitenbereich auf, aber der ist mit 24-200 mm [@KB] deutlich kleiner.
Der kluge Verzicht auf superlange Brennweiten zugunsten des relativ großen 1″- Sensors zu verzichten schlägt sich, wie zumindest die ersten Bilder mit dem Vorserienmodell zeigen, in sehr guten Rauschwerten im Bereich von ISO 125 bis ISO 1600 nieder. Auch ISO 3200 zeigen sich beim ersten Kennenlernen noch als praxistauglich. Ab da werden die Bilder wegen der Rauschreduzierung weicher – aber da hier die Firmware sehr viel ausmacht, werden wir mit einer endgültigen Bewertung warten, bis ein Serienmodell für einen Praxistest in der Redaktion war. Der Empfindlichkeits-Höchstwert liegt bei ISO 25.600.
Alles in allem Bei den ersten Aufnahmen spielten Zoom und Sensor sehr gut zusammen, und so wie es momentan aussieht, bekommt die Sony RX10 (die wir in d-pixx 6/2013, Seite 30 vorstellten und mit einem “Hervorragend” bewerteten) eine Konkurrenz auf Augenhöhe. Die Bilder aus der Lumix DMC-FZ1000 sind scharf und kontrastreich und zeigen eine Fülle feiner Details, sie hat einen sehr schnellen Autofokus, ein lichtstarkes Zoom mit einem praxisgerechten großen Brennweitenbereich und bietet eine hervorragende Ausstattung in einem handlichen Gehäuse.
Wichtiger Hinweis: Da mit einem Vorserienmuster fotografiert wurde, sind die folgendenPraxisbilder (unbearbeitete JPGs aus der Kamera) nur in kleiner Auflösung zu sehen. Bilder in Originalgröße reichen wir nach, sobald ein Serienmodell in der Redaktion war.