Stativ Feisol Elite CT-3372 Rapid im Test

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2016_10_14




Das Feisol Elite CT-3372 Rapid ist ein Dreibeinstativ, das es schon eine Zeit lang gibt, das ich aber erst auf der photokina 2016 am Stand von Feisol zum ersten Mal in die Hand nehmen konnte, worauf ich beschloss, ein Exemplar für einen Praxistest anzufordern. Um diesen Test geht es nun.

Ein Stativ macht viele Aufnahmen überhaupt erst möglich, etwa Belichtungen mit langen Verschlusszeiten. Ein Stativ kann aber auch bei noch mehr Aufnahmen dafür sorgen, dass sie besser ausfallen, als eine Freihandaufnahme in derselben Situation. Aber während das Stativ für Langzeitbelichtungen tatsächlich zum Einsatz kommt, fristet es darüber hinaus oft genug ein ungeliebtes Dasein zu Hause oder im Kofferraum. Der Hauptgrund dafür, dass man das Stativ nur nutzt, wenn es wirklich nicht anders geht, ist, dass man nicht so viel schleppen möchte.

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Aufnahme des Hammelburger Marktplatzes mit Rathaus und Renaissance-Brunnen mit 1/2 Sekunde Belichtungszeit.

Über das Gewicht konnte ich mich bei meinem Testmuster aber nicht beschweren. Ich hatte das Dreibein ohne Mittelsäule (ca. 1,72 kg) aber mit Stahlspikes (ca. 0,37 kg) bestellt. Dazu kommt das Gewicht für einen Stativkopf. Ich hatte mich für den Kugelkopf Feisol CB-50DC entschieden, der rund 0,57 kg zum Gesamtgewicht von etwa 2,66 kg beisteuert.

Bei dem Gewicht kann es sich nur um wackliges Kleinstativ handeln, denkt sich die eine oder der andere jetzt vielleicht. Falsch. Ganz falsch. Das Feisol Elite CT-3372 Rapid ist groß genug für meine 184 cm und stabil ist es auch.

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Der Hauptrahmen des Stativs besteht aus Aluminium. Er ist aus einem Stück gefräst, wirkt entsprechend stabil und zuverlässig. Ebenfalls aus Alu ist die Montageplatte, die in den Hauptrahmen eingesetzt und mit drei kleinen Schrauben fixiert ist. Mit einem passenden Innensechskant-Schlüssel (im Lieferumfang) kann man die Schrauben öffnen, die  Montageplatte entnehmen und sie durch eine Platte mit Mittelsäule ersetzen. Die war, wie gesagt, bei meinem Teststativ nicht dabei. Entsprechend wurde der Stativkopf direkt auf das 3/8“-Gewinde der Montageplatte geschraubt.

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Unten an der Montageplatte ist ein Haken befestigt, an den man Zusatzgewichte hängen kann, um gegebenenfalls für mehr Stabilität zu sorgen, wenn etwa eine steife Brise am Stativ zerrt. Wenn das Gewicht allerdings zu schwingen anfängt, ist die Sache eher kontraproduktiv.

Am Hauptrahmen sind die Stativbeine mit je zwei Schauben befestigt, die man mit zwei anderen mitgelieferten Innensechskant-Schlüsseln lockern oder fester anziehen kann.

Die Stativbeine mit ihren zwei Auszügen bestehen aus Carbon. Das oberste Segment hat einen Durchmesser von 37 mm, das mittlere von 33 mm und das unterste durchmisst immer noch 29 mm. Das sorgt für einen sicheren Stand.

Alle drei obersten drei Segmente sind mit Schaumstoff ummantelt. Das ist jederzeit, im Winter aber besonders angenehm. Daumen hoch.

Die beiden Drehverriegelungen pro Bein sind griffig gummiert und lassen sich mit wenig Kraftaufwand öffnen und sicher schließen. Beim Öffnen rutschen die jeweils unteren Beinsegmente ein ganzes Stück aus den oberen, aber man muss ein bisschen nachhelfen, um die Beine auf die volle Länge zu bringen.

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Die „Füße“ des Stativs sind in der Grundausstattung Gummikappen, die man einfach abziehen und durch die verschiedene Spikes ersetzen kann. Ich hatte die Edelstahl-Spikes mit Gummikappen zum Ausprobieren. Sie werden in den Beine geschraubt und mit dem mitgelieferten Maulschlüssel festgezogen. Für den Einsatz in Innenräumen können die Gummikappen an den Spikes nach unten gedreht werden. Für den Einsatz auf etwas matschigem Untergrund kann man die Gummikappen ganz abdrehen, damit kein Schmutz hinein gelangt. Dann sind die Spikes 50 mm lang.

Spreizt man die ganz ausgefahrenen Beine ab, bis die Rastklemmen das erste Mal die Bewegung stoppen, ist die Montageplatte rund 152 cm über dem Boden, für die Aufnahme der Schnellwechselplatte des CB-50DC sind es rund 163 cm und das Okular einer DLSR vom Schlage Canon EOS 5D Mark IV oder Nikon D610, die beide auf dem Feisol zum Einsatz kamen, ist dann in einer Höhe von rund 172 cm zu finden – gerade in Augenhöhe für mich.

Für einige Aufnahmen nach oben wollte ich die Kamera aber ein wenig höher haben. Mangels Mittelsäule verringerte ich den Abspreizwinkel der Beine ein wenig und erzielte dadurch den gewünschten Höhengewinn, ohne dass das Stativ an Standfestigkeit verlor. (Das geht natürlich nur bis zu einem gewissen Grad.)

