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Mit der Canon EOS-1D X wird nach der Ankündigung in diesem Jahr Anfang 2012 auch im wirklichen Leben die Zweispurigkeit der digitalen EOS-1-Modelle enden. Auf der einen Spur fährt im Moment noch die EOS-1Ds Mark III, die mit 21,1 MPix auf einem 24 x 36 mm großen Vollformatsensor und Empfindlichkeiten von ISO 50 bis ISO 3200 die Fotografen anspricht, die auf hohe Auflösung und minimales Rauschen Wert legen, denen 5 B/Sek. genug sind und die alle EF-Objektive ohne scheinbare Brennweitenverlängerung nutzen möchten. Auf der anderen Seite

gibt es die EOS-1D Mark IV, die auf einem 27,9 x 18,6 mm großen Sensor (APS-H, Crop-Faktor 1,3x) 16,1 MPix aufbaut und Serienaufnahmen mit bis 10 B/Sek. möglich macht. Empfindlichkeiten bis ISO 102.400 machen passend kurze Verschlusszeiten auch bei wenig Licht möglich.

 

Die neue EOS-1D X ist mit einem Vollformatsensor ausgestattet, der 18,1 MPix auflöst und damit zwischen den beiden letzten Modellen der EOS-1D Serie angesiedelt ist. 18,1 MPix sind ausreichend, um mit einer Auflösung von 300 ppi, die für den Zeitschriftendruck üblich ist, Bilder im Format von A3 zu drucken – das heißt, dass doppelseitige Bilder in praktisch allen Magazinen der Welt problemlos veröffentlich werden können. Dazu kommen die hohe Serienbildgeschwindigkeit von 12 B/Sek. und Empfindlichkeiten bis ISO 204.800. Mit anderen Worten, die EOS-1D X ist eine sehr vernünftige Kamera mit der viele Profis die Wünsche ihrer Kunden erfüllen können und die auch – zahlungskräftigen – Amateuren alle Motivgebiete erschließen wird.

Obwohl sehr vernünftig ist die EOS-1D X nicht das Top-Modell der EOS-Serie, auf das Canon-Fans auf der ganzen Welt gewartet haben (wohlwissend, dass die wenigstens sich dieses Modell werden leisten können). Von Sony heißt es, dass ein 36 MPix Sensor entwickelt worden sein soll, der in einer eigenen Vollformatkamera zum Einsatz kommen soll und der auch in einer Nikon verbaut werden soll. 3x „soll“ in einem Satz ist nicht schön, aber es zeigt sehr deutlich: Nichts Genaues weiß man nicht. Wenn diese Vollformatboliden aber tatsächlich kommen – kann Canon dann einfach so zuschauen? Vermutlich nicht – und als in New York vor wenigen Tagen die Entwicklung der EOS C angekündigt wurde, dachte der ein oder andere an eine neue Spitzen-DSLR. Allerdings ist die EOS C anders positioniert. Sie hat zwar einen Vollformatsensor, aber der ist auf HD-Filme im 4K-Videomodus ausgelegt, also auf acht MPix und für Fotografen nicht unbedingt das richtige Werkzeug.

Das heißt, dass – wenn Canon wirklich eine neue höchstauflösende DSLR bringen will – ein Modell jenseits der EOS-1D X kommen muss. Dabei stellt sich die Frage, ob es sich wieder um eine klassische DSLR handeln wird. Andere Möglichkeiten wären, dass man sich der alten RT-Tugenden besinnt (diese Kameras hatten feststehende Spiegel), oder dass Canon alle überrascht und gleich mit einem Top-Modell in die Welt der spiegellosen Kameras einsteigt. Dass auch Canon sich den spiegellosen Kameras nicht auf Dauer entziehen kann, dürfte feststehen – aber vielleicht ist die erste Spiegellose Canon auch ein kleineres Modell. Immerhin gibt es ein Canon-Patent für einen Adapter, an den man EF- und EF-S-Objektive, die auf größere Auflagemaße abgestimmt sind, an eine Kamera mit kleinem Auflagemaß, also ohne Spiegelkasten, ansetzen kann. Und dieser Adapter wurde bestimmt nicht entwickelt, damit man Canon-Objektive an spiegellosen Modellen von Olympus, Panasonic, Samsung oder Sony ansetzen kann.

Nun ja – abwarten, und Espresso trinken.