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Die Sigma sd Quattro H ist eine Kamera für Aufnahmen ist, bei denen es um höchste Auflösung und präzise Farbwiedergabe geht. Damit passt sie sehr gut zu den Sigma Art Objektiven, auch zum Sigma 1,8/135 mm DG HSM | Art.

Das Sigma 1,8/135 mm DG HSM | Art ist aktuell die längste Festbrennweite unter den Art-Objektiven und weltweit das 135er mit der höchsten Lichtstärke. (Aktuell heißt: Anfang Oktober 2017.)

Sigma 135 mm ART

Das DG im Namen bedeutet, dass das 1,8/135 mm ein Vollformatobjektiv ist. Entsprechend ist es an Vollformatkameras ein lichtstarkes kurzes Tele. “Kurzes Tele” ist ein bisschen widersprüchlich in sich, aber Sie wissen was ich meine.

An einer Kamera mit APS-C-Sensor wirkt es wie ein Objektiv mit ca. 200 mm Brennweite an einer Vollformatkamera. Und das muss man sich kurz auf der Zunge zergehen lassen. 1,8/200 mm – das ist durchaus etwas, über das man sich als Fotograf freuen kann. Und wenn man sieht, dass das Objektiv zwar nicht gerade zierlich und leicht ist, aber mit 115 mm Länge, 92 mm Durchmesser und 1135 g Gewicht tragbar, dann ist diese Kombination aus Brennweite und Lichtstärke erst recht lobenswert!

Die Sigma sd Quattro H liegt mit ihrem APS-H-Sensor (26,7 x 17,9 mm) dazwischen. Hier liegt der Crop-Faktor bei 1,3x. Man kann mit dem 135er so arbeiten, wie mit 180 mm Brennweite an Vollformat. Festbrennweitige 180-mm-Objektive waren früher häufiger im Angebot, aktuell gibt es vielleicht eine Handvoll.

Was tun mit 180 mm Brennweite und einem Bildwinkel von rund 14°?

Im Endeffekt kann man sie in allen Motivbereichen sinnvoll nutzen.

HINWEIS: Sie können die folgenden Bildbeispiele durch Anklicken in voller Größe von 6192 x 4128 Pixeln bzw. 8768 x 5840 Pixeln betrachten.

Ruine Trimburg
Kein klassisches Architekturbild, aber man sieht: Man kann ein Gebäude (oder die Reste davon) groß ins Bild holen und stürzende Linien vermeiden, wenn man mit einer längeren Brennweite aus größerer Entfernung fotografiert. Im Beispiel liegen rund 220 m zwischen meinem Standort und der Ruine Trimburg (sagt Google Earth).

Architekturfotografen können aus größerer Entfernung ganze Gebäude fotografieren und dabei stürzende Linien vermeiden.

Tal der fränkischen Saale
Der Kirchturm von Langendorf ist rund 3 km entfernt, aber man kann die Uhrzeit ablesen. Bis zu den Antennen bei Fuchsstadt sind es rund 5 km. Hier wird die raffende Wirkung der langen Brennweiten bereits sichtbar.

Landschaftsfotografen können einen weniger fotogenen Vordergrund aus dem Bild drängen und große Entfernungen zum Hauptmotiv überbrücken. Porträtfotografen können aus größerer Entfernung arbeiten und dem Modell dadurch mehr Freiraum geben.

Schmetterling
In diesem Jahr waren nur wenige Schmetterlinge in unserem Garten. Der hier kam zur rechten Zeit für ein paar Bilder, wurde bei der Suche nach Nahrung aber nicht von mir gestört.

Man kann kleine Tiere groß ins Bild holen, ohne dass man ihnen zu nahe kommen muss. Dabei nicht unwichtig: Die Kombination aus Sigma sd Quattro H und 135 mm | Art macht es mit ihrer hohen Auflösung möglich, ggf. mit Ausschnitten aus dem Bild immer noch große Ausdrucke zu gestalten.

Und in allen Motivbereichen ist es möglich, Details aus dem Umfeld zu lösen.

In der Praxis kann das 135er durch eine Reihe seiner Eigenschaften überzeugen.

Es bietet die große Anfangsöffnung von 1:1,8 und man kann auch bei wenig Licht im Bereich der niedrigen ISO-Werte und/oder kurzen Verschlusszeiten bleiben.

Blatt an kahlen Zweigen
Blende 4 bringt das Blatt gut in die Schärfe und lässt den Hintergrund verschwimmen.

 

Verbunden mit der hohen Lichtstärke ist eine sehr schön schmale Schärfenzone. Aus einem Meter Abstand sind es gerade mal zwei Zentimeter. Dadurch lassen sich Details schön vom Hintergrund trennen.

Rose
Das Objektiv bringt einen schönen Übergang von Schärfe zur Unschärfe. (Die beiden kleinen Tiere in der Rose fielen mir erst auf, als ich das Bild auf dem Monitor betrachtete.)

Das Objektiv liefert ein angenehm weiches Bokeh. Der unscharfe Hintergrund wirkt samtig, kleine Lichtpunkte im Hintergrund kommen als schöne Scheibchen.

Die Naheinstellgrenze liegt bei 87,5 cm. Damit erzielt man einen größten Abbildungsmaßstab von 1:5. Wenn man mehrere Bilder aus der Nähe machen möchte, kann man den AF-Einstellbereich des 135ers auf 87,5 cm bis 150 cm begrenzen – sehr praktisch.

Und da ist dann natürlich noch die Abbildungsleistung! Die größte Öffnung von 1:1,8 ist nicht nur ein Notanker, den man verwendet, wenn das Licht geht. Blende 1,8 ist eine vollwertige Arbeitsblende, da das 135 mm | Art schon hier eine top Leistung abliefert, die man sogar noch steigern kann, wenn man abblendet.

Gelbe Astern
Wie beim Bild er beiden gelben Blätter wurde hier die die höchste Auflösung von 8768 x 5840 Pixeln abgerufen. Auch hier ist zu erkennen, dass das 1,8/135 mm | Art ein angenehmes Bokeh liefert.

Für diese Abbildungsleistung ist die Sigma sd Quattro H ein hervorragender Partner. Der Foveon Sensor setzt das Auflösungsvermögen des Objektivs präzise um.

Wenn es um exakte Detailwiedergabe geht, kann man aus der Objektiv/Gehäuse-Kombination Bilder mit 8768 x 5840 Pixeln herausholen.

Spinnennetz
Auf den ersten Blick auf das kleine Bild wirkt es im ganzen scharf, aber wenn man genauer schaut sieht man, die Schärfr bei Blende 2,8 auf dem Spinnennetz und den Tropfen liegt, das Gitter davor aber schon außerhalb der Schärfenzone liegt.

In vielen Fällen kann man die sd Quattro H mit dem 135er aus der freien Hand einsetzen, aber wenn man auf der sicheren Seite sein möchte, setzt man die Kamera doch auf ein Stativ. Damit wird nicht nur Verwackeln vermieden, sondern  u. a. auch, dass man sich nach der erfolgten Scharfstellung auf ein bestimmtes Motivdetail ein wenig vor oder zurück bewegt und die Schärfenebene dadurch verschiebt.

Sigma sd Quattro H
Um sicher zu sein, dass die schmale Schärfenzone das Spinnennetz erfasst, verliess ich mich lieber auf das Stativ.

Deshalb habe ich für viele Bilder mein Kaiser Tiltall TC-284 aufgebaut. Die längs angebrachte und unter das Objektiv ragende Stativplatte sorgt wieder dafür, dass der gemeinsame Schwerpunkt von Gehäuse und Objektiv ziemlich genau über dem Kugelkopf BH-30 liegt und ich den Bildausschnitt schnell so festlegen kann, wie ich ihn haben möchte.

Motive in weniger als ein Meter Entfernung oder mehrere Kilometer weit weg – das Sigma 1,8/135 mm DG HSM | Art bringt sie in der Qualität auf den Sensor, die man von den Art-Objektiven gewohnt ist.

 

Sigma Digitalkameras und der Foveon-Sensor

Sigma ist in erster Linie Objektivhersteller und nimmt besonders mit den Objektiven der ART-Serie eine Spitzenstellung ein. Aber es sind auch Kameras im Angebot – die DSLR-Kamera SD1 Merrill, die Kompaktkameras dp0 Quattro, dp1 Quattro, dp2 Quattro und dp3 Quattro, von denen jede mit einem APS-C-großen Sensor und einer fest eingebauten Festbrennweite ausgestattet ist, und die spiegellosen Systemkameras sd Quattro mit einem Sensor im APS-C-Format (Crop-Faktor 1,5x) und sd Quattro H mit einem Sensor im APS-H-Format (Crop-Faktor 1,3x.)

Bei den Sensoren handelt es sich immer um Foveon X3 Direktbildsensoren. Sie zeichnen das Bild in drei Schichten auf, von denen die obere die blauen, die mittlere Schicht die grünen und die untere die roten Helligkeitsinformationen aufzeichnet (wie es auch bei Farbnegativfilmen der Fall ist).

Durch den Schichtaufbau wird für jeden Bildpunkt die vollständige RGB-Farbinformation erfasst – im Gegensatz zu anderen Sensoren, wo für jeden Bildpunkt nur eine Farbinformation (blau oder grün oder rot) aufgezeichnet wird und die beiden anderen aus Nachbarpixeln errechnet (interpoliert) werden.

Dieser Schichtaufbau kommt nicht nur einer hervorragenden Farbtreue zugute, sondern auch der Detailtreue, weil es nicht passieren kann, dass durch Interpolation feinste Details „vernuschelt“ werden.

Zur hohen Detailtreue trägt bei den Foveon X3 Sensoren auch bei, dass die obere Schicht 4x so viele Pixel aufweist, wie jede der darunterliegenden. Feinste Strukturen werden dadurch noch besser erfasst.

Diesen Vorteilen der Foveon-Sensoren, die wir in einem Test auch noch zeigen werden, stehen zwei Nachteile gegenüber. Die Schichtsensoren sind nicht schnell und ISO-Werte jenseits der 400 sollte man meiden und wann immer es geht mit ISO 100 arbeiten.

Daraus folgt: Keine der Sigma Kameras ist ein Allrounder – aber wenn es um die Farbwiedergabe und das Auflösungsvermögen geht, sind sie ganz ganz vorne mit dabei. Die sd Quattro H, um die es in unserer kleinen Serie  geht, liegt in diesen Belangen (!) auf einer Höhe mit hochauflösenden Vollformatkameras wie der Canon EOS 5DS R.

 

Text und alle Bilder (c) Herbert Kaspar

 

Weiterführende Links

Die Sigma Art Objektive für Vollformatkameras in der Praxis