Für Aufnahmen von einem tiefen Standort kann man die Rastklemmen für die Beinspreizung öffnen und die Beine fast waagrecht stellen. Wenn man die Beine auf die geringste Länge bringt, ist die Aufnahme für die Schnellwechselplatte dann rund 8,5 cm über dem Boden.

Dass die maximale Höhe mit nur zwei Beinauszügen erreicht wird, bringt es umgekehrt mit sich, dass das Stativ beim Transport (also zusammengeschoben) nicht eben zierlich ist. Ohne Kopf misst es dann rund 63 cm (ohne Spikes) bzw. 68 cm (mit Spikes).

Trotz des geringen Eigengewichtes kann das Stativ laut Datenblatt bis zu 30 kg tragen. Zieht man das Gewicht für den Stativkopf CB-50DC ab, bleiben theoretisch noch gut 29,4 kg für die Aufnahmeeinheit – in der Praxis sind es 19 kg, denn dafür ist der Kugelkopf ausgelegt.

Aber auch von den 19 kg war ich mit der Kombination aus  Canon EOS 5D Mark IV plus Tamron SP 150-600 mm G2 (zusammen nicht ganz 3 kg) doch recht weit entfernt, noch weiter mit der Nikon D610 plus Sigma 24-105 mm | Art (zusammen ca. 1,8 kg.), von der Olympus OM-D E-M1 mit Batteriegriff HLD-7 und M.Zuiko 12-60 mm (zusammen rund 0,97 kg) ganz zu schweigen.

Mit keiner der drei Kombinationen gab es Probleme, obwohl bei einigen Langzeitbelichtungen und Aufnahmen mit den sehr langen Brennweiten des Tamron minimale Wackler festzustellen waren, die auf den Spiegelschlag der Kameras zurückzuführen waren. Mit Spiegelvorauslösung, die bei der Nikon D610 vorbildlich leicht zu aktivieren ist, war auch von diesen Wacklern nichts mehr zu sehen.  Bei der Olympus als spiegelloser Systemkamera trat das Problem systembedingt erst gar nicht auf.

Zu dieser hervorragenden Leistung trug auch der Kugelkopf CB-50DC seinen Teil bei. Mit einem Kugeldurchmesser von 50 mm ist er der zweitgrößte im Feisol System, beim größten durchmisst die Kugel 70 mm. Die Tragkraft des CB-50DC wird mit 19 kg angeben, die des größeren CB-70D mit 38 kg.

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Beim CB-50DC besteht das Gehäuse aus Carbon (die Kugel natürlich nicht), was gegenüber der Variante CB-50D mit Alu-Gehäuse zwar nur einen Gewichtsvorteil nur von 20 g bringt (571 g / 591 g) – aber das zum Carbon-Stativ passende Design wäre mir den Aufpreis von 10 ,- € (169,- € / 159,- €) wert. (Der CB-70 D, den es nur in der Alu-Variante gibt, kostet 245,- €).

Im Preis des Kopfes ist immer eine Kupplungsplatte mit Schwalbenschwanzführung inbegriffen, die zum Arca-Swiss-System kompatibel ist. Hier gibt es zum ersten Mal etwas zu meckern. Die Platte muss mit einer altmodischen Münzschlitzschraube an der Kamera befestigt werden, was ohnehin nicht wirklich sexy ist. Und wenn dann schon eine gebräuchliche Münze wie die 20-Cent-Münze zu dick ist, gilt das erst recht. Was aber sehr gut passt, ist der Griff des erwähnten Maulschlüssels, mit dem man die Spikes festzieht.

Für die Testaufnahmen mit dem Tamron SP 150-600 mm G2 war die Platte nicht nötig, da die Stativschelle des Zooms einen Arca-Swiss-kompatiblen Fuß aufweist. Die Stativschelle führte dazu, dass die Kombination aus Zoom und EOS 5D Mark IV im Schwerpunkt über dem Kopf saß und entsprechend keinerlei Probleme mit Absinken entstanden. Aber auch die frontlastige Kombination aus Sigma 24-105 mm |Art und Nikon D610 war einfach und sicher auszurichten.

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Der CB-50DC bietet zum Feststellen einen gut dimensionierten Drehknopf, während das Rändelrad, mit dem man die Friktion regeln kann, ein bisschen klein ausgefallen ist. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn man die Friktion etwas straffer einstellen könnte, aber man kommt zurecht. Ein drittes, wieder ordentlich großes Rad dient dazu, die Drehung des Kopfes um die vertikale Achse zu lösen oder zu fixieren. Für die genaue Drehung bei Panoramaaufnahmen gibt es eine Gradskala am Fuß des Kugelkopfes.

Als Zubehör gibt es Stativtaschen im Feisol Programm, von denen die 80 cm lange TBL80 dem Stativ mit aufgesetztem Kugelkopf mehr als genug Platz bietet.

Alles in allem

… bietet die Kombination aus Feisol Elite CT-3372 Rapid und Feisol Kugelkopf CB-50DC eine hervorragende Mischung aus geringem Gewicht, guter Ausstattung und hoher Stabilität. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass man diese Mischung nicht umsonst bekommt.

Text und Bilder (c) Herbert Kaspar

 

GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS

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Preise: Stand 24. Oktober 2016

